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Gedenke deiner Taten

Gedenke deiner Taten

Titel: Gedenke deiner Taten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Unger
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beantwortete. Dann hatte sie sie endlich allein gelassen. So einer Frau wie der kleinen dunkelhaarigen Agentin mit der dicken Brille war Emily noch nie begegnet. Sie war selbstbewusst und zielstrebig. Sie hatte einen Revolver, eine Dienstmarke und redete wie ein Mann. Nun aber raus mit der Sprache, Emily. Fangen Sie ganz von vorn an. Hätte sie um einen Anwalt bitten sollen? Irgendwer hatte gesagt, ihr stünde einer zu. Oder hatte sie das nur im Fernsehen gesehen? Egal, sie wollte sowieso die Wahrheit sagen.
    Als er an der Tür des Krankenwagens stand, hatte sie ihn für Joe gehalten. Sicher wollte er ihr sagen, dass die alte Frau gelogen hatte, dass Emily natürlich seine Tochter war und er sich von nun an um sie kümmern würde. Sie solle schlafen und sich ausruhen, dann komme alles in Ordnung. Aber der Mann war nicht ihr Vater. Es war der Mann, dessen Auto sie gestohlen hatten. Wie hieß er gleich? Sie konnte sich nicht erinnern. Alles schien so lange her. War es wirklich erst vor Stunden passiert?
    »Wie geht es Ihnen, Emily?«
    »Ganz gut«, sagte sie. »Es tut mir so schrecklich leid.«
    Mit der Sauerstoffmaske über dem Gesicht konnte sie kaum sprechen. Hatte er sie überhaupt gehört? Ihre Worte klangen wie unzusammenhängendes Geraune. Sie klang wie eine Erwachsene bei den Peanuts .
    »Emily«, sagte er, kletterte in den Krankenwagen und setzte sich neben sie. Er war so groß, dass er sich in dem engen Innenraum ducken musste. »Jetzt müssen Sie für die anderen den Kopf hinhalten. Ihre beiden Mittäter sind tot. Sie sollten sich einen Anwalt nehmen, okay? Sie sollten nicht mehr mit dem FBI sprechen.«
    Was sagte er da? War er nicht auch Polizist? Vielleicht war es ein Trick. Er wollte sich an ihr rächen, weil sie seinen Wagen gestohlen hatte. Aber er wirkte nicht so. Er war freundlich, das hatte sie sofort bemerkt. Wieder musste sie an Dean in der Blutlache denken. Auch ihn hatte sie anfangs für einen guten Menschen gehalten, und irgendwie glaubte sie das immer noch. Sie dachte an ihr Baby, das sie enttäuscht und betrogen hatte, noch bevor es das Licht der Welt erblickte. Sie fing zu weinen an, die Tränen strömten über ihr Gesicht. Sie konnte nicht mehr aufhören.
    »Sie kennen mich nicht«, sagte er, »und wahrscheinlich wissen Sie im Moment selbst nicht, wem Sie noch vertrauen können. Sie haben ein paar fragwürdige Entscheidungen getroffen und Fehler gemacht, deswegen brauchen Sie unbedingt einen Anwalt, der Ihnen in der nächsten Zeit beratend zur Seite steht. Wenn die Agentin zurückkommt, werden Sie ihr sagen, dass Sie erst weiter aussagen, wenn Ihr Anwalt dabei ist.«
    Emily war sprachlos, deshalb nickte sie nur.
    »Wen kann ich anrufen, Emily?«
    Wen? Dean war tot. Ihre Mutter hasste sie für immer. Joe Burke war nicht ihr Vater. Emily dachte an Carol, die in diesem Moment um ihr Leben kämpfte, weil Emily sie verraten hatte. Die Scham und die Reue waren unerträglich. Nein, sie hatte niemanden mehr. Sie schüttelte den Kopf und sah das Mitleid in seinem Gesicht. Sie wandte sich ab.
    Er drückte ihr etwas in die Hand. »Ich weiß nicht, was ich für Sie tun kann. Aber wenn Sie Hilfe benötigen, können Sie mich jederzeit anrufen.«
    Der Wagen zitterte, als der Mann ausstieg. Draußen sagte jemand:
    »Ihr Auto wird als Beweismittel beschlagnahmt, Jones. Ich bringe Sie nach Hause.«
    Der Name stand in schlichten schwarzen Lettern auf dem Kärtchen: »Jones Cooper, Privatdetektiv«. Darunter eine Telefonnummer und eine Mailadresse. Sie steckte die Karte ein. Jetzt konnte niemand mehr etwas für sie tun. Trotzdem fühlte sie sich ein bisschen getröstet.
    Birdie hörte die Planken knarzen und sah John Cross auf sich zukommen. Sie hatte ihn auf dem Festland vermutet. Er stellte sich neben sie und schaute aufs Wasser hinaus. Das Feuer war unter Kontrolle, aber das Haupthaus und auch einige der umstehenden Bäume waren abgebrannt.
    »Was für ein Albtraum«, flüsterte er ehrfürchtig. »Es tut mir ja so leid, Birdie. Was kann ich für Sie tun?«
    Den Mund halten , hätte sie am liebsten gesagt. Sie brauchte kein Mitleid von jemandem, der auf seiner sicheren Insel stand, dessen Haus und Leben nicht zerstört worden waren. Aber natürlich sagte sie nichts. Immerhin hatte er ihre Tochter, ihre Enkelin und das kleine Flittchen aus dem Wasser gezogen. Auch wenn die drei es aus eigener Kraft geschafft hätten, sollte sie ihm dankbar sein.
    »Im Moment können wir nichts tun, aber danke. Danke, dass Sie

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