Gefaehrliche Begierde
trieben ihre Possen mit ihr, riefen sie quasi zu sich. Tania musste lächeln und hätte sich nur zu gern zu einem mitternächtlichen Bad verlocken lassen. Es war albern, das war ihr klar, sich von ihrer Vorliebe für Wasser ablenken zu lassen. Sie hatte keine Zeit zu verschwenden, brauchte aber diese kleine Erholungspause. Und als sich der Aufruhr in ihrem Kopf langsam legte und der Druck auf ihrer Brust abnahm, konnte sie endlich einmal wieder richtig durchatmen.
Tania nutzte das aus, füllte ihre Lungen bis an den Rand ihrer Aufnahmefähigkeit, während ihr Blick über den See schweifte. Die absolute Ruhe um sie herum brachte sie wieder in Einklang mit sich, schärfte ihre Wahrnehmung, und ... warnte sie. Irgendetwas stimmte da nicht. Vielleicht war es nichts weiter, aber dennoch nahm sie die Störungen um sich herum wahr. Ihr Herzschlag beschleunigte sich. Tania schüttelte den Kopf. Es war unmöglich. Sie hatte begriffen, wie der Meridian arbeitete und wie Drachenkrieger ihre Beute aufspürten. Keiner der Razorback hatte sie berührt, was es unmöglich machte ...
Es wurde totenstill.
Die Luft vibrierte vor Elektrizität, was gar nicht gut war für ihre sowieso schon angespannten Nerven. Ein Kribbeln lief ihr über den Rücken, und ihre Nackenhaare sträubten sich. Tania hielt den Atem an und lauschte angespannt, während ihr Herz dumpf pochte. Nichts. Nicht einmal ein Rascheln. Unheimlich. Alarmierend. So unnatürlich, dass ihre innere Alarmglocke schrillte. Als das Ding laut klingelte und alle ihre Sensoren entfachte, spähte sie aus dem Seitenfenster. Im Gegenlicht des Mondscheins driftete die Silhouette der Corvette über Baumstämme. Und über ihr...
Ihr blieb die Luft weg.
Der große geflügelte Schatten hing über ihrem Wagen. Ein Knurren durchdrang die Stille, füllte sie mit Entsetzen, kam heran wie eine Flutwelle. Nicht Mac. Es war nicht Mac. Sie konnte den Mistkerl spüren und das bösartige Knistern in der Luft.
Ein Feind ... kein Freund.
Mit einem lauten Aufschrei gab Tania kräftig Gas. Die Corvette machte einen unkontrollierten Satz nach vorn, der Motor heulte auf, und der Wagen schleuderte mit quietschenden Reifen nach links. Ein weiteres Knurren er-tönte. Sie sah, wie sich eine Flügelspitze senkte, kurz bevor das Monster noch einmal kräftig mit den Flügeln schlug und hart landete. Rosa Augen glühten, rote Schuppen blitzten, und scharfe Krallen rissen den Straßenbelag auf, schleuderten Asphaltbrocken in die Luft. Sie regneten herunter und schlugen gegen ihre Windschutzscheibe. Das Glas zersplitterte zu einem einzigen Spinnennetz. Tania schrie, als sie die Kontrolle über den Wagen verlor. Das hintere Ende des Wagens geriet ins Schleudern, bewegte sich Richtung See. Die Hinterreifen rutschten über die Seitenstreifen der Straße. Schotter spritzte auf, prasselte gegen die Unterseite des Fahrgestells, als sie sich um die eigene Achse in einer tödlichen 360-Grad-Umdrehung drehte.
Sie durchbrach die Leitplanke und raste über die Böschung. Der Wagen zitterte. Der Renngurt spannte sich an, zementierte sie förmlich ein auf dem Schalensitz. Sie wappnete sich für den Aufprall, und der Adrenalinschub sorgte dafür, dass sie handelte. Mit beiden Füßen trat Tania auf die Bremse. Die Corvette wimmerte und kreischte protestierend. Die beiden Scheinwerfer schwenkten herum und bemalten dicke Baumstämme mit wirbelnden weißen Lichtspritzern. Ein Rad blockierte auf losen Steinchen und schleuderte den Wagen seitwärts. Stahl stöhnte auf. Eine riesige Pinie kappte ihre vordere Stoßstange. Als Holz splitterte, entfaltete sich der Airbag und fegte ihre Hände vom Steuerrad. Rasender Schmerz fuhr ihr durch den rechten Arm. Aber das schreckliche Rutschen hörte auf. Gott sei Dank. Jetzt musste sie nur noch atmen. Leichter gesagt als getan. Ihre Lungen waren absolut leer, rangen mit dem über ihrer Brust eingerasteten Sicherheitsgurt. Tania hatte mit dem Schmerz zu kämpfen, keuchte, versuchte, den Renngurt abzuschnallen und aus dem Autowrack zu entkommen.
Sie wehrte sich gegen die aufsteigende Panik. Nicht jetzt. Später wäre noch Zeit genug, um auszuflippen. Sie musste einen klaren Kopf bewahren und sich in Bewegung setzen. Wegrennen. Sich verstecken. Sich bedeckt halten, bis die Sonne aufging und das Drachenarschloch, das sie jagte, nach Hause flog, bevor es gegrillt wurde. Das war ein guter Plan. Genau genommen der einzige, weil sie ohne Mac, der sie beschützte, leichte Beute war. Nichts
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