Gefaehrliche Begegnungen
Sie wusste natürlich, dass sie eine gute Krankenschwester war, aber sie hatte überhaupt nicht damit gerechnet, dass dieser Unbekannte das anerkennen würde.
»Du hast dich gut um Igor gekümmert. Vielen Dank dafür.«
Igor musste der Patient mit der Schusswunde sein. Der Name klang ausländisch, vielleicht russisch. Das erklärte den Akzent des Fremden. Obwohl er fließend englisch sprach, war es deutlich, dass es nicht seine Muttersprache war.
»Natürlich. Ich hoffe, dass er schnell gesund wird. Ist er ein Verwandter von Ihnen?« Kate war stolz darauf, dass sie so entspannt klang und ihre Stimme nicht zitterte. Hoffentlich bemerkte er nicht, was für eine Wirkung er auf sie hatte.
»Mein Bodyguard.«
Kates Augen wurden groß. Also hatte sie Recht gehabt – dieser Mann war ein großes Tier. Bodyguard? Bedeutete das – »Wurde er während seines Dienstes angeschossen?« fragte sie und hielt ihren Atem an.
»Die Kugel, die ihn getroffen hat, war eigentlich für mich bestimmt, ja.« Die Stimme des Mannes war sachlich, aber Kate meinte einen Hauch stark unterdrückter Wut aus seinen Worten heraus zu hören.
Ach du Scheiße. »Haben Sie schon mit der Polizei gesprochen?«
»Ich habe eine kurze Aussage abgegeben. Ich werde detaillierter mit ihnen reden, sobald Igor stabil und wieder bei Bewusstsein ist.«
Kate nickte nur, weil sie nicht wusste, was sie darauf antworten sollte. Auf den Mann, der gerade vor ihr stand, war heute geschossen worden. Was war er? Ein Mafia Boss? Ein wichtiger Politiker?
Falls sie irgendwelche Zweifel daran gehabt hatte, dieser eigenartigen Anziehung zwischen ihnen nicht auf den Grund zu gehen, dann waren diese jetzt ausgeräumt. Dieser Fremde verhieß nichts Gutes und sie musste sich unter allen Umständen von ihm fern halten.
»Also, ich wünsche Ihrem Bodyguard, dass er sich schnell erholt«, sagte Kate in einem aufgesetzt fröhlichen Ton. »Wenn keine unvorhergesehenen Komplikationen auftreten, sollte es ihm bald wieder gut gehen–«
»Dank Ihnen.«
Kate nickte erneut, lächelte ihm leicht zu und trat einen Schritt zur Seite, in der Hoffnung, dass sie um den Mann herum zu ihrem nächsten Patienten gehen konnte.
Aber er bewegte sich leicht und stellte sich ihr in den Weg. »Ich bin Alex Volkov«, sagte er ruhig und sah zu ihr hinunter. »Und Sie sind?«
Kates Puls wurde schneller. Sie konnte die männlichen Absichten hinter dieser Frage spüren und das machte sie nervös. »Bloß eine Krankenschwester, die hier arbeitet«, sagte sie und hoffte, er würde den Wink verstehen.
Tat er aber nicht – oder zumindest ging er nicht darauf ein. »Wie heißen Sie?«
Kate atmete tief durch. Er war definitiv hartnäckig. »Ich bin Katherine Morrell. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden–«
»Katherine«, wiederholte er und sein Akzent gaben den vertrauten Silben einen exotischen klang. Seine Augen leuchteten mit einem unbekannten Gefühl und sein Mund wurde ein wenig weicher. »Katerina. Das ist ein wunderschöner Name.«
»Vielen Dank. Ich muss jetzt aber wirklich weiter machen...« Kate hatte es immer eiliger weg zu kommen. Er war so groß, als er genau vor ihr stand. Sie brauchte Platz, ein wenig Raum zum Atmen. Seine Nähe war einfach zu überwältigend und sie wurde nervös und unruhig, weil sie dadurch etwas begehrte, von dem sie wusste, dass es schlecht für sie war.
»Sie müssen weiter arbeiten. Ich verstehe«, sagte er leicht belustigt.
Und trotzdem ging er nicht zur Seite. Stattdessen sah sie ihm entsetzt dabei zu, wie er eine seiner großen Hände anhob und ihr mit den Außenseiten seiner Finger über ihre linke Wange strich.
Kate erstarrte und eine Hitzewelle fuhr durch ihren Körper. Seine Berührung war ganz leicht gewesen, aber sie fühlte sich, als wäre sie dadurch gebrandmarkt worden und war zutiefst erschüttert.
»Ich würde Sie gerne wieder sehen, Katerina«, sagte er leise. »Wann endet ihre heutige Nachtschicht?«
Kate sah ihn an und fühlte sich, als würde sie die Kontrolle über die Situation verlieren. »Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist–«
»Warum nicht?« Seine blauen Augen verengten sich und sein Mund verhärtete sich wieder. »Sind sie verheiratet?«
Einen Moment lang versuchte Kate ihn anzulügen und zu behaupten, dass sie das war. Aber ihre Ehrlichkeit setzte sich durch. »Nein, aber ich bin derzeit nicht an Verabredungen interessiert–«
»Wer hat denn was von einer Verabredung gesagt?«
Kate blinzelte. Sie war
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