Gefaehrliche Begegnungen
Regenschirm, den ein Mann über sie beide hielt.
Mia, die sich wie eine dreckige, abgesoffene Ratte fühlte, versuchte sich mit der Rückseite ihrer aufgeschürften Hand ihr durchnässtes Haar aus dem Gesicht zu entfernen, während sie die restlichen Regentropfen von den Augen weg blinzelte. Ihre Nase entschied sich dazu, noch etwas zu ihrer Beschämung beizutragen und wählte genau diesen Moment dazu aus, Mia unkontrolliert auf ihren Retter niesen zu lassen.
»Oh Gott, das tut mir so leid!« Mia entschuldigte sich verzweifelt und vollkommen beschämt. Ihre Sicht war wegen des Wassers, das ihr Gesicht herunter lief immer noch ganz verschwommen und sie versuchte verzweifelt, sich mit einem nassen Ärmel die Nase zu putzen, bevor sie noch einmal niesen musste. »Es tut mir so leid, ich wollte Sie wirklich nicht anniesen!«
»Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, Mia. Offensichtlich bist du durchgefroren und nass. Und außerdem verletzt. Lass mich deine Hände anschauen.«
Das konnte doch nicht wahr sein. Mia vergaß ihr Unbehagen und das Einzige, was sie noch tun konnte, war ungläubig dabei zu zuschauen, wie Korum vorsichtig ihre Handgelenke fasste, ihre Handflächen nach oben drehte und ihre Schürfwunden untersuchte. Seine großen Hände waren unglaublich behutsam auf ihrer Haut, obwohl er so fest zugegriffen hatte, dass ein Entkommen unmöglich war. Auch wenn sie in einem frischen Mitte–April–Wetter bis auf die Haut nass war, fühlte sich Mia trotzdem so, als würde sie jeden Moment in Flammen aufgehen. Allein seine Berührung rief eine Hitzewelle in ihr hervor, die durch ihren ganzen Körper strömte.
»Du solltest diese Verletzungen sofort behandeln lassen. Sie könnten Narben hinterlassen, wenn du nicht vorsichtig bist. Komm einfach mit mir mit und wir lassen sie versorgen.« Korum ließ ihre Handgelenke los, legte einen Besitz ergreifenden Arm um ihre Taille und begann, sie zurück in Richtung Broadway zu führen.
»Warte, was...« Mia versuchte ihre Gedanken zu ordnen. »Was machst du hier? Wohin führst du mich?« Endlich wurde sie sich der ganzen Gefahren dieser Situation bewusst und sie begann, teils vor Kälte und teils aus Angst, zu zittern.
»Offensichtlich frierst du. Ich bringe dich aus dem Regen raus und dann reden wir.« Sein Ton ließ keine Widersprüche zu.
Als Mia sich verzweifelt umschaute, sah sie, wie alle Menschen sich beeilten, schnell aus dem schüttenden Regen zu kommen, ohne ihrer Umgebung auch nur die kleinste Aufmerksamkeit zu schenken. Bei so einem Wetter könnte man jemanden unbemerkt auf offener Straße umbringen, wer sollte da die Gegenwehr eines kleinen Mädchens bemerken? Korums Arm lag wie ein Stahlband um ihrer Taille, vollkommen unnachgiebig, und Mia konnte ihm nur noch hilflos folgen, egal wohin er sie führte.
»Warte, ich kann wirklich nicht mit dir mitkommen«, protestierte Mia zitternd. Nach Strohhalmen greifend platzte sie heraus: »Ich muss doch eine Hausarbeit schreiben!«
»Ach wirklich? Und du kannst in diesem Zustand schreiben?« Korums Ton triefte vor Sarkasmus und er warf ihr einen abschätzenden Blick zu, der an ihrem Haar und den aufgeschürften Händen hängen blieb. »Du bist verletzt und hast dir wahrscheinlich mit deinem mickrigen Immunsystem eine Lungenentzündung eingefangen.«
Wie zuvor bekam er es irgendwie hin, sie zu provozieren. Wie konnte er es wagen, sie als mickrig zu bezeichnen! Mia sah rot. »Entschuldige bitte, aber meinem Immunsystem geht es sehr gut! Niemand bekommt heutzutage noch eine Lungenentzündung davon, dass er Regen abbekommt. Und davon mal ganz abgesehen, was geht es dich an? Was machst du hier? Verfolgst du mich?«
»Ja.« Seine Antwort war ruhig und gelassen.
Sofort ruhig merkte Mia, wie sich langsam wieder die Angst in ihr breit machte. Obwohl sie schluckte, um ihre trockene Kehle zu befeuchten, brachte sie nur ein Wort heraus. »Warum?«
»Ah, wir sind da.« Eine schwarze Limousine stand auf der Kreuzung Vierte West und Broadway. Als sie näher kamen öffneten sich die automatischen Türen und gaben die Sicht auf ein edles cremefarbenes Interieur frei. Mias Herz schlug ihr bis zum Hals. Unter keinen Umständen würde sie mit diesem Krinar, der zugegeben hatte, sie zu verfolgen, in ein fremdes Auto steigen.
Sie blieb stur und bereitete sich darauf vor, zu schreien.
»Mia. Steig. In. Das. Auto.« Seine Worte waren wie Peitschenhiebe. Er sah wütend aus, und seine Augen wurden mit jeder Sekunde gelber. Sein
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