Gefaehrliche Begegnungen
ergab alles Sinn – die angenehme Müdigkeit die sich in ihren Adern ausgebreitet hatte und wie sich ihr Gehirn in der Sekunde einfach ausgeschaltet hatte, als seine Lippen die ihren berührten und sie nur noch rein instinktiv funktioniert hatte. Die Chemikalie wirkte wahrscheinlich stärker direkt in der Blutbahn, aber sie hatte letzte Nacht zweifellos eine nette Dosis davon abbekommen.
Kein Wunder, dass sie sich wie eine Schlampe benommen hatte – sie war nicht nur von dem Champagner betrunken gewesen, sie war buchstäblich von seinem Kuss wie auf Drogen gewesen.
Eine brennende Wut breitet sich in ihrem Magen aus und verdrängte das Schamgefühl, das vorher ihre Gefühle beherrscht hatte. Dieser Bastard. Er hatte sie im Grunde genommen mit Drogen vollgepumpt, es auch fast noch ausgenutzt und hatte dann auch noch die Nerven, sich bei ihr zu beschweren, dass sie Spiele spielte? Du kannst mich mal! Wenn er dachte, dass sie nach der Uni folgsam mit ihm mitgehen würde, hatte er sich geschnitten.
Ihre Gedanken überschlugen sich, als sie nach Alternativen suchte.
»Jessie«, sagte sie langsam. »Hast du mir nicht mal erzählt, einer deiner Cousins hätte Verbindungen zum Wiederstand?«
»Ähm–« Jessie war sichtlich überrascht. »Sprichst du gerade über die Sache, die ich dir mal von Jason erzählt habe? Das war ziemlich lange her, damals war er noch ein Erstsemester. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er damit nichts mehr zu tun hat. Nicht dass ich mit ihm in Kontakt geblieben wäre...« Sie starrte Mia mit einem besorgten Gesichtsausdruck an. »Warum fragst du überhaupt? Willst du jetzt den Freiheitskämpfern beitreten?«
Mia zuckte mit den Schultern. Sie wusste selber nicht, wohin das ganze führen sollte. Alles was sie wusste war, dass sie sich weigerte, lammfromm Korums Sexspielzeug zu werden, um dann von ihm benutzt und nach Belieben weggeworfen zu werden.
Sie hatte nie an die Anti–Krinar Bewegung geglaubt und die Kämpfer des Widerstands für verrückt gehalten. Die Krinar waren gekommen um zu bleiben. Menschliche Waffen und Technologien waren hoffnungslos primitiv im Vergleich zu dem, was sie hatten und Mia hatte immer gedacht, dass der Versuch, gegen sie zu kämpfen ähnlich war, wie mit dem Kopf gegen die Wand zu rennen – sinnlos und genauso gefährlich. Außerdem schien es gar nicht mehr so schlimm zu sein, seit die große Panik erst einmal vorbei war. Die Krinar ließen sie größtenteils unbehelligt und das Leben ging, mit kleinen Veränderungen – sauberere Luft, gesündere Ernährung, eine Menge zerstörter Illusionen über den Platz der Menschen im Universum – einfach weiter. Aber jetzt, da sie persönlich mit diesem bestimmten Krinar zu tun hatte, sympathisierte sie ein wenig mit der Sache der Kämpfer – auch wenn das den Widerstand nicht weniger sinnlos machte.
Sie seufzte. »Lass mal, das war nur eine blöde Idee. Ich glaube ich muss nur meinen Kopf frei bekommen.« Sie sprang aus ihrem Bett und zog sich ihre Jeans, ein altes T-Shirt und einen bequemen Pulli an.
»Warte, Mia. Was ist denn los?« Mias Verhalten verwirrte Jessie. »Regst du dich so sehr über das auf, was letzte Nacht passiert ist?«
Mia zog sich Socken und Turnschuhe an. »Ich denke schon«, brummelte sie. Wenn sie ihrer Mitbewohnerin die ganze Geschichte erzählte, würde die sich nur Sorgen machen, und wenn Jessie besorgt war, ergriff sie manchmal drastische Maßnahmen – so wie sie einmal die Polizei gerufen hatte, um Mia als vermisst zu melden, während diese nur in der Bibliothek ohne Akku im Handy eingeschlafen war. Nicht dass Jessie in diesem Fall irgendetwas in der Art machen könnte, aber trotzdem wollte sie sie nicht unnötig beunruhigen. »Mir geht es gut«, log Mia. »Ich muss einfach nur ein paar Schritte gehen und ein wenig frische Luft tanken. Du weißt ja, dass ich nicht wirklich sehr viele Erfahrungen in diesem Bereich habe und das hier ist wie in das kalte Wasser geworfen zu werden. Ich muss nur erst herausfinden, wie ich mich bei all dem fühle, bevor ich anfangen kann, darüber zu reden.«
Jessie sah sie mit einem leicht verletzten Gesichtsausdruck an. »Okay, na klar, sicher. Was auch immer du brauchst.« Dann erhellte sich ihr Gesicht. »Bist du heute Abend zum Essen zu Hause? Ich dachte ich mache uns ein wenig Pasta und wir könnten uns einen Mädchenabend machen, alte Filme anschauen und so...«
Mia schüttelte bedauernd den Kopf. »Das hört sich verlockend an, aber ich kann es
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