Gefaehrliche Begierde
Vorteil, dass du den Titel erben wirst«, erklärte Rupert offen.
»Genau.« Kit lachte. »Ich folge nur dem Vorbild meines Vaters. Ehe er heute Abend hier verschwindet, wird er mit Annabelle geschlafen und Lord Hardings Brandy getrunken haben, allerdings nicht unbedingt in dieser Reihenfolge.«
Im Ballsaal lehnte Alexandra die Einladung zum Tanz von drei begehrten Junggesellen ab, von denen einer der Erbe einer Grafschaft war, ehe sie in den Kartenraum entschwinden konnte. Dort entdeckte sie einen der Hatton-Zwillinge und hielt den Atem an, in der Hoffnung, dass es Nicholas war. Ihr Herz schlug heftig, als sie bemerkte, dass seine grauen Augen ihre kurz geschnittenen Locken amüsiert musterten.
»Hallo, Satansbraten. Du hast es wieder einmal geschafft, wie ich sehe.«
Seine tiefe Stimme klang ltebevoll bei der Erwähnung ihres Spitznamens, und ein Schauer des Vergnügens rann ihr über den Rücken. »Hallo, Nick. Ich habe wohl vergebens gehofft, es würde die Mitgiftjäger abschrecken. Deshalb habe ich mich entschieden, bei dir Zuflucht zu suchen und die Nacht mit Glücksspielen zu verbringen.«
Die Belustigung wich aus seinem Blick. »Das wirst du nicht tun, Alexandra.«
Er redete wie ein erwachsener Mann, der zu einem Kind spricht, und wieder einmal machte es sie wütend. »Warum denn nicht?«, fuhr sie ihn an. »Ich kann alle Spieler in diesem Raum besiegen. Das solltest du wissen, denn immerhin hast du mir das beigebracht.«
Nicholas gab dem Kartengeber ein Zeichen, dass er nicht weiterspielen würde, dann lächelte er charmant die älteren Damen auf der anderen Seite des Tisches an und nickte den Männern und seinem Gastgeber, Lord Harding, zu. »Bitte entschuldigen Sie uns.« Er fasste Alexandra fest am Ellbogen und führte sie aus dem Kartenzimmer. »Du kannst nicht hier bei den Männern sitzen und die ganze Nacht spielen. Das würde deinen Ruf unwiderruflich schädigen.«
»Es waren auch noch andere Frauen da!« Ihre Stimme klang empört.
»Alexandra, das sind Witwen, die dem Spiel verfallen sind, und sie befinden sich längst in einem Alter, wo sie sich über ihren Ruf keine Sorgen mehr zu machen brauchen.«
»Es hätte meinem Ruf nicht geschadet, wenn ich zusammen mit den Witwen am Tisch gesessen hätte«, behauptete sie.
»Nicht, solange du nicht angefangen hättest, zu betrügen, du kleine Teufelskatze. Dann hättest du dafür bezahlen müssen.«
»Hast du wenigstens Laclos' Buch Les liaisons dangereuses für mich besorgt?«
»Nein.« Seine Stimme war so tief, dass sie wie ein Brummen klang, ein warnendes Brummen.
Alex ignorierte diese Warnung. »Warum nicht?«, wollte sie wissen.
»Weil es unpassend ist für dich, es geht dabei um eine ungeheuer obszöne Verführung.«
»Ich muss alles über Sex lernen, wenn ich meine eigenen Romane schreiben will.«
»Fängst du schon wieder damit an? Was bist du doch für ein unerträgliches Kind.«
Sie sah ihm in die Augen. Sie waren wie endlose graue Tümpel, so tief, dass sie sich vorstellen konnte, darin zu ertrinken. Sie blinzelte schnell, seine Ablehnung hatte sie verletzt, und sie fürchtete sich davor. »Was zum Teufel ist nur los mit dir, Nick? Wir haben schon immer gewagte Eskapaden und große Abenteuer miteinander geteilt.«
»Das war zu der Zeit, als ich noch ein Schuljunge aus Harrow war. Jetzt bin ich erwachsen, offensichtlich etwas, das du noch nicht bist, du Satansbraten.«
Sie stieß ein unanständiges, verächtliches Geräusch aus. »Wie kannst du dich aus den uralten, unerreichbaren Höhen deiner einundzwanzig Jahre dazu herablassen, auch nur mit mir zu reden?«
Sie war zweifellos die Frau, die ihn am meisten verärgerte, doch als er auf ihr helles Haar blickte, überkam ihn sein Beschützerinstinkt. Er begriff, dass sie wohl das Bedürfnis hatte, darüber zu reden, wenn sie etwas so Drastisches tat, wie ihr wunderschönes Haar abzuschneiden. »Wenn du mir versprichst, für die nächste Stunde deinen Impuls, etwas Schlimmes anzustellen, zu unterdrücken, dann können wir uns um zehn im Sommerhaus treffen und miteinander reden.«
Nick entdeckte Rupert in intimer Unterhaltung mit einer hübschen blonden Frau und winkte ihm zu. »Rupert, begleite deine Schwester zum Abendessen. Und lass sie nicht aus den Augen, denn sie braucht einen Aufpasser.« Er ging zurück in das Kartenzimmer, entschuldigte sich für die Unterbrechung und nahm das Spiel wieder auf. Während der nächsten Stunde beteiligten sich die meisten der Männer an dem
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