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Gedenke deiner Taten

Gedenke deiner Taten

Titel: Gedenke deiner Taten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Unger
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Schauer lief durch ihren Körper, so als sei ihr bitterkalt. Sie zitterte. Im nächsten Moment sah sie Sean aus dem Auto steigen. Panisch blickte er sich um. Als er sie entdeckte, eilte er auf sie zu. Ein Polizist versuchte, ihn aufzuhalten. Sean machte sich los, zeigte in Kates Richtung, und endlich ließ der Officer ihn passieren.
    »Was ist passiert? Wo ist Chelsea?«, fragte er. Er packte Kate bei den Schultern und zog sie an sich.
    »Dahinten«, sagte Kate und zeigte zum Krankenwagen. »Uns geht es gut. Wo ist Brendan?«
    »Bei meiner Mutter. Was ist passiert? Riecht es hier nach Rauch?«
    »Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll«, sagte Kate erschöpft.
    »Am besten am Anfang.« Vor Kate stand eine junge Frau in FBI -Jacke. Sie stellte sich als Eliza Griffin vor. »Sind Sie in der Lage, mir ein paar Fragen zum Geschehen auf der Insel zu beantworten?«
    »Natürlich«, sagte Kate.
    »Kommen Sie, wir setzen uns ins Warme«, sagte die Agentin. Sie hatte etwas Mädchenhaftes und war etwa Mitte zwanzig. Es war bizarr. Zuerst war man ein Kind und wurde von niemandem ernst genommen. Und plötzlich begegnete man Leuten, jünger als man selbst und in wichtigen Positionen, die einem sagten, wo’s langgeht.
    »Ich will bei meiner Tochter bleiben«, sagte Kate. Noch nie in ihrem Leben hatte sie so gefroren. Es war, als werde ihr nie wieder warm.
    »Brauchen Sie einen Arzt?«, fragte die Agentin.
    Kate wollte ablehnen. Aber schließlich hatte sie einen Schlag an den Kopf bekommen und das Bewusstsein verloren, und dann war sie durch eisiges Wasser geschwommen. Ja, sie brauchte einen Arzt. Sie lehnte sich an Seans Brust.
    »Du zitterst ja«, sagte er.
    »Ich möchte gern eine Aussage machen«, sagte Kate kraftlos. Er führte sie zum nächsten Krankenwagen, und der Sanitäter gab ihr eine Wärmefolie. Sean blieb bei ihr, während sie schilderte, was seit dem Vorabend passiert war. Sie fasste sich kurz. Das Gewitter, die Fremden, das gestrandete Boot, der Kampf der beiden Männer, die Mädchen im Gästehaus, der erneute Angriff auf Kate, die Mädchen in der Hütte, die Flucht. Sie beantwortete alle Fragen der Agentin, so gut sie konnte. Dabei hielt sie sich strikt an die Chronologie. Allem lag jedoch eine tiefere Bedeutung zugrunde, und auf der Insel war so viel mehr vorgefallen. Aber das interessierte die Agentin nicht; sie war nur darauf aus, den aktuellen Fall abzuschließen.
    »Wer sind Sie?«, fragte die Agentin plötzlich. »Warum wurde ausgerechnet Ihre Insel überfallen?«
    Kate zögerte. Das war eine Privatangelegenheit, oder? Ihre Mutter hatte ihr nach der Rettung erzählt, die junge Frau halte sich für Joes uneheliche Tochter. Es musste mehr dahinterstecken. Ein Bild aus ihrer Kindheit war am Rand von Kates Bewusstsein aufgeblitzt. Birdie war es sicher unangenehm, aber Kate hatte keine Wahl. Sie musste die Wahrheit sagen.
    »Die junge Frau glaubt wohl, mein Vater, Joe Burke, wäre ihr leiblicher Vater. Ich weiß nicht, wie sie darauf kommt. Sie sollten meine Mutter fragen.«
    Die Nachricht schien Agent Griffin kaum zu überraschen. Sie machte sich eine Notiz. Sean hingegen war die Kinnlade heruntergeklappt. Er sah aus wie eine verblüffte Comicfigur.
    »Was wollte sie hier?«, fragte Griffin. »Hat sie ihn auf der Insel vermutet?«
    »Keine Ahnung. Ich glaube, die Männer, die sie begleitet haben, waren der Meinung, irgendwo auf der Insel sei ein Safe mit Geld.«
    Im Grunde hatte die junge Frau auf Heart Island nur gesucht, was sie alle dort suchten: das Gefühl, eine Familie zu haben, geborgen und geliebt zu werden, glücklich zu sein.
    »Kennen Sie Emily Burke?«, fragte die Agentin. »Hatten Sie je Kontakt zu ihr?«
    Die Frau hatte sich als Anne vorgestellt; Birdie hatte sie Emily genannt. Kate hatte nicht bemerkt, dass sie den gleichen Nachnamen trugen. Sie war verstört.
    »Nein«, sagte sie, »noch nie.«
    Die Agentin kaute auf ihrem Stift herum und beobachtete Kate aufmerksam.
    »Emily behauptet, Ihre Mutter habe sie aus dem brennenden Haus gerettet.«
    »Wenn das stimmt«, sagte Kate, »wird sie ihre Gründe gehabt haben.«
    Birdie hatte sich nicht von Altruismus oder Mitgefühl leiten lassen. Bestimmt hatte sie das Mädchen gerettet, damit es für seine Taten büßen musste. Es sähe Birdie ähnlich, sich in Gefahr zu bringen, nur um eine abstrakte Idee von Recht und Ordnung durchzusetzen. Der Tod war nichts als ein Fluchtweg.
    »Dann stehen die zwei nicht in Verbindung?«
    »Meine Mutter steht

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