Gefaehrlich schoener Fremder
an sich. Dann streckte er sich wieder neben ihr aus, und Emily legte eine Hand flach auf seine Brust; Überraschend schnell wurde sein Atem tiefer und gleichmäßiger: Er war eingeschlafen.
Tüpfelschatten tanzten über sie. Emily schwoll das Herz an, und sie versuchte, um den riesigen Klumpen herumzuschlucken, der sich in ihrem Hals festgesetzt hatte. Zärtlich drückte sie einen Kuss auf Traces Wange. „Ich liebe dich, Trace Logan. Bitte, pass auf dich auf. Um meinetwillen."
Der Griff seiner Arme um sie verstärkte sich. Ob er meine Liebeserklärung gehört hat? dachte Emily. Hauptsache, er erfüllt meine Bitte.
Unsanft wurde Emily geweckt, als Trace hochfuhr und sie aus seinen Armen fiel.
Ein müder Protestlaut erstarb ihr auf den Lippen beim Anblick von Jamie, der mit grimmiger Miene vor ihnen stand.
„Da ist Bewegung auf der Straße. Wir bekommen Besuch."
Mit einem Satz war Logan auf den Beinen, strich sich das Haar zurück und stieß einen Fluch aus. „Verdammt noch mal, wie haben sie uns hier gefunden?"
„Sie müssen Kessler nach meinem Versteck ausgequetscht haben, bevor sie ihn töteten", meinte Jamie. „Wir müssen schleunigst von hier verschwinden." Er warf Logan einen Rucksack zu. Der fing ihn geschickt mit einer Hand auf und schob die Träger über seine Schultern.
Da, sie nicht mehr zum Wagen zurückgehen konnten, kämpften sie sich zu Fuß abseits der Straße flussabwärts durch. Emilys Turnschuhe waren für Wanderungen auf felsigem Boden völlig ungeeignet, und das schwarze T-Shirt und die schwarze Jeans klebten ihr schon bald wie eine zweite Haut am Leib.
Nach zwei anstrengenden Stunden stießen sie auf eine Gruppe von Wildwasserfahrern, die gerade am Flussufer Rast machten. Denen erzählte Logan aus dem Stegreif irgendeine Lügengeschichte und erlangte damit für sich und seine Gefährten eine Freifahrt auf dem Floß.
Floßfahren war zwar angenehmer, als zu gehen, aber furchterregender. An manchen Stellen glitten sie ganz ruhig dahin, und Emily konnte sich entspannen und die wildschöne Landschaft genießen. Dann wieder war das Wasser ungebändigt und riss sich durch riesige Felsbrocken hindurch, die drohten, das dünne Gummifloß - oder den Menschen, der das Pech hatte, in die wilden Fluten zu stürzen - in Stücke zu reißen.
Bei alledem saß in Emilys Hinterkopf das Bewusstsein, dass sie verfolgt wurden.
Einmal, als sie durch eine enge Schlucht mit steil aufragenden Felswänden schössen, erblickte sie oben zwei Männer, deren Blicke eifrig auf das Floß gerichtet waren. Gekleidet in Jeans und Flanellhemden, schienen sie gewöhnliche Wanderer zu sein, dennoch passten sie irgendwie nicht in diese Wildnis. Ob die beiden sie erkennen, womöglich sogar auf sie schießen würden?
Eine Hand fiel auf ihre Schulter, und sie musste die Lippen zusammenpressen, um nicht aufzuschreien. Ein hastiger Blick über die Schulter, und sie sah Trace, der sie anlächelte.
Sofort fühlte sie sich wieder besser. Trace war bei ihr, überwachte alles und passte auf sie auf.
Als sie endlich den Ausgangspunkt der Flussfahrt erreichten, war Emily froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu spüren. Erneut schaffte es Trace mit seiner Überredungskunst, sich, Emily und Jamie eine Mitfahrmöglichkeit in die nächste Stadt zu verschaffen.
Nach einer anstrengenden Fahrt die Landstraße entlang oben auf einem Kleintransporter stiegen sie mitten in der Stadt aus. Mit Emily neben sich und Jamie als Nachhut, ging Logan durch ein Labyrinth von Seitenstraßen und Hintergassen. Endlich hielt er vor einer verlassenen, mit Brettern vernagelten Tankstelle am Stadtrand. Durch ein Fenster verschafften sie sich Zutritt in die leere Garage.
Auf dem Fluss war es schon heiß gewesen, aber hier war es noch viel schlimmer.
Es war stickig, roch nach Staub, verrottetem Holz und alter Schmiere. Emily lehnte sich an eine Wand und rutschte langsam auf ihren Po, ließ müde den Kopf auf die angezogenen Knie sinken. „Wenn ich mich nur ein bisschen waschen könnte", murmelte sie erschöpft.
Sofort machte sich Jamie auf die Suche, und ein paar Minuten später stand Emily in dem dunklen, stickigen Waschraum für Damen und wusch sich an dem verfleckten, mit Rissen durchzogenen Becken. Ein Blick in den mit einem Staubfilm überzogenen Spiegel reichte ihr, um zu wissen, dass sie aussah, als hätte man sie ganz unten aus einem Mülleimer gefischt.
Als sie in den Garagenraum zurückkam, trug Jamie nur noch eine Trainingshose.
Und
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