Gefährliche Gefühle - zu schön zum Sterben
sehen«, sagte ich.
»Hast du etwa Angst vor ihm?«, rief mein Bruder spöttisch aus dem Hintergrund.
»Du musst nur bestätigen, dass er es ist, okay? Du bleibst die ganze Zeit im Auto«, beruhigte ich Lars.
»Na gut«, sagte Lars. »Aber wenn irgendwas schiefgeht, dann bin ich raus, alles klar?«
»Es geht nichts schief«, sagte ich.
Lars seufzte. »Also gut. Ich hab gleich Mittagspause. Holt mich vor dem Copyshop ab.«
Lars hatte eine Sonnenbrille auf und statt seiner obligatorischen Army-Cap trug er eine unheimlich groÃe Beanie aus grauer Wolle, tief in die Stirn gezogen, sodass von seinem Lockenkopf nichts zu sehen war. Selbst seine eigene Mutter hätte vermutlich Schwierigkeiten, ihn zu erkennen.
»Ich habe nur eine Stunde«, sagte er. »Sonst krieg ich Stress mit meiner Chefin.« Er lieà sich auf den Rücksitz plumpsen und begrüÃte meinen Bruder mit einer komplizierten Handschlag-Choreografie.
»Wo warst du denn abgetaucht?«, fragte Lars.
»Musste mal raus«, sagte Bastian. »Bin mit âner Braut nach Spanien gedüst, musste einfach mal chillen.«
»Und was hatte dieser komische Kerl eigentlich bei dir gesucht?«
»Ach, das war alles eine Verwechslung«, behauptete mein Bruder und lenkte das Gespräch dann auf ihre Fahrten ans Meer, um ein paar Heldengeschichten aus den Schaumkronen loszuwerden, die weniger für Lars, der sie ja schon alle kannte, als für uns bestimmt waren.
»Und dann, weiÃt du noch?« Er lachte vorsorglich, um jedem zu zeigen, dass es sich um eine lustige Story handelte. »Wie du geglaubt hast, die Haiflosse gesehen zu haben?«
»Ich hab sie gesehen«, brummte Lars.
»Whatever«, englischte Bastian. »Keiner hat sie sonst gesehen. Und du hast echt ein paar massive Brecher verpasst. Aber wir â¦Â«
»Da vorne ist es«, unterbrach ich ihn. Hinter der Tankstelle lag auf der linken StraÃenseite die Werkstatt Insen. Der Name leuchtete in roten Lettern über einer groÃen Mechanikerhalle mit vier Rolltoren. Enzo fuhr langsam an der Werkstatt vorbei. Davor war ein Parkplatz, auf dem die unterschiedlichsten Fahrzeugtypen standen, ein Abschleppwagen, ein kaum frequentierter Fahrradständer und ein schwarzes Motorrad.
»Das ist es!«, rief ich aufgeregt. »Da steht die Harley.«
Enzo parkte den Wagen auf der gegenüberliegenden StraÃenseite zwischen einem Kiosk und einem Blumenladen. Von hier würde Lars einen guten Blick auf das Motorrad haben.
Mein Handy brummte. Eine SMS von Becky.
Wo bleibst du denn? Spionage Teil 2 startet gleich.
Musst ohne mich anfangen, schrieb ich zurück. Kann gerade nicht. Sorry!
»Ich steige besser aus«, sagte Bastian und schnallte sich ab. »Es ist doch zu auffällig, wenn hier so viele Leute drin sitzen.«
»Ja, ist klar«, sagte Lars. »Lass mich ruhig hängen.«
»Es ist doch nur zu deinem Schutz, Mann!«
»Du hast auch Schiss, gib es zu! Dabei kennt er dich gar nicht.«
»Also gut«, ging Enzo dazwischen. »Bastian und Lars, ihr geht in den Kiosk. Von dort müsste es auch gehen. Gebt uns ein Zeichen, ob ihr gute Sicht auf das Motorrad habt. Natascha, du bleibst im Wagen. Solange du nicht auffällig rumhampelst, wird er dich nicht sehen. Okay?«
Ich nickte.
»Okay«, sagte Bastian erleichtert. Er stieg hinter Lars auf der rechten Seite aus und die beiden huschten in den Kiosk. Kurz darauf gab Lars uns zwischen einer leuchtenden Sternschnuppe und einem Rentieraufkleber durch das Schaufenster ein Daumen-hoch-Zeichen.
»Ich werde den Typen ans Motorrad locken«, sagte Enzo. »Ich hoffe, das klappt. Wünsch mir Glück.«
»Das tu ich.« Ich gab ihm einen schnellen Kuss, dann stieg Enzo aus und überquerte die StraÃe. Er verschwand hinter einer roten Stahltür. Kurz darauf fuhr das mittlere Rolltor auf und heraus kam Enzo. Er gestikulierte und zeigte auf das Motorrad, drehte sich um und wartete. Ich meinte, hinter ihm das rote Hosenbein eines Mechanikers zu erkennen. Aber es rührte sich nicht.
»Was macht der Kerl denn?«, murmelte ich vor mich hin. Endlich kam Bewegung in das Hosenbein und auch Enzo setzte seinen Weg nach drauÃen fort, und gerade bevor der Mechaniker das Freie betrat, schob sich ein Lastwagen vor meine Nase und hielt genau neben unserem Auto. BlumengroÃhandel van Deem musste genau jetzt, genau zu dieser
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