Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefaehrliche Freiheit - das Ende der Sicherungsverwahrung

Gefaehrliche Freiheit - das Ende der Sicherungsverwahrung

Titel: Gefaehrliche Freiheit - das Ende der Sicherungsverwahrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Asprion
Vom Netzwerk:
Friedhof dann, meine kleine Schwester (sieben) und mein Bruder, der war etwas jünger, auf dem Friedhof habe ich die an die Hand genommen. Und sie sind gleich zu mir hergekommen. Ich hatte sie fast zwei Jahre nicht gesehen.

    Bin ich überall rumgezogen
    Nach meiner Entlassung habe ich mal ein Auto ausgeräumt. Es war offen. Da habe ich es ausgeräumt. Was ich gebraucht habe. Dafür habe ich noch sieben Monate gekriegt. Zwischen den beiden Gefängnissen war ich zirka ein Vierteljahr draußen. In dieser Zeit bin ich überall rumgezogen. Kurz habe ich auch bei meiner Mutter gewohnt.
    Eine Zeit lang habe ich in einer Gaststätte gewohnt, wo ich auch gearbeitet habe; als Koch und Kellner. Einer, den ich vom Knast schon vorher gekannt habe, hat mir gesagt, ich solle doch mal in diese Gaststätte arbeiten kommen. Seine Frau arbeite dort.

    Manchmal habe ich mich wieder nüchtern gesoffen.
    Dann habe ich in der Gaststätte gearbeitet. Und der Kanal ist immer voll gewesen abends. Da habe ich mich, manchmal habe ich mich nüchtern gesoffen wieder. Wenn man richtig verladen, richtig zu ist, gerade weitermachen. Auf einmal: Kommt wie so ein Black-out. Was ist denn jetzt los? Wo es das erste Mal passiert ist, habe ich auch gedacht. Das gibt es doch gar nicht. Voll den Durchblick. Kann alles schaffen, sieh alles. Registriere alles, mache alles. Und so weiter, als ob ich nichts gesoffen habe und schlagartig wieder voll nüchtern dagewesen.

    Alles hat aber dagegen gesprochen, dass ich der Täter bin
    Im Dezember 1975 wurde ich dann entlassen, morgens. Und dann gleich weitergesoffen. Habe schon nachts ne Flasche Schnaps leer gemacht. Und nachdem ich da rausgekommen bin, einen Tag später haben sie mich verhaftet. Nur auf Verdachtder Vergewaltigung, also versuchte Notzucht hat es damals geheißen, und wegen versuchten Mordes. Die haben eine Untersuchung gemacht, Spuren gefunden. Und alles hat aber dagegen gesprochen, dass ich der Täter bin. An einem Messer waren zwar zwei Blutspuren dran. Die eine Blutgruppe ist von mir selber, wo ich mich mal geschnitten habe, als ich eine Dose aufgemacht habe einmal. Und das andere war Tierblut. Habe mal ein Huhn abgeschlachtet. Das haben die gefunden im Schaft vom Messer. Dann die Fußspuren, sind größer gewesen wie meine. Haben sie noch eine Faserspur gefunden. Die hat weder zu den Geschädigten noch zu mir gepasst. Es hat alles dagegen gesprochen. Der Richter: Alles gehört nicht hierher. Da bin ich verknackt worden. Da habe ich die fünfzehn Jahre und SV gekriegt. Für nichts und wieder nichts. Die Frauen, um die es ging, die habe ich nicht gekannt. Das waren zwei junge Mädle. Es gab keine Gegenüberstellung. Gar nix. Mit aufs Revier. Den andern Tag dem Haftrichter vorgeführt und dann ab in den Knast. Und bei den Verhandlungen musste ich erst einmal Notizen machen, was überhaupt vorgefallen ist. Die Anklageschrift habe ich gekriegt, musste da mal gucken, was da ist und wo ich Beschwerde dagegen einreichen muss. Der Anwalt, den ich hatte, war ein ganz junger Anwalt. Der hat auch nicht viel getaugt. Und während der Verhandlung lacht er mit dem Staatsanwalt. Mit mir hat er sich da gar nicht groß unterhalten. Von dem Zeitpunkt an war ich 35 Jahre im Gefängnis.

    Ich weiß gar nicht, ob die noch leben, die mich in den Knast rein gebracht haben.
    Billy Meyer: Und Sie sagen, dass Sie für eine Tat im Gefängnis waren, die Sie nicht begangen haben?
    „Ja.“
    Und wie geht es Ihnen damit, wenn Sie jetzt zurückdenken?
    „Gegen die kommt man nie an. Deswegen habe ich ja auch noch die Überwachungen gehabt. Vorher haben sie vermutet,dass ich einen Rachefeldzug machen würde. Mich an denen rächen würde, die mich in Knast reingebracht haben. Aber nach 35 Jahren. Ich weiß gar nicht, ob die überhaupt noch leben. Weiß gar nicht, wo die wohnen oder sonst was. Aber das ist sowieso sinnlos. Selbst wenn du einen Racheakt machst. Was hast du davon? Gar nichts. Und dadurch, dass ich jetzt noch neun Jahre länger gesessen bin, wie die SV normal gegangen wäre, normal waren es damals zehn Jahre, und ich bin neunzehn Jahre drinnen gehockt.“
    Am Anfang, als Sie verhaftet wurden, da gibt es Taten, die Sie auch gestanden haben?
    „Das war 1966, wo die Neunzehnjährige, wo ich versuchen wollte, und das mit dem Auto.“
    Wenn sie jetzt zurückschauen: Wie viele Jahre haben Sie das Gefühl, sind Sie, ohne dass Sie sich etwas zu Schulden haben kommen lassen, gesessen?
    „Das waren alleine jetzt schon 35

Weitere Kostenlose Bücher