Gefährliche Gefühle - zu schön zum Sterben
enttäuscht von dir.«
Justus hat mich verraten, hallte es wieder durch meinen Kopf. Sein ganzes Getue von wegen »Ich wünsche dir Glück« war nur geheuchelt gewesen. Ich musste mich setzen. Ich schaute meine Mutter an und hörte auch, was sie sagte, aber ich konnte kaum reagieren. »Dabei musst du doch wissen, dass wir dir niemals Vorwürfe machen würden, wenn du dich verliebst. Wieso vertraust du uns nicht?« Sie klang eher traurig als wütend.
»Ich vertraue euch doch«, sagte ich mechanisch und sah Justus vor mir auf dem Barhocker, wie er mich angesehen hatte, als er bemerkt hatte, dass ich ihn als Alibi benutzt hatte. Und dann war er mir hinterhergeschlichen. Anstatt nach Hause zu fahren, wie er es allen gesagt hatte, hatte er mich verfolgt und die Fotos gemacht!
»Was sagst du dazu, Natascha?«, fragte meine Mutter vorwurfsvoll.
»Es tut mir leid«, sagte ich zerknirscht. »Es war alles meine Schuld. Ich wollte es ja sagen, aber es war nie der richtige Zeitpunkt. Das ist keine Entschuldigung«, fügte ich schnell hinzu. Ein einziges Mal hatte ich schlau sein wollen, anstatt einfach ehrlich zu sein. Was für eine saublöde Idee! »Es war dumm von mir. Ich hatte einfach Angst, dass ihr Enzo sofort entlasst.«
»Das haben wir auch«, sagte mein Vater. Es gab mir einen Stich. Aber ich wusste nicht, was mich mehr schockte: dass Enzo weg war oder dass Justus mich verraten hatte.
»Wir sind auch sehr enttäuscht von ihm. Dass er seine Position so ausnutzen würde, hätte ich nicht von ihm gedacht!«
Da regte sich Protest in mir. »Er wollte den Job sofort kündigen!«, rief ich. »Er wollte sich total korrekt verhalten. Ich habe ihn davon abgehalten. Ich ganz allein bin schuld.«
»Er ist ein erwachsener Mann. Er muss selbst wissen, was er tut«, sagte mein Vater entschieden.
»Bitte, er darf keinen Ãrger kriegen«, flehte ich.
»Das liegt nicht in unserer Verantwortung. Natürlich habe ich seinem Chef die Hintergründe geschildert.«
So ein verdammter, verdammter Mist!
»Also habe ich keinen Bodyguard mehr?«, fragte ich mit einem Fünkchen Hoffnung. Das wäre ja immerhin was. Ich hätte meine Freiheit wieder und könnte Enzo so oft besuchen, wie ich wollte.
»Doch«, sagte mein Vater ernst. »Wir bleiben dabei. Gerade nach den Ereignissen der letzten Woche. Du bekommst natürlich einen neuen Bodyguard.«
Ich musste schlucken. »Aber den kann ich mir doch diesmal selbst aussuchen, oder nicht?«, fragte ich. Meine Mutter seufzte und warf meinem Vater einen Blick zu.
»Ich meine, wenn er mir schon auf den Hacken hängt, sollte ich wenigstens gut mit ihm auskommen«, argumentierte ich.
»Nein«, sagte mein Vater streng. »Wir haben ja gesehen, wohin das führt, wenn zu viel Sympathie im Spiel ist!«
»Aber ich muss doch wohl ein Wörtchen mitzureden haben!«, brauste ich auf.
»Wir haben dir schon einen ausgesucht«, sagte meine Mutter erschöpft.
»Und wen?« Meine Stimme klang schrill. »Doch hoffentlich nicht so einen verknöcherten alten Sack, der überhaupt keinen Spaà versteht und mir andauernd im Weg ist und mich bei all meinen Freundinnen blamiert?« Dass ich im Moment keine Freundinnen hatte, lieà ich jetzt mal auÃer Acht, der Dramatik wegen. »Ich will nicht mit einer Mumie mit Pistolenhalfter im Schlepptau rumlaufen, die mein ganze jugendliche Ausstrahlung aufsaugt und â¦Â«
»Natascha«, unterbrach mein Vater. »Darf ich vorstellen â¦Â« Er zeigte mit der Hand in Richtung Tür. »Dein neuer Bodyguard.«
Mich schauderte. Langsam drehte ich mich um. Und dann stieà ich einen überraschten Schrei aus.
13
E ine Frau!«, rief ich begeistert. Sie war ziemlich dünn, hatte mittelbraune Haare mit praktischer Kurzhaarfrisur und blassblaue Augen und trug einen schlichten hellgrauen Anzug mit blauer Bluse darunter.
»Das ist Hedi Perchow«, sagte mein Vater. »Sie fängt heute an.«
»Cool«, grinste ich. Hedi war gar nicht so superalt. Höchstens so wie meine Mutter! Mir fiel ein Stein vom Herzen! Sie hatte bestimmt Verständnis für ein frisch verliebtes Mädchen, für Zickenstreit in der Schule, für modische Probleme aller Art und bestimmt mochte sie auch Gummibärchen! Ich ging auf sie zu. »Hallo«, grüÃte ich grinsend. »Ich freue mich! Wir kommen
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