Gefaehrliche Begegnungen
Weder möchte sie, noch braucht sie einen Mann in ihrem Leben. Und trotzdem kann sie nichts dagegen machen, dass sie sich zu dem fremden Mann, den sie im Krankenhaus trifft hingezogen fühlt...
Ein tödliches Spiel
Als Alexes Vergangenheit ihre Gegenwart bedroht, muss Kate sich entscheiden, wie viel sie dafür riskieren möchte, um mit ihm zusammen zu sein...und ob der Mann, in den sie sich gerade verliebt, sich überhaupt von dem skrupellosen Mörder unterscheidet, der sie jagt.
* * *
»Kate, es tut mir leid, aber wir brauchen dich wirklich gerade.«
June Wallers, die Oberschwester, stürmte in den kleinen Raum, in dem Katherine Morrell gerade schnell etwas essen wollte.
Seufzend legte Kate ihr halb gegessenes Sandwich weg, trank einen Schluck Wasser und folgte June den Gang hinunter. Das war nicht das erste Mal diese Woche, dass aus der ihr zustehenden Essenspause eine zehn Minuten Snackpause wurde.
Die Krise hatte auch die New Yorker Krankenhäusern voll erwischt und zu Einstellungsstopps und Entlassungen auf Grund von Budgetkürzungen geführt. Die Folge davon war, dass in der Notaufnahme immer mindestens drei Schwestern fehlten, um einen reibungslosen Ablauf gewährleisten zu können. Auch in den anderen Abteilungen fehlte Personal, aber dort waren die Patientenzahlen vorhersehbarer. Die Notaufnahme glich allerdings fast immer einem Irrenhaus.
Und diese Woche war besonders schlimm gewesen. Es war gerade Grippezeit und eine der Schwestern war krank geworden. Ihr Ausfall traf sie zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt, da die Grippesaison natürlich zu einem erhöhten Patientenzulauf führte. Es war Kates fünfte zwölf Stunden Schicht diese Woche und es war eine Nachtschicht – und obwohl sie die hasste, konnte sie sie leider nicht immer vermeiden. June hatte Kate darum gebeten und sie hatte sich breit schlagen lassen, weil sie wusste, dass es niemanden gab, der sie stattdessen übernehmen konnte.
Und jetzt war sie hier, mal wieder ohne wirklich etwas zu essen. Wenn das in diesem Rhythmus weiterging, würde sie bald nur noch aus Haut und Knochen bestehen, wahrscheinlich schon bevor die Grippezeit vorbei war. Die Grippediät nannte ihre Mutter diesen Zustand.
»Was ist es für ein Notfall?« fragte Kate und ging schneller, um mit June mithalten zu können. Mit ihren fünfundfünfzig Jahren war die Oberschwester so agil wie eine zwanzig Jährige.
»Wir haben eine Schusswunde.«
»Wie schlimm?«
»Wir sind uns noch nicht sicher. Letties Kind ist krank geworden und sie musste weg -«
»Was? Und wer ist dann bei dem Patienten?«
»Nancy. «
Mist. Kate fing fast an zu rennen. Nancy war eine Krankenschwester im ersten Jahr. Sie gab sich sehr viel Mühe, aber sie brauchte noch eine Menge Hilfe. Sie sollte nie alleine sein, ohne eine erfahrene Krankenschwester bei sich zu haben.
»Dann weißt du ja jetzt, warum wir dich so dringend brauchen«, sagte June trocken und Kate, deren Puls sich beschleunigte, nickte zustimmend.
Das war genau der Grund dafür, dass sie Krankenschwester geworden war – weil sie den Gedanken mochte, gebraucht zu werden und Menschen zu helfen. Eine gute Krankenschwester konnte den Unterschied zwischen Leben und Tod machen, besonders in der Notaufnahme. Manchmal war es eine sehr große Verantwortung, aber das störte Kate nicht. Sie mochte das schnelle Arbeitstempo in der Notaufnahme und wie die zwölf Stunden wie im Fluge vergingen. Am Ende ihrer Arbeitstage war sie jedes Mal so erschöpft, dass sie kaum noch laufen konnte, aber sie war gleichzeitig sehr zufrieden.
In der Notaufnahme war einiges los, als Kate eintrat. Kate näherte sich einem der durch Stoffwände voneinander abgetrennten Betten, öffnete die Vorhänge und sah das Schussopfer auf der Pritsche liegen. Er war ein großer Mann, hoch gewachsen und breitschultrig. Seinem Aussehen nach war er der kaukasisch-europäische Typ. Sie schätzte, dass sein Alter bei etwa Ende zwanzig oder Anfang dreißig lag. Er hatte eine Sauerstoffmaske auf und war schon an den Herzmonitor angeschlossen. Er hing am Tropf und schien bewusstlos zu sein.
Nancy, die Schwester im ersten Jahr, übte Druck auf seine Wunde aus, um die Blutung zu stoppen. Außerdem standen zwei weitere Männer neben ihm, aber Kate beachtete sie kaum, da sie sich auf ihren Patienten konzentrierte.
Sie bildete sich schnell einen Überblick über die Situation, wusch sich ihre Hände und machte sich an die Arbeit. Der Puls des Patienten war kräftig und
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