Gefaehrlich sexy
küsst, sind die Momente, wenn er für mich singt, das Romantischste, was ich mir vorstellen kann.
Anschließend spazieren wir stundenlang am Strand entlang, bauen Sandburgen, und River gräbt sogar mit ein paar Muscheln Gräben rund um unsere Festungen. Wir spielen Fangen in der Brandung, und sobald er mich erwischt, hebt er mich hoch und wirbelt mich herum, bevor er mich ins Wasser wirft. Nach dem Mittagessen kaufen wir uns sogar einen Drachen, der mindestens eine Viertelstunde lang hoch über unseren Köpfen fliegt. Und als sich der Nachmittag und damit unser rundum perfekter Ausflug seinem Ende nähert, singt er mir noch mal was vor. Er kommt mir inzwischen beinahe wieder wie er selbst vor. Vielleicht ist er noch ein bisschen traurig und nervös, aber alles in allem ist seine gute Laune wiederhergestellt.
Als ich oben auf dem Felsblock auf seinem Schoß sitze, lehnt er den Kopf an meine Stirn und macht sich mit einem abgrundtiefen Seufzer von mir los. Gegen meinen Willen muss ich grinsen. Denn ich weiß, dass wir so weit gegangen sind, wie es an einem öffentlichen Ort wie diesem möglich ist, und deshalb drehen wir uns nach Westen und betrachten den wunderbaren Sonnenuntergang. Ich liebe Sonnenauf- und -untergänge und habe sie schon immer gern fotografiert. Deshalb lehne ich mich gegen seine Brust und mache weiter Schnappschüsse, während er die Arme um mich legt und mich auf die Haare küsst. Der Augenblick ist rundherum perfekt, und ich möchte nicht, dass er jemals vorübergeht, vor allem, da ich weiß, dass ich, wenn wir nach Hause kommen, endlich mit ihm reden muss. Selbst wenn ich nicht will, dass Ben noch mal ein Teil von meinem Leben wird, bedeutet die Tatsache, dass er am Leben ist, dass River und ich darüber reden müssen, was es für uns beide heißt, dass er zurückgekommen ist. Denn schließlich haben Ben und ich nicht nur eine gemeinsame Vergangenheit und gemeinsamen Besitz, sondern auch eine gemeinsame Familie – die aus Grace, Serena und aus Trent besteht. Und obwohl ich Grace im Augenblick ein bisschen böse bin, bleibt die Tatsache bestehen, dass dieses Trio ein genauso großer Teil von meinem wie von Bens Leben ist.
River reißt mich aus meinen Gedanken: »Solche Tage werden mir entsetzlich fehlen.«
»Was willst du damit sagen?« Ich muss den Kopf nach hinten drehen, um ihn zu sehen.
»Wir zwei allein. Ohne jemand anderen in der Nähe. Du und ich gegen den Rest der Welt.«
»Das werden wir auch weiter haben, River. Vielleicht nicht mehr so oft oder so lange, aber trotzdem werden wir auch künftig noch oft genug alleine sein.«
Da ich keine Ahnung habe, wohin das Gespräch uns führen wird, warte ich schweigend darauf, dass er weiterspricht.
Er küsst mich auf die Schläfe und lehnt den Kopf an meinen Nacken. »Du weißt, ich will das nicht, nicht wahr?«, murmelt er mir ins Ohr, und ich höre deutlich, dass das keine Frage ist.
Ich muss ihn ansehen können, deshalb stehe ich vorsichtig auf und setze mich neben ihn. Ich lege den Kopf auf seiner Schulter ab und sage lange nichts. Natürlich meint er damit die Tournee, aber ich habe keine Ahnung, wie ich ihm da helfen soll. Er hat sich dafür entschieden und braucht zu der emotionalen Last, an der er bereits trägt, ganz sicher nicht noch irgendwelchen zusätzlichen Stress. Ich sehe zu ihm auf, streichle ihm die Wange und sage das Einzige, was ich zu diesem Thema sagen kann. »Ich weiß, River, ich weiß. Warum sagst du Xander nicht einfach, dass du es nicht willst? Erklär ihm, wie du dich deswegen fühlst.«
Er sieht mich unglücklich an. »Das kann ich nicht. Ich habe versprochen, auf Tournee zu gehen, und dieses Versprechen werde ich nicht brechen.«
Ich zögere einen Moment, aber dann frage ich: »Und wem hast du das versprochen?«
Er holt tief Luft. »Dahlia. Ich habe dir bisher noch nie erzählt, wie mein Dad gestorben ist. Nicht, weil ich es nicht gewollt hätte, sondern weil ich die Erinnerung daran nicht noch mal durchleben will.«
Ein Blick in sein düsteres Gesicht, und in meinem Inneren wogen Schmerz und Mitgefühl mit River auf. Ich setze eine möglichst ausdruckslose Miene auf, denn neben meinem Mitgefühl, weil River seinen Vater viel zu früh verloren hat, habe ich auch ein schlechtes Gewissen. Denn ich habe nie darauf gedrängt, dass er darüber spricht, wie sein Dad gestorben ist. Ich weiß nur, dass er, als River sechzehn war, irgendeiner Schusswunde erlegen ist. Vielleicht hätte ich ihn schon viel eher
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