Gefährlich sexy!
innen gesehen hatte. Von den gerahmten Landschaftsbildern bis zu den sattelbraunen Ledersesseln wäre dieser Raum die perfekte Kulisse für eine Szene aus einem John-Wayne-Film oder aus „Bonanza“ gewesen.
Sie gab sich Mühe, sich vorzustellen, sie sei in einem Ranchhaus in der Prärie, umgeben von Vieh, das zum Brandmarken zusammengetrieben worden war, Kautabak kauenden Cowboys, Pferden auf den Koppeln. Das Einzige, was diese Fantasie kaputtmachte, war das große Fenster hinter der halb heruntergelassenen Jalousie. Niemand musste ihr erklären, dass es sich dabei um ein nur zur einen Seite durchsichtiges Beobachtungsfenster handelte. Sie wusste außerdem, dass Kell hinter dieser Glasscheibe sein würde, während sie an einen Ort zurückkehrte, von dem sie geglaubt hatte, sie würde ihn nie wieder sehen.
In ihrem tiefsten Innern war ihr klar, dass sie das Richtige tat. Leider machte es die Sache nicht leichter. Interessanterweise wurde es aber erträglicher durch Kells Anwesenheit. Nach dem Grund dafür zu forschen, würde jedoch bedeuten, sich Dinge einzugestehen, die niemanden etwas angingen. Und da sie hier war, um sich Fremden gegenüber zu öffnen, akzeptierte sie einfach seine Stärke, die ihr Kraft gab.
„Miss Danby? Haben Sie es bequem? Auf der Ablage unter dem Tisch liegt eine zusammengefaltete Decke, falls Ihnen kalt ist.“
„Es geht mir gut, danke“, sagte sie zu der Technikerin, die die Sitzung überwachen und die Aufnahmegeräte bedienen würde. Von ihrem Sessel aus, der an der hinteren Wand stand, konnte sie das Beobachtungsfenster sehen und den Sessel, von dem aus der Officer vom Department of Public Safety die Sitzung leiten sollte. Ein zweiter Officer würde als unvoreingenommener Beobachter teilnehmen.
Die Technikerin nahm ihren Platz an einem Tisch etwas abseits ein, während die beiden Polizisten Sergeant Jay Ready und Captain Norm Greenley den Raum betraten. Nachdem man sich vorgestellt hatte, ging Ready zu einem Sessel in der Ecke, und Greenley, der Hypnotiseur, gab der Technikerin ein Zeichen, die Aufnahme zu starten.
Er war um die sechzig. Sein Schnurrbart war dick und genauso weiß wie sein Haar, sein Gesicht gerötet, die Haut gegerbt von zu vielen Jahren in der Sonne. Er trug einen schlichten Ehering an der einen und einen dicken goldenen Jahrgangsring der Universität von Texas an der anderen Hand.
Als er sich ihr gegenüber setzte, klammerte Jamie sich unwillkürlich an die Armlehnen des Sessels und verkrampfte sich. Kopfschmerzen kündigten sich an. Es half nichts, dass sie sich ermahnte, sich zu entspannen. Ihr Herz raste, ihre Haut prickelte, ihr Magen drohte, das Frühstück aus Kaffee und einem Muffin wieder von sich zu geben.
Captain Greenley klappte eine Mappe auf und nahm einen Kugelschreiber aus der Brusttasche seines Hemdes. Dann nannte er für die Aufnahme Datum und Uhrzeit. In den nächsten dreißig Minuten erledigte er alle Formalitäten.
Schließlich sagte er: „Während der Hypnose werden Sie weder schlafen noch bewusstlos sein. Sie werden keine Geheimnisse preisgeben und auch nicht gezwungen sein, die Wahrheit zu sagen.“
„Sie meinen, es ist keine Wahrheitsdroge.“ Jamie winkelte die Beine an, sodass sie bequem in dem Sessel saß.
„Genau. Sie werden nicht stecken bleiben im Zustand der Hypnose, und falls Sie sich nicht schon dazu entschlossen haben, kann auch niemand Sie dazu verleiten, etwas Närrisches zu tun.“
„Wie mit den Armen zu flattern und zu gackern?“
Er nickte lächelnd. „In einer Show in Las Vegas vielleicht, aber nicht hier. Wenn ich Sie aus der Hypnose zurückhole, werden Sie sich an alles, was im Verlauf der Sitzung geschehen ist, erinnern.“
Jamie hatte ein mulmiges Gefühl bei diesem Gedanken. Im Lauf der Jahre hatte sie ihre Amnesie als tröstlich empfunden, und diesen kleinen Trost verlor sie nur ungern, auch wenn sie wusste, dass es an der Zeit war.
„Und jetzt, Jamie, möchte ich, dass Sie die Augen schließen, sich entspannen und sich Ihre Küche zu Hause vorstellen. Denken Sie so lange daran, wie es nötig ist, dann beschreiben Sie mir, was Sie sehen.“
Sie beschrieb ihm die Einrichtung in allen Einzelheiten und dachte daran, dass Kell sich darin bewegt hatte, als wäre er bei ihr zu Hause.
„Gut. Sehr gut“, sagte Captain Greenley als sie fertig war und nickte. „Genau so etwas möchte ich hören, wenn ich Sie unter Hypnose bitte, mir eine Szene zu beschreiben. Geben Sie detailliert wieder, was Sie sehen.
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