Gedrillt
seines Freundes Johnson mit jemandem zu besprechen, der Türen eintreten konnte. Wir gingen in den Keller hinunter zu der winzigen Küche. Sie wirkte genauso wohlgepflegt wie alle anderen Räume des Hauses. Es war eine Küche, in der niemals Essen gekocht wurde. Nasse Tassen und Untertassen standen im Spülbecken und ein paar Gläser auf dem Abtropfbrett. Auf dem Regal darüber standen Packungen gemahlenen Kaffees und eine riesige Schachtel mit Teebeuteln sowie ein großer transparenter Kunststoffbehälter, der einer Aufschrift zufolge Zucker enthielt. Eine graugestrichene Jalousie verdeckte das Fenster. Joe Brody öffnete den Kühlschrank, der mit Getränkedosen angefüllt war. Er nahm sich eine Pepsi, knipste den Verschluß auf und trank aus der Dose. Keinem bot er etwas an. Er schien in Gedanken versunken.
Ich saß mit Harry an dem runden Küchentisch. Brody ergriff einen freien Stuhl, stützte den Fuß auf eine Strebe desselben und fragte: »Waren da zwei Amerikaner oder nur dieser eine?«
»Zwei«, sagte ich und beschrieb Thurkettle, und wie er auf die Terrasse herausgekommen war und davon gesprochen hatte, daß er einst mit Peter Underlet im gleichen Büro gesessen habe, und auch, wie sich nach der Auktion Johnson an mich herangemacht hatte. Ich erwähne nicht, daß ich bei der Auktion mitgeboten hatte, und ließ keine Andeutung fallen, daß ich an dem Umschlag interessiert gewesen war. Brody setzte sich und sagte: »Wir wissen von dieser Auktion.«
»Warum sagen Sie mir nicht, was Sie wissen, Mr. Brody? Ich werde versuchen, die Lücken zu füllen.«
»Meinen Sie Thurkettle?«
»Genau das meine ich«, sagte ich.
»Na, nun sehen Sie, weshalb ich ein paar von den Einzelheiten lieber ausgelassen hätte«, sagte Brody. »Wir versuchen herauszufinden, ob zur Zeit der Explosion beide Männer dort waren.«
»Ich hörte Johnson mit Thurkettle sprechen, als er in sein Zimmer kam. Damals glaubte ich, er spräche mit sich selbst. Danach … also, ich weiß nicht.«
»Wann war das?« sagte Brody. Er drehte die Öffnung seiner Pepsidose nach unten und schlürfte mit offenbarem Genuß die letzten Tropfen. Wahrscheinlich brauchte er den Zucker.
»Vielleicht eine halbe Stunde vor der Explosion«, erwiderte ich.
»Was hat er gesagt?« Achtlos warf Brody die leere Dose durch den Raum. Sie landete klappernd im Mülleimer. Als Brodys Augen zu mir zurückkehrten, sagte ich: »Ich glaube, er sagte: ›Na, sieh mal einer an!‹ Jedenfalls war es so eine Bemerkung, wie man sie gut zu sich selbst machen kann. Die aber andererseits auch eine Begrüßung hätte sein können.«
»An jemand, der sich schon im Zimmer befand?«
»Er wußte schon seit dem Tag davor, daß Thurkettle da war.«
»Woher wissen Sie das?«
»Er sprach davon. Fragte mich, ob ich wüßte, wer er sei.«
»Das hat er Sie gefragt?«
»Er sagte, er sei Thurkettle schon früher begegnet, wüßte aber nicht, wo er angestellt sei und was er arbeite.«
»Wissen Sie, wer Thurkettle ist? Ich meine, wirklich?«
»Jetzt weiß ich’s«, sagte ich.
»Lassen Sie mich Ihnen eine spekulative Frage stellen«, sagte Brody. »Weshalb sollte Thurkettle ins Hotel zurück und in dieses Zimmer gehen? Die Bombe befand sich bereits in dem Rasierapparat. Warum hat er nicht einfach Leine gezogen?«
»Keine Ahnung«, sagte ich. »Aber als ich zurückging, um ihn vor Thurkettle zu warnen …«
»Stop. Hören Sie«, sagte Brody. »Soll ich Ihnen vielleicht glauben, daß Sie vorhatten, Johnson einen Tip zu geben wegen Thurkettle? Sie? Der Typ, der dasitzt und mauert, wenn nach den Umständen seines Todes gefragt wird? No, Sir, das kaufe ich Ihnen nicht ab.«
»Also ich weiß nicht mehr genau, was ich vorhatte. Ich ging jedenfalls wieder in sein Zimmer, um rauszukriegen, was zum Teufel da eigentlich gespielt wurde.«
»Okay, reden Sie weiter.«
Der Feine Harry stand auf und ging zum Kühlschrank und, nachdem er das Angebot gemustert und seine Wahl getroffen hatte, nahm er sich ein Glas aus dem Wandschrank und goß sich Soda ein. Harry mußte verrückt auf Soda sein. Oder vielleicht versuchte er, damit nüchtern zu werden. Brody funkelte ihn an, um ihm zu bedeuten, daß das Hin und Her seine Konzentration störte. Harry trank sein Soda und ignorierte Brody.
Ich sagte: »Ich ging in sein Zimmer und sprach mit ihm ganz kurz vor der Explosion. Er sagte, ich solle in einer Viertelstunde wiederkommen. Unmittelbar danach ist das verdammte Ding explodiert.«
»Lassen Sie mich festhalten: Sie haben also ein
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