Gefaehrliche Begierde
Hoffnung in ihr breitmachte.
Die Luftblase wurde langsamer. Wasser wirbelte und schäumte um sie herum. Tania schwankte durch die Bewegung, spürte die Stöße, während sie in die dunklen Tiefen starrte, beobachtete, wartete auf...
Ein blaugrauer Drache materialisierte sich neben ihr.
Aufkreischend sog sie scharf die Luft ein und sprang zurück. Sie landete mit einem Burns, und ihr Allerwertester tat ihr jetzt genauso weh wie der Rest von ihr. »M-Mac?«
Die aquamarinblauen Augen leuchteten, als er eine riesige Klaue nach ihr ausstreckte. Tania zuckte zurück und presste sich gegen die gegenüberliegende Wand. Aber obgleich sie Distanz zwischen ihnen schaffte, konnte sie nicht wegsehen. Unglaublich. Bizarr. Verblüffend. Er war die personifizierte Kraft, eine Missgeburt mit dem gehörnten Kopf, den mit Schwimmhäuten versehenen Klauen und der schwertartigen Flosse auf seinem Rücken.
Sie rang nach Luft, während Bestürzung sich mit Faszination abwechselte. Was einfach total dämlich war - der Teil, der die Faszination betraf, nicht der mit dem Ausflippen - weil... heiliger Bimbam. Auf keinen Fall sollte sie ihn anschauen und über alle möglichen unpassenden Dinge nachdenken. Zum Beispiel, wie er unter Wasser atmen konnte. Oder wie er sich aus einem Mann in, na ja, das da verwandeln konnte.
Tania runzelte die Stirn, als sie ihn sich näher betrachtete. Du liebe Güte. Er war einfach kolossal, einfach verflucht ... riesig.
Er umfasste ihr Gefängnis mit einer Klaue und packte die Blase wie einen Baseball, seine glatten Schuppen schimmerten in der Dunkelheit. Sie konnte hören, wie die gebogenen Spitzen seiner Krallen gegen die Kugel stießen. Das Geräusch hallte wider, klang wie Silberbesteck, das an Glas klopfte. »Halte durch, mo Chroi. Ich bringe dich jetzt hoch.«
Hoch war gut. Ein Drache, der mit ihr redete? Gar nicht gut. Obwohl...
Sie hatte keine Angst mehr. Eine erstaunliche Reaktion. Völlig verrückt in Anbetracht all dessen, was sie heute Nacht gesehen hatte, aber... Gott helfe ihr. Sie war so froh, Macs Stimme zu hören, dass die Erleichterung ihre Furcht übertünchte. Er hatte Wort gehalten und war sie holen gekommen, und, ob es ihr gefiel oder nicht, das machte den ganzen Unterschied aus. Da sie noch mehr Bestätigung brauchte, streckte sie den Arm aus und presste ihre Hand in seine Pranke.
Tania blinzelte. Ja, er war real. Sie bildete sich nichts ein. Oder ihn ... Schuppen, Fänge und alles.
Hinter der dünnen Barriere, die ihre Handflächen trennte, sagte sie heiser: »Ich will hier raus... bitte, hol mich einfach raus.«
»Nur noch eine Minute, dann sind wir an der Oberfläche.«
Sie nickte, starrte ihn fasziniert an, ließ sich von seinen tiefblauen Augen trösten. Seltsam, das wusste sie, aber die Farbe beruhigte sie. Ließ sie in dem Glauben, dass es Mac war statt eines Fremden. Statt eines Monsters, das die Absicht hatte, sie zu verletzen. Und als sie nach oben trieben -durch die Strömung des Ozeans schwammen, an Fischschwärmen und den zackigen Felsen eines Riffs vorbei, wobei sein Schwanz das Wasser wie der eines Alligators peitschte fragte sich Tania, wann sie den Verstand verloren hatte.
Irgendwo wischen der Brücke und hier, so viel stand
fest.
Der Beweis war die Tatsache, dass sie darauf vertraute, dass Mac sie in Sicherheit bringen würde. Ihr helfen, statt ihr Schaden zufügen würde. War das verrückt? Zweifellos. Behutsamkeit und Drachen waren normalerweise nicht sinnverwandt. Aber als sich die wellige Oberfläche des Ozeans in Macs leuchtendem Blick spiegelte, konnte Tania die Wahrheit nicht leugnen.
Alles hatte sich geändert im Zeitraum von einer Stunde. Ihr Leben war zusammengebrochen. Hatte sie aus der Bahn geworfen. Hatte sie in unbekannte Gefilde katapultiert.
In Gefilde, in denen Drachen existierten.
Jetzt musste sie sich entscheiden, welchen Weg sie einschlagen und wohin sie von hier aus gehen sollte.
Tania gab so gut wie keinen Mucks von sich, als er mit ihr in seinen Armen die Wasseroberfläche durchbrach. Ihre Schulterblätter prallten gegen seine breite Brust. Mac hatte von hinten seine Arme um sie gelegt, zog sie an sich, hielt ihren Kopf über die starke Brandung. Wasser lief aus ihren dunklen Haaren und glättete die langen Strähnen. Um Luft ringend hob sie ihr Gesicht in Richtung Nachthimmel. Die lang eingezogenen Atemzüge klangen schmerzvoll, waren mehr ein Keuchen als tatsächliches Einatmen.
Sie füllte ihre Lungen erneut und zitterte so
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