Gefaehrliche Begegnungen
wirklich nicht sagen. Ich denke, ich werde ihn heute wiedersehen.«
Als sie Jessies besorgten Gesichtsausdruck sah, fügte sie schnell mit einem verschlagenen Lächeln hinzu, »Und es könnte sehr spaßig werden.« Bevor Jessie die Möglichkeit hatte, zu antworten, schnappte sich Mia ihren Rucksack und stürmte mit einem schnellen »bis nachher« aus der Tür.
Sie ging raschen Schrittes die Straße entlang, ohne ein genaues Ziel vor Augen zu haben. Sie hielt bei einem Imbiss und kaufte eine Packung Kaugummis – sie hatte ja heute Morgen nicht mal Zähne geputzt – und einen Wrap gefüllt mit Hummus, Avocado und frischem Gemüse. Ihr Gehirn schien sich in den Winterschlaf begeben zu haben, sie lief einfach, ohne über etwas Bestimmtes nachzudenken und genoss das Gefühl, wie ihre Füße den Fußweg berührten und die Morgensonne ihr Gesicht erwärmte. Sie musste eine ganze Weile einfach so gegangen sein, denn als sie anfing, auf die Straßenschilder zu achten, war sie schon in Tribeca, eine Straße von dem luxuriösen Hochhaus entfernt, in dem sie vor weniger als achtundvierzig Stunden gewesen war.
Und einfach so wusste sie auch, was sie tun würde – was ihr Unterbewusstsein schon eher gewusst haben musste, denn es hatte sie ja hierher geführt.
Es war wirklich ganz einfach.
Weg rennen war sinnlos. Er konnte sie ausfindig machen, egal wohin sie ging und er hatte auch schon bewiesen dass er ihren Körper mit Hilfe von verschiedenen chemischen Substanzen dahin gehend manipulieren konnte, dass er auf seinen rückhaltlos reagierte. Nein, weg rennen war nicht die Antwort darauf. Er war ein Jäger. Die Jagd war das, was er liebte und es gab nur eine Sache, die sie tun konnte, um ihm einen Strich durch die Rechnung zu machen. Sie konnte ihm die Jagd verweigern, ihm sein Vergnügen daran nehmen, eine unwillige Beute zu verfolgen.
Sie konnte freiwillig zu ihm kommen.
* * *
Nachdem sie diese Entscheidung getroffen hatte verlor Mia keine Zeit, Taten folgen zu lassen.
Sie betrat die Eingangshalle des Gebäudes und erklärte dem Portier ruhig, dass sie hier war, um Korum zu sehen. Die Augen des Mannes weiteten sich ein wenig – er wusste offensichtlich was für ein Wesen diese Etage bewohnte – und er kündigte ihre Anwesenheit an. Zehn Sekunden später zeigte er auf den Fahrstuhl, der sich ein Stück links neben dem Hauptfahrstuhl befand. »Bitte, benutzen sie diesen Fahrstuhl. Wenn sie nach einem Code gefragt werden, geben sie bitte 1159 ein und er wird sie direkt in das Penthouse bringen.«
Korum wartete schon, als sich die Fahrstuhltür öffnete.
Trotz ihres Vorhabens, sich keine Gefühle anmerken zu lassen, stockte ihr bei seinem Anblick der Atem und ihr Puls stieg an. Er trug weiche graue Schlafanzughosen und sonst nichts. Sein Oberkörper war völlig nackt und die bronzefarbene Haut bedeckte seine wie gemeißelten Muskeln und eine leichte Spur dunkler Haare war rund um die kleinen, männlichen Brustwarzen zu erkennen. Breite Schultern, bepackt mit sehnigen Muskeln, verjüngten sich zu einer schmalen Taille und einem perfekten Waschbrettbauch. Es gab nicht ein Gramm Fett auf diesem kräftigen Körper.
Mia schluckte um die Trockenheit in ihrer Kehle zu beseitigen und war sich ihres Plans plötzlich nicht mehr ganz so sicher.
»Mia«, schnurrte er im Türrahmen lehnend, und sah genauso aus, wie eine Dschungelkatze, die sich gleich auf ihre Beute stürzen wird. »Wie komme ich denn zu dieser Ehre? Ich habe nicht erwartet, dich so schnell wiederzusehen.« Irgendetwas in ihrer Mimik musste sie verraten haben, denn er lachte kurz auf. »Ah, ich verstehe. Es ist weil ich dich nicht erwartet habe. Also, komm rein.«
Er ging barfuß in die Küche und fragte, »Hast du schon gefrühstückt?«
Mia nickte. Sie fühlte sich dabei zwar als sei sie stumm, hatte aber Angst, ihre Stimme könnte ihre Nervosität verraten. Das war definitiv nicht der beste Plan. Warum hatte sie bloß gedacht, sich in die Höhle des Löwen zu wagen sei besser, als zu versuchen, ihm ganz und gar aus dem Weg zu gehen?
Aber jetzt gab es kein Zurück mehr.
»Na gut, kann ich dich aber wenigstens für einen Kaffee oder Tee begeistern?« Sein Ton war mehr als höflich, als er sich über diese normalerweise höfliche Floskel lustig machte.
Ihr Kinn hob sich an, als ihr aufging, dass er die ganze Situation sehr amüsant fand. »Nein danke«, sagte sie kalt und war stolz auf den ruhigen Klang ihrer Stimme. »Du weißt, warum ich
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