Gefaehrlich sexy - Endlich zu haus
Handge lenk ausgedrückt. Vor uns zeigte er nie Angst, aber lange Zeit machte er sich ganz steif, wenn wir ihm zu nahe kamen. Er war stets darauf vorbereitet, zu kämpfen oder davonzulaufen. Es schien ihm lieber zu sein, wenn wir auf Abstand blieben, also ließen wir ihn in Ruhe, obwohl wir ihn so gern in den Arm genommen und ihm gesagt hätten, dass ihm niemals wieder jemand etwas tun wird. Aber er war wie ein Hund, der zu oft geschlagen worden war. Er hatte jedes Vertrauen zu den Menschen verloren."
Annas Kehle war wie zugeschnürt. „Er ist noch heute manchmal sehr distanziert und hat Probleme, mit Gefühlen umzugehen. Aber es ist schon besser geworden."
„Dann kennen Sie ihn sehr gut? Sie sagten, Sie seien seine Sekretärin gewesen. Arbeiten Sie jetzt nicht mehr für ihn?"
„Nein, schon seit zwei Jahren nicht mehr." Sie errötete. „Wir erwarten ein Baby, und er hat mich gebeten, seine Frau zu werden."
Die Farbe in Emmelines Augen mochte verblasst sein, doch die Augen waren immer noch scharf.
Jetzt musterte sie Anna sehr genau. „Zu meiner Zeit haben wir es umgekehrt gemacht, aber die Zeiten ändern sich. Es ist keine Schande, einen Menschen zu lieben. Ein Baby, hmmm? Wann kommt es denn? Für mich wäre es fast wie ein eigenes Enkelkind."
„Im September. Wir wohnen in Denver, also gar nicht so weit weg."
Emmeline schüttelte traurig den Kopf. „Wir haben sehr bald gemerkt, dass Patrick nichts mehr mit uns zu tun haben wollte. Er verabschiedete sich, sobald er seinen Schulabschluss in der Tasche hatte, und wir wussten, dass es ein Abschied für immer sein würde. Ich kann es ihm nicht vorwerfen. Als er zu uns kam, hatte er schon so viel durchgemacht, dass es ihm nicht möglich war, ganz Teil einer Pflegefamilie zu werden. Die Frau, die ihn zur Welt gebracht hat, wird sich eines Tages vor dem Herrgott dafür rechtfertigen müssen, was sie ihm angetan hat. Wenn man sie jemals gefunden hätte, ich wäre zu ihr gegangen und hätte sie windelweich geprügelt."
„Mir geht es genauso", gestand Anna, und ganz im Gegensatz zu sonst blickten ihre Augen hart.
„Mein Mann ist vor einigen Jahren gestorben", sagte Emmeline. „Ich wünschte, er könnte jetzt hier sein und hören, was für ein Prachtkerl Patrick geworden ist. Aber ich denke, er weiß es auch so." Der einfache Glaube dieser Frau war anrührender als alle Beteuerungen. Anna war froh, dass sie hergekommen war.
„Patrick hat mir erzählt, dass Sie Ihren eigenen Sohn verloren haben", sagte sie vorsichtig.
Hoffentlich würde sie keine alten Wunden wieder aufreißen. Ein Kind zu verlieren war das Schrecklichste, was Eltern widerfahren konnte.
Emmeline nickte und blickte versonnen aus dem Fenster. „Kenny. Es ist jetzt schon dreißig Jahre her, seit er zum letzten Mal krank wurde. Er war von Geburt an nicht gesund. Sein Herz war nicht in Ordnung, und damals hatte man noch nicht die Möglichkeiten wie heute. Die Ärzte hatten uns von Anfang an darauf vorbereitet, dass wir ihn nicht lange bei uns haben würden, aber auch wenn man das weiß, wird es nicht leichter. Er starb, als er zehn war, der arme Kleine. Damals war er kaum größer als ein Sechsjähriger."
Nach einer Weile begann sie zu lächeln. „Bei Patrick dagegen wusste man gleich, dass er groß und stark werden würde, obwohl er ganz abgemagert und zerschlagen bei uns ankam.
Ein Jahr nachdem er zu uns gezogen war, begann er zu wachsen. Vielleicht hatten ihm nur regelmäßige Mahlzeiten gefehlt. Was konnte dieser Junge essen! In einem halben Jahr wuchs er über dreißig Zentimeter. Immer wenn wir ihm Jeans kauften, waren sie nach einigen Wochen schon wieder zu kurz. Bald war er größer als Harold und schien nur aus Armen und Beinen zu bestehen.
Dann wurde er kräftiger, und bald war er ein Prachtkerl. Es dauerte nicht lange, bis die Mädchen vor unserem Haus kichernd auf und ab flanierten, in der Hoffnung, einen Blick auf ihn zu erhaschen. Es waren viel mehr, als in unserem Viertel wohnten."
Anna lachte auf. „Wie hat er denn darauf reagiert, plötzlich im Mittelpunkt des Interesses zu stehen?"
„Er ließ sich nie etwas anmerken. Wie ich schon sagte, war er sehr fleißig in der Schule. Außerdem scheute er immer noch zurück, wenn jemand ihm zu nahe kam, und hatte deshalb nie eine Freundin. Die Mädchen kamen trotzdem in Scharen. Ich kann es ihnen nicht verdenken. Im Vergleich zu ihm wirkten alle Gleichaltrigen mickrig. Als er fünfzehn war, begann er sich zu rasieren. Er
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