Gefaehrlich sexy
Expräsidenten an. Dann dreht er sich um, nimmt meine Hand und zieht mich durch die Tür. Wir holen ein paar Wasserflaschen, Handtücher und meine Kamera, und als wir durch die Küchentür das Haus verlassen, greift er nach dem Schlüssel, der auf dem Geländer liegt, und legt ihn wieder auf den Türrahmen. Ich zeige auf das Loch neben der Tür und frage ihn: »Warst du das?«
»Ja, ich glaube.«
»Warum …?«, setze ich an, breche aber wieder ab, da ich es mir schon denken kann.
Trotzdem antwortet er mir. »Nun, sagen wir einfach, dass ich eine Saulaune hatte und der Schlüssel sich geweigert hat zu kooperieren.«
Eilig wende ich mich ab. Ich bin noch nicht bereit für eine Unterhaltung über Ben, und ich weiß, auch River ist es nicht, deshalb trete ich an ihm vorbei und gehe auf die Treppe zu. Weil ich einfach den Tag mit ihm verbringen und unser Zusammensein genießen will.
In seinem schwarzen Vintage-Porsche cruisen wir nach Malibu und reden ungezwungen über irgendwelches unwichtige Zeug.
Aber als er mich plötzlich fragt: »Habe ich dir übrigens erzählt, dass mich Jack gefragt hat, ob ich MC Hammers Too Tight- Album mit ihm zusammen produzieren will?«, klappt mir die Kinnlade herunter, und ich starre ihn mit großen Augen an.
»Ach, red doch keinen Quatsch. Du willst mich doch bestimmt verarschen. Wie ist er daran gekommen? Ich dachte, dass der Typ das Album zusammen mit seiner Karriere ein für alle Mal begraben hat.«
»Ich verarsche dich ganz sicher nicht«, klärt er mich lachend auf. »Jack hat irgendeine kleine Plattenfirma übernommen, die vor Jahren all die brachliegenden Schätze von Death Row Records übernommen hat, die nur darauf warten, dass ihnen jemand ein bisschen Liebe zeigt. Jetzt muss Jack nur noch sehen, ob er MC dazu bewegen kann, dass er ihm seinen Segen gibt.«
»Ist Gangster Rap nicht etwas aus der Mode?«
Er schüttelt den Kopf. »Vielleicht, wer weiß? Aber allein wegen Tupacs Kurzauftritt in diesem Video werden sich alle das Lied anhören.«
Ich nicke und versuche, nicht daran zu denken, wie traurig ich über den Mord an Tupac Shakur war. River kurbelt sein Fenster auf, und ich mache es ihm nach. Dann singt er mit einem Mal »U Can’t Touch This«, und ich breche in hysterisches Gelächter aus. Wenig später schnappe ich mir meine Kamera und mache unzählige Schnappschüsse von ihm. Er wendet sich mir zu, formt mit dem Mund »You can’t touch this« und ein paar andere tolle Zeilen aus dem Song, und ich banne all das auf Film.
Um in Strand-Stimmung zu kommen, greife ich nach seinem Handy, scrolle mich durch seine iTunes-Liste und lade sämtliche Songs herunter, in denen das Wort beach oder das Wort fun vorkommt . Ich will, dass er sich darauf freut, mit mir zusammen an den Strand zu gehen, aber bei den meisten Liedern, die ich anspiele, verdreht er einfach die Augen – bis am Ende »California Girls« von den Beach Boys kommt. Schon bei den ersten Takten des Songs wird sein Lächeln breiter, und er singt mit mir mit. Wir versuchen unbewusst, einander beim Refrain zu übertönen, und sein Lächeln wird so breit, dass ich seine Grübchen sehen kann. Er spreizt sogar die Finger seiner linken Hand im Wind und trommelt gut gelaunt den Rhythmus mit. Als der Song vorbei ist, drehe ich die Lautstärke etwas herunter und sehe ihn von der Seite an.
Er wendet sich mir zu und schiebt sich die Sonnenbrille in die Stirn. »Jaaa …?«
»Nichts. Ich bin nur überrascht, weil du die Beach Boys magst.«
»Tja … nicht, dass ich mein cooles Rockerimage ruinieren wollte oder so, aber ich werde dir etwas verraten.« Er zwinkert mir zu. »Immer, wenn wir an den Strand gefahren sind, hat uns Dad gezwungen, uns die Beach Boys anzuhören, und nach einer Weile hatte ich mich irgendwie an sie gewöhnt.«
»Das ist nicht uncool, sondern obermegacool. Und keine Angst, dein Rockerimage ist auch weiterhin intakt. Ich werde dein Geheimnis niemandem verraten.«
Er verstummt, wobei ich keine Ahnung habe, ob es an dem Lied, der Unterhaltung oder vielleicht daran liegt, dass das Ziel unseres spontanen Ausflugs unaufhaltsam näher kommt.
Einem Teil von mir ist klar, dass River das Gefühl hat, dass der Strand ein Ort für mich und Ben gewesen ist, aber das ist einfach nicht wahr. Es stimmt, wir beide gehen gerne an den Strand, aber das heißt nicht, dass ich nicht auch mit River an den Strand gehen kann. Ich will die Schönheit eines so magischen Orts in seiner Gegenwart genießen, und ich
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