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Gedrillt

Gedrillt

Titel: Gedrillt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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hörte ich Daphne ihn rufen –
    kam mit einem silbernen Tablett voller Champagner vorbei.
    Gemächlich wählte Tessa sich ein Glas und hielt es ans Licht, als wollte sie einen stillen Trinkspruch andeuten, aber ich wußte, daß sie durch die Farbe und die Perlen den Champagner zu klassifizieren versuchte. Das war eins ihrer Partykunststücke. Ihre Meisterschaft darin muß George ein Vermögen gekostet haben.
    Nachdem sie gebilligt hatte, was sie sah, doch ohne es zu benennen, trank sie etwas davon. »Hast du je einen so lieben Butler gesehen?« fragte Tessa, als Jenkins weiterging. »Wie nett von Daphne, so einen armen alten Rentner ein bißchen dazuverdienen zu lassen.«
    Ich überlegte, wie ich Tessa dazu überreden sollte, Fionas Pelzmantel zurückzugeben. Was für einen Vorwand sollte ich benutzen? Und wo sollte ich das verdammte Ding hinpacken, ohne mich auf eine lange Diskussion mit Gloria einlassen zu müssen? »Ich dachte gerade an Fionas Pelzmantel«, fing ich an.
    »Ach ja, Liebling. Schieß los.«
    »Ich dachte, vielleicht sollte ich ihn zu ihren anderen Sachen packen.«
    »Was für andere Sachen?« Sie warf das Haar aus dem Gesicht.
    »Ein paar Kleinigkeiten, an denen Fiona besonders hing.«
    »Es ist ein sehr schönes Stück Pelz. Papa hat eine Unsumme dafür bezahlt.«
    »Ja, es muß eine ziemliche Verantwortung für dich sein.«
    »Ich trage das Ding aber nicht, Schätzchen, wenn du dir deswegen Sorgen machst.«
    »Nein, gewiß nicht, Tessa, und es ist sehr nett von dir, daß

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    du das verdammte Ding die ganze Zeit gehütet hast. Ich dachte nur …«
    »Mir macht das gar nichts, Liebling. Er hängt bei meinen eigenen Pelzen, und wenn der Sommer kommt, wenn er jemals kommt, werden sie alle miteinander zur Kaltlagerung beim Kürschner geschickt, wie sich das gehört.«
    »Na ja, sieh mal, Tessa …«, begann ich. Sie neigte den Kopf, als erwarte sie gespannt, was ich zu sagen hätte, ließ dabei aber ihr Haar nach vorn fallen, so daß sie sich dahinter verstecken konnte. In diesem Augenblick unterbrach uns ein alter Bekannter von mir. Der Feine Harry, ein CIA-Friedensstifter aus Washington. Ein kleiner, untersetzter Mann von unbestimmt orientalischer Erscheinung, war er von jener hawaiisch-kaukasisch gemischten Abstammung, die man da, wo er herkam, »hapa haoli« nennt. Er war Mitte Dreißig, stets sorgfältig gekleidet und von gefälliger Erscheinung. Man hätte sich ihn, entsprechend kostümiert, leicht als Bariton in Madame Butterfly oder, vielleicht noch überzeugender, in South Pacific vorstellen können.
    »Und wer ist die prachtvolle Dame, mit der du dich unterhältst?« sagte Harry.
    Tessa schob einen Arm unter seinen und sagte: »Hast du mich schon vergessen, Harry? Ich bin tödlich beleidigt.« Der Feine Harry lächelte, und ehe er noch mit einer Erklärung anfangen konnte, verkündete die tönende Stimme des alten Jenkins: »Ladies und Gentlemen. Es wird zu Tisch gebeten.«
    Ich begegnete Tessas Blick, und sie lächelte hämisch.
    Tessas Mann unterhielt sich mit Gloria. Er war um die Vierzig. Als Sohn armer polnischer Einwanderer im Londoner East End geboren, war er im Autohandel und, später, als Immobilienmakler reich geworden. Ich hatte den Eindruck, daß George sich immer den teuersten Schneidern,
    Hemdenmachern, Herrenausstattern und Friseuren, die er auftreiben konnte, anvertraute. So sah man ihn in immer neuen,

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    nach der jeweils neuesten Mode geschnittenen Smokings.
    An diesem Abend schien George Gloria zum erstenmal zu bemerken, denn gleich nach unserer Ankunft zog er sie in ein langes Gespräch. Dies überraschte mich etwas, denn George schien sich in Gesellschaft von Frauen nie sonderlich wohl zu fühlen, es sei denn, er kannte sie gut. Manchmal fragte ich mich, wie er jemals dazu gekommen war, Tessa zu heiraten, und weshalb. Fiona pflegte zu sagen, daß es Tessas unentwegte Seitensprünge waren, die George dazu trieben, so viel Geld zu verdienen, aber George war schon, lange bevor Tessa ihn heiratete, auf dem Weg, ein schwerreicher Mann zu werden.
    George war ein Mann von über jeden Zweifel erhabener Integrität, was ich nicht gerade von besonderem Vorteil für das Gebrauchtwagengeschäft hielt. Einmal hatte ich ihm das gesagt. Bezeichnenderweise hatte George mir gleich einen kleinen Vortrag über Ehrlichkeit und Vertrauenswürdigkeit in seinem Beruf gehalten.
    George und Gloria plauderten miteinander, als zu Tisch gebeten wurde. Da George sehr klein war, kauerte

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