Gedrillt
Duchess, »daß nicht alles wieder von vorne anfängt.«
»Drinky für Pinky, Darling«, sagte Pinky zu Bower. Bower sagte: »Was soll alles wieder anfangen?«
»Du wirst es bald merken«, sagte die Duchess. »Das Leben wird einem zur Hölle gemacht, wenn erst diese
Sicherheitsüberprüfungen anfangen. Die Innere Sicherheit tritt in Aktion und fragt einem Löcher in den Kopf.«
»Drinky für Pinky, Darling. Drinky für Pinky.«
»Noch dreimal das gleiche«, rief Bower Ingrid zu. Dann betraten fünf muntere Australier die Bar. Sie waren auf irgendeiner von der Regierung finanzierten Spritztour, zum Ankauf von zehntausend Krankenhausbetten oder irgendwas in
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dem Genre. Den ganzen Tag hatten sie in einem riesigen Neubauviertel verbracht, wo international namhafte Architekten miteinander gewetteifert hatten, die häßlichsten Wohnanlagen der Welt aus dem Boden zu stampfen. Die Australier brauchten was zum Trinken, und entzückt, nach dem langen Tag Englisch sprechen zu hören, gesellten sie sich zu der Duchess und ihren Freunden für einen feuchtfröhlichen Abend. Die Unterhaltung wandte sich weniger gewichtigen Themen zu, wie etwa der Frage, warum die Deutschen Polen überfallen hatten. Ich dankte Ingrid für ihren Bericht über die Unterhaltung, die sie mit angehört hatte. Dann kippte ich einen weiteren großen Whisky und ging zu Bett.
Ich hatte mein übliches Zimmer. Eine winzige Dachkammer von der Art, die Puccini zur Orchestration von Mimis Hinscheiden inspiriert hat. Zum Badezimmer hatte man da einen weiten Weg. Die großen Blumen und sich windenden Akanthusblätter der Tapete waren mit dem Alter dunkelbraun geworden, so daß das Muster kaum noch zu sehen war, und da in der Ecke war die kleine Kommode, die einst meine Briefmarkensammlung enthalten hatte, meine selbstgemachten Dietriche und den geheimen Schatz von Nazi-Insignien, die zu sammeln mir mein Vater streng verboten hatte.
Das Bett war frisch bezogen, und um die Wärmflasche fand ich einen Schlafanzug gewickelt. Es war ganz so, als hätte Werner gewußt, daß es nicht mehr lange dauern konnte, bis ich zur Vernunft käme.
Ich zog mich aus und legte mich ins Bett, meine Pistole steckte ich in einen Schuh, wo ich sie leicht erreichen konnte, dann schlief ich ein. Ich muß sehr müde gewesen sein, denn ich hatte allen Grund, wach zu bleiben und zu grübeln.
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5
In Lisls Hotel – aber vielleicht sollte ich mich jetzt daran gewöhnen, von Werner und Ingrids Hotel zu sprechen – gab es noch kein Telefon auf jedem Zimmer. Am nächsten Morgen um acht wurde an die Tür geklopft. Es war Richard, einer von Lisls Angestellten, den Werner übernommen hatte. »Herr Bernd«, sagte er. »A gentleman phoned, Herr Bernd. Herr Teacher. He comes here. Twelve hours sharply.« Richard war ein nervöser junger Mann, der, wie viele junge Deutsche, aus dem Bundesgebiet nach Berlin gekommen war, um der Wehrpflicht zu entgehen. Bei Lisl bekam er einen Job, lernte hier ein Mädchen kennen und hatte nun nicht vor, zu seinen Eltern nach Bremen zurückzukehren. Ab und zu rief sein Vater an und erkundigte sich, ob der Sohn auch nichts anstelle. Diese Anrufe kamen meist zu später Stunde, und gewöhnlich hörte sich der Vater betrunken an.
Manchmal wünschte ich, daß Richard endlich aufhörte, sein Englisch an mir auszuprobieren, aber er wollte unbedingt seine Sprachkenntnisse verbessern. Er hatte den Ehrgeiz, an der Rezeption eines großen Luxushotels zu arbeiten, was ich Lisl aber nicht verraten sollte. Ich wahrte also sein Geheimnis und antwortete ihm auf englisch und sagte, ich würde unten zu Mittag essen, und wenn mein Besucher, Mr. Teacher, vorher käme, solle er ihn in die Bar führen und ihn einladen, mit mir zu essen. Richard sagte: »It is exactly as you say, Herr Bernd.«
Er blinzelte nervös. Er hatte einen umfassenden Vorrat an Sätzen, die er in ganz passablem Englisch vorbringen konnte.
Seine Schwierigkeit bestand darin, diese Bruchstücke so zusammenzusetzen, daß die Fugen nicht auffielen.
»Thank you, Richard.«
»You are hotly welcome, Herr Bernd. Have a nice day.«
»You too, Richard«, sagte ich.
Da ich nun wach war, verspürte ich ein überwältigendes
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Bedürfnis nach einer Tasse heißem, starkem Kaffee. So saß ich schon Viertel nach neun im Speisesaal – das Frühstückszimmer wurde gerade renoviert – mit Lisl, die Klara winkte, uns Kaffee zu bringen. Die treue Klara trug eine altmodische, gestärkte weiße Schürze
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