Gefährlich sexy!
tiefster Brust, ausgelöst durch die Vorstellung von Kell als Kind, das auf einem Besenstiel mit einem Pferdekopf aus Stoff an einem Ende ritt. Das Lachen tat gut und war echt.
Sie begriff, dass er recht hatte. Dies waren Stephanies Momente, nicht Jamies. Jamie war sehr lange verängstigt und einsam gewesen, und jetzt erklang Stephanies unbeschwertes Lachen, das sie so lange vermisst hatte. „Es tut mir leid. Ich lache nicht über Sie.“
„Ich glaube, genau das tun Sie. Zumindest über mich als Zweijährigen, nur mit Hut, Stiefeln und Windeln bekleidet.“
Diesmal musste sie noch mehr lachen, bis ihre Brust schmerzte und ihr die Tränen kamen. Sie wusste selbst nicht, warum sie die Vorstellung so lustig fand. „Haben Sie ein Foto davon?“
„Etwas Besseres, nämlich einen Film auf DVD. Den zeige ich Ihnen morgen, wenn wir in Midland sind.“
Schneller hätte sie auch nicht ernüchtert sein können, wenn er ihr den Teppich unter den Füßen weggezogen oder ihr einen Eimer kaltes Wasser ins Gesicht geschüttet hätte. Die Erwähnung der Fahrt ließ sie schlagartig ernst werden. Die Tatsache, dass sie in die Vergangenheit zurückkehren sollte, war äußerst beunruhigend.
„Klar, das ist bestimmt lustig.“ Sie wollte ihrer nicht sonderlich begeistert klingenden Erwiderung irgendetwas hinzufügen, doch Kell legte eine Hand auf ihre.
Sie schaute auf seine langen Finger und spürte den sanften Druck seines Daumens an der Handkante. Er war so groß und stark, dass er sie mühelos überwältigen könnte, wenn er wollte, doch er wartete lediglich darauf, dass sie ihn ansah.
Seine Augen waren so grün wie der Frühling in den Bergen oder wie sich frisch entfaltende Blätter an den Bäumen. Wie das neu erblühende Grün nach einem langen Winter. Ihre Kehle war plötzlich wie zugeschnürt. Dieser Mann machte ihr Angst damit, dass er stets ihre Gedanken zu kennen schien und es immer wieder schaffte, dass sie sich daran erinnerte, was sie verloren hatte und zurückhaben wollte.
„Es wird alles gut, Jamie. Es ist Ihr gutes Recht, sich vor dem Unbekannten zu fürchten, vor dem, was auf Sie zukommt.“ Während er sprach, streichelte er sie mit dem Daumen und drückte sacht ihre zitternde Hand. „Was Sie tun, erfordert sehr viel Mut.“
„Pah!“ Sie zog ihre Hand zurück und spießte mit ihrer Gabel ein paar Fritten auf. Seine warmherzige Art brachte sie völlig durcheinander, deshalb brauchte sie ihren Schutzschild – Jamies Schutzschild. „Wie kommen Sie darauf, ich sei mutig?“
Kell aß weiter, als wäre nichts zwischen ihnen geschehen. „Sie stehen jeden Morgen auf und gehen zur Arbeit, obwohl Sie ständig einen Blick über die Schulter werfen müssen. Und das machen Sie schon seit zehn Jahren. Da muss ich Sie doch für mutig halten, oder?“
„In den ersten Tagen …“ Sie stocherte in ihrem Salat herum. „Anfangs stand ich nicht an jedem Tag auf. Ich arbeitete nicht noch studierte ich. Ich aß auch nichts. Ehrlich gesagt weiß ich bis heute nicht, wie ich es geschafft habe, aus dieser Düsternis wieder herauszukommen.“
Nein, sie wusste es sehr wohl. Ihre Mutter – ihre Stimme, ihre Hände, ihr Herzschlag, ihre Liebe – war der einzige Mensch, der die Dunkelheit ihrer Seele, in der sie gefangen war, durchdringen konnte.
„Ich bin sicher, dass Kate eine Menge damit zu tun hat“, sagte er und trank einen Schluck Eistee.
Du meine Güte, dachte sie und war erneut beeindruckt von seinem Einfühlungsvermögen. Abgesehen davon raubte er ihr jedes Mal den Atem, sobald sich ihre Blicke trafen. „Ja, Sie haben recht. Ich habe es ganz allein ihr zu verdanken. In all den Jahren war sie mein Fels in der Brandung.“
Seine Miene drückte Zärtlichkeit aus. „Nach allem, was ich vorhin beobachten konnte, erinnert sie mich sehr an meine Mutter.“
Dieses Thema war unverfänglich, deshalb atmete sie erleichtert auf. „Erzählen Sie mir von ihr.“
Nachdem er aufgegessen hatte, lehnte Kell sich zurück. „Meine Familie lebt in Austin. Meine Eltern haben sich früh zur Ruhe gesetzt. Mein Vater verkaufte seine Internetfirma, als das noch Geld brachte. Heute spielt er Golf. Meine Mom malt. Sie führen ein angenehmes Leben.“
„Klingt toll. Das ist es vermutlich auch, wenn man sich jung genug zur Ruhe setzt, um es genießen zu können.“
„Was ist mit Ihrer Mutter? Würde sie sich nicht auch gern früh zur Ruhe setzen? Oder liebt sie ihren Beruf als Tierärztin zu sehr, um ihn an den Nagel zu
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