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Gedrillt

Gedrillt

Titel: Gedrillt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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Porters Einladung, vor meiner Abfahrt noch einen Happen zu essen, dankend ab. Ich hatte das Gefühl, daß es Silas lieber wäre, wenn ich sein Haus umgehend verließ und wegfuhr, ohne mir vorher in der Küche was vorsetzen zu lassen. Oder bildete ich mir das nur ein? Wie dem auch sei, ich selbst hatte es eilig, wegzukommen und über alles nachzudenken. Vor der stillen, kleinen Kirche, die an der schmalen Straße von Whitelands zum Dorf steht, parkten eine Reihe Wagen. Es fand dort gerade eine Beerdigung statt.
    Ungefähr zwei Dutzend Leute in dunkler Kleidung standen um ein offenes Grab unter ihre Regenschirme geduckt, während der Priester mit im Wind flatterndem Ornat und vom Regen glänzendem Gesicht den Elementen trotzte.
    Ich mußte hinter einem Traktor herkriechen und hatte so Gelegenheit, die feierliche kleine Zeremonie unauffällig zu betrachten. Der Gedanke, daß bald, sehr bald, Silas und Whitelands und alles, was sie bedeuteten, aus meinem Leben verschwinden würden, machte mich noch trübseliger. Meine Mutter war alt und krank. Bald würde auch Lisl weg sein und das Hotel zur Unkenntlichkeit verändert. War dies geschehen, würde ich zu der Zeit, die mir so viel bedeutete, keinerlei Verbindungen mehr haben.
    Vielleicht hatte Silas recht: Auf einem Regal in einem Museum, umgeben von all dem Gerümpel unseres Lebens, wären wir wahrscheinlich alle am besten aufgehoben. In dieser etwas irrationalen, melancholischen Stimmung hielt ich in der

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    nächsten Stadt an, um was zu trinken. Kein Pub hatte geöffnet, und das einzige Restaurant war voll lärmender Hausfrauen, die Salat aßen. Ich ging also in ein Lebensmittelgeschäft und kaufte eine halbe Flasche Johnnie Walker und ein Päckchen Pappbecher.
    Dann fuhr ich weiter, bis ich die Hauptstraße erreichte und einen Parkstreifen fand, wo ich den Wagen parkte. Es regnete immer noch. Tag, Ort und Zeit waren ideal für einen Selbstmord. Kaum hatte ich die Scheibenwischer abgeschaltet, verschwamm das Glas unter den platzenden Regentropfen, die man auch aufs Dach pladdern hörte. Ich griff nach der Flasche, aber ehe ich daraus trank, lehnte ich mich entspannt gegen die Nackenstütze und muß sofort eingeschlafen sein. Solchen Kurzschlaf kannte ich auch von früher, aber bisher hatte er immer gefährliche Situationen oder große Anspannung begleitet. Ich weiß nicht, wie lange ich schlief. Ich erwachte, als ein Wagen neben meinem anhielt. Ich hörte das Zischen und Klappern eines Scheibenwischers und das tönende Plappern eines Funkgeräts. Ich öffnete die Augen. Es war ein Polizeiwagen. Der uniformierte Polizist drehte sein Fenster herunter, und ich tat das gleiche.
    »Fehlt Ihnen irgend etwas, Sir?« Der mißtrauische Blick seines wettergegerbten Gesichts strafte die höfliche Anrede Lügen. Ich stieß die Whiskyflasche zwischen die Sitze, konnte sie aber nicht ganz verbergen. »Nein danke, gar nichts.«
    »Ich meine, haben Sie eine Panne? Soll ich den
    Pannendienst rufen?« Es regnete noch immer, und der Polizist stieg nicht aus dem Wagen.
    »Ich wollte nur mal einen Blick auf die Karte werfen.«
    »Na, sehr wohl, Sir, wenn Ihnen nichts fehlt und Sie fahrtüchtig sind.« Sie fuhren weg.
    Als der Polizeiwagen außer Sicht war, stieg ich aus und stellte mich in den Regen. Das erfrischte mich. Bald fühlte ich mich besser. Ich stieg wieder ein und schaltete Heizung und

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    Radio an. Das Radio war auf das dritte Programm eingestellt.
    Brendel spielte Schubert. Ich hörte zu. Nach ein paar Minuten warf ich den ungeöffneten Whisky in den Straßengraben. Ich fragte mich, ob man die Polizisten angewiesen hatte, ein Auge auf mich zu haben, hielt das aber doch für unwahrscheinlich.
    Daß ich überhaupt auf die Idee kam, war natürlich schon ein Indiz meiner elenden Verfassung. Dergleichen wäre mir früher nicht im Traum eingefallen. Vielleicht stimmte mit mir ja wirklich was nicht. Möglicherweise hatten alle diese Leute, die mir sagten, daß ich krank aussähe, vollkommen recht. Ich dachte über alles nach, was Silas mir erzählt hatte. Besonders beunruhigend fand ich den Plan, daß Fiona untertauchen sollte, damit der KGB nie daraufkäme, daß sie die ganze Zeit für uns gearbeitet hatte. Eine solche Täuschung würde nicht leicht zu bewerkstelligen sein.
    Für das Department bot sich eine andere Methode an, die zum gleichen Ergebnis führte: Fiona zu töten, während sie noch für den KGB arbeitete. So etwas wäre verhältnismäßig einfach zu

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