Gedrillt
schon.«
Ohne den Anflug eines schlechten Gewissens sprach ich da vom üblichen Trott. Dies war nicht der richtige Moment, mich mit Gloria hinzusetzen und mir anzuhören, was sie von Fiona hielt.
»Gar nichts weiß ich. Woher denn? Erzähl mir alles ganz genau.«
»Salzburg: Karajan unterbrach die Orchesterprobe, während wir uns eine Tasse von dem scheußlichen Kaffee genehmigten,
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den er unter dem Podium braut. Dann weiter nach Wien: Sonderführung zu den Brueghels und ein langweiliger kleiner Cocktail-Empfang für mich. Dann ein privates Diner mit dem Botschafter und die ungemütliche Loge, die die Botschaft in der Oper hat. Das übliche.« Sie zeigte mir die Zähne. »Ach ja, und ein wütender Hund hat mich auch angefallen.«
»Wir sind bei den Cruyers eingeladen«, sagte Gloria, als sie sich der Verkehrsampel bei Hogarths Haus näherte. »Daphne hat mich zu Hause angerufen. Sie war furchtbar freundlich. Ich war überrascht. Sie war mir gegenüber doch immer so zurückhaltend. Lange Kleider, stell dir vor! Und Smoking.«
»Das kann doch nicht dein Ernst sein?«
»Doch.«
»Smoking? Lange Kleider? Bei den Cruyers?«
»Am Samstag abend. Deine Schwägerin Tessa und ihr Mann kommen auch. Ich weiß nicht, wer sonst noch.«
»Und du hast zugesagt?«
»Dicky wußte, daß man dich heute zurückerwartete.«
»Gütiger Himmel!«
»Ich habe deinen Abendanzug in die Reinigung gegeben.
Samstag früh soll er fertig sein.«
»Weißt du, daß diese Hosen nicht zu diesem Jackett passen?« fragte ich.
»Natürlich. Habe ich dir doch schon tausendmal gesagt. Ich dachte, du machst das, um Dicky zu ärgern.«
»Warum würde es Dicky ärgern, wenn ich Sachen trage, die nicht zueinander passen?«
»Jetzt versuch bloß nicht, mir die Schuld zu geben. Du solltest deine Anzüge immer ordentlich auf den Bügel hängen, anstatt alles herumliegen zu lassen. Kein Wunder, daß dabei deine Hosen verwechselt werden. Hat irgend jemand was darüber gesagt?«
»Es ist mir bloß aufgefallen.«
»Ich möchte wetten, jemand hat eine Bemerkung darüber
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gemacht, und du hast dumm dagestanden.« Sie lachte. »Was haben sie gesagt? ›Haben Sie vielleicht noch so einen Anzug zu Hause?‹ War es das?« Sie kicherte noch einmal. Gloria liebte ihre eigenen Witze. Es waren die einzigen, deren Pointen sie verstand. Aber ihr Lachen war ansteckend, und wider Willen lachte ich auch. »Nein, es ist niemandem aufgefallen, außer mir selbst«, beharrte ich.
»Höchste Zeit, daß du dir mal einen neuen Anzug kaufst.
Oder was hältst du von grauen Flanellhosen und dunkelblauem Blazer? Das könntest du gut im Büro tragen.«
»Ich will keinen neuen Anzug, einen Blazer und
Flanellhosen auch nicht, und wenn ich mir neue Sachen kaufte, dann jedenfalls nicht fürs Büro.«
»Ein Blazer würde dir aber gut stehen.«
Ich wußte nie, wann es ihr ernst war, und wann sie mich aufzog. »Würde ich nicht ein Wappen auf der Brusttasche brauchen?«
»Anonyme Alkoholiker?« fragte sie.
»Sehr komisch.«
»Ich habe mir ein wunderschönes Kleid gekauft«, gestand sie. »Fliederfarben mit großen Puffärmeln.« Das war es also.
Die kleine Vorrede über einen neuen Anzug für mich war nur zur Beschwichtigung ihres schlechten Gewissens, Geld für ihr Kleid ausgegeben zu haben.
»Gut«, sagte ich.
Das reichte nicht, sie zu beruhigen. »Ich hatte kein langes Kleid, und ich wollte keins leihen.«
»Gut. Gut. Ich habe gut gesagt.«
»Du bist ein Schwein, Liebling.« Ich küßte ihr Ohr und grunzte. »Laß das, wenn ich fahre.«
Das Abendessen bei den Cruyers muß wochenlang
vorbereitet worden sein. Bei früheren Gastmählern dort hatte man Dickys Frau Daphne – eine nicht gerade begeisterte Köchin – in der Küche auftauchen und verschwinden sehen,
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während sie Champagner schlürfend in Kochtöpfen rührte, in Kochbüchern nachschlug und ihrem Mann Instruktionen zuzischte. Aber diesmal hatten sie einen alten Burschen mit rauher Stimme, der die Tür aufmachte und allen eintreffenden Gästen seine Alkoholfahne ins Gesicht blies; und eine ältere Dame im Kostüm eines Küchenchefs einschließlich der hohen Mütze kümmerte sich um alles, was in der Küche zu tun war.
Es roch nach gekochtem Fisch, als sie aus der Küche zu uns in den Flur hinausspähte. Ob sie die Gäste zählte oder die Nüchternheit des alten Mannes überwachte, war noch ungeklärt, als die Türklingel hinter uns ertönte.
Leise Gitarrenmusik tröpfelte aus
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