Gefaehrliche Begierde
sein Kleinod gezeigt. Er hatte Ange darüber im Dunkeln gelassen, hatte sie nie eingeladen. So hatte er es am liebsten, das entsprach seinem verschlossenen Charakter und war Teil seiner Arbeitsweise und seines Lebensstils. Niemand musste wissen, wohin er jedes Wochenende fuhr oder wie er seine Freizeit verbrachte.
All das würde sich jetzt allerdings ändern, wenn er Rikar seinen Aufenthaltsort durchmorste.
Sein Geheimnis wäre enthüllt, würde in mehr als einer Weise eine Invasion nach sich ziehen. Erstens würden die Nightfury auftauchen. Und zweitens? Ange würde ihn mit Fragen bombardieren, und seine Privatsphäre, die er unbedingt bewahren wollte, wäre zum Teufel.
Mac seufzte. Dinge änderten sich. Einige zum Guten, einige ... zum weniger Guten.
Er drückte Tania sanft, als er seinen Kopf widerwillig von ihrer Halsbeuge nahm. Sie war jetzt ruhiger, konnte wieder Luft holen, ohne dieses schreckliche Keuchen, aber...
Sie zuckte zusammen in seinen Armen.
Der lang anhaltende Schauder alarmierte Mac, verstärkte seine innere Anspannung. Mist. Sie müsste ihn inzwischen eigentlich beschimpfen. Aber im Gegensatz zu dem, was er erwartete, hatte sie kein Wort gesagt. Nicht einen Mucks hatte sie von sich gegeben, seit er sichtbar geworden war und sie aus den Tiefen des Ozeans gezogen hatte. Was ihn mordsmäßig erschreckte. Sie sollte herumtoben und ihn mit Anschuldigungen zusammen mit ihren Fäusten bombardieren.
»Tania?« Er umfasste ihre Schulter und drehte sie zu sich um, damit sie ihn ansehen konnte. Der Geruch von Salzwasser umgab sie beide. Er zog sie wieder fest in die Arme, presste seinen Mund an ihre Schläfe und fragte: »Geht es dir gut?«
Widerstandslos ließ sie sich von ihm in die Arme ziehen und bettete ihren Kopf unter sein Kinn.
»Schätzchen, es tut mir leid, dass ich dich erschreckt habe. Ich kann alles erklären, aber Himmel... rede mit mir«, sagte er und spürte, wie ihre Bioenergie sich mehr und mehr erschöpfte. »Ich muss wissen, ob du verletzt bist.«
Immer noch zitternd zog sie ihre Arme hoch. Ihre Hände stießen gegen seine Brust. Ihre verklebten Wimpern hoben sich wie Stacheln, und er erhaschte einen ersten kurzen Blick in ihr Gesicht. Du meine Güte. Sie war so blass, und ihre Augen? Sahen ins Leere. Total geschockt,
was... Gott helfe ihm. Ihr Anblick tat ihm in der Seele
weh.
Er fluchte leise. Es war seine Schuld ... der Ausdruck in ihrem Gesicht, die Angst und die Verunsicherung. Alles einfach.
»Meine Hände«, flüstere sie, und ihre heisere Stimme sagte ihm alles, was er wissen musste. Sie hatte sich die Kehle aus dem Hals geschrien da unten. Tief zerknirscht massierte Mac ihr die verspannten Rückenmuskeln. »Ich g-glaube...«
Als ein Schluckauf sie abwürgte, sah Mac sie an. Herr im Himmel. Er musste sie sofort in seine Hütte schaffen. Sie musste medizinisch versorgt werden. Zumindest ihre Hände. Ihre Fingerspitzen waren ganz wund und bluteten, ihre Nägel waren in Fetzen gerissen.
Mac unterdrückte einen Fluch und biss die Zähne zusammen, hasste sich dafür, ihr Schmerzen bereitet zu haben. Jetzt war jedoch nicht der Zeitpunkt, sich länger mit seiner Dummheit aufzuhalten. »Halte deine Hände über Wasser, okay? Dann brennt es weniger.«
Als sie nickte, hakte Mac seinen einen Arm unter ihre beiden. Die Lebensrettungstechnik funktionierte prima, seine Schulter stützte ihren Kopf, als er sie durch das Wasser zog. Mit kräftigen Zügen schwamm er durch die Bucht auf das Dock zu. Feine Wolken teilten sich und ließen das Mondlicht durch, das die schwarzen Wellen beleuchtete und ihnen den Weg zur Anlegestelle wies.
»Geht es noch?«, fragte er und war von Gewissensbissen gepeinigt, als sie wieder anfing, heftig zu zittern.
Was kein Wunder war. Sie verlor schnell an Körper-wärme. Er hatte sie warm gehalten, während sie sich hatten treiben lassen, aber jetzt schwappte mit jedem kräftigen Schwimmzug kaltes Wasser zwischen sie. Und der kühle Herbstwind, der ihr über die exponierte nasse Haut wehte, tat ein Übriges, um sie abzukühlen.
Sie hatte Gänsehaut im Nacken. Mac knurrte. Dass sie so fror, gefiel ihm absolut nicht. Verdammt. Das nächste Mal würde er dafür sorgen, dass die ganze verfluchte Bucht erwärmt war, aber...
Er zog die Brauen zusammen. Das nächste Mal? Verdammt unwahrscheinlich. Es würde kein nächstes Mal geben. Nicht wenn er es vermeiden konnte.
Mit gleichmäßigen kräftigen Zügen schwamm Mac zur Dockkante. Er hielt sich nicht erst
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