Gefährliche Gefühle - zu schön zum Sterben
bestimmt super miteinander klar.«
Und um Hedi zu zeigen, was für eine nette und völlig unkomplizierte Klientin ich war, für die es sich lohnte, mal ein Auge zuzudrücken (wenn die nette, völlig unkomplizierte Klientin zum Beispiel mal ihren neuen Freund besuchen wollte), umarmte ich sie spontan. Dabei merkte ich, wie sie sich steif machte.
»Guäähh«, röchelte sie, als wäre sie in einen Haufen HundescheiÃe getreten. Ich wich zurück. Forschte in ihrem Gesicht nach einer Verbindung zu mir, nach einer Wellenlänge, nach irgendwas, was sie mir sympathisch machte. Aber da war nichts.
Sie streckte mir die Hand hin. »Guten Tag«, sagte sie gespreizt. »Ich heiÃe Hedi Perchow und ich werde mich um alle Belange Ihrer persönlichen Sicherheit kümmern.«
Mmmh. Meine Begeisterung war vielleicht einen Tick zu früh gekommen. Oder aber Hedi Perchow war nur im Moment was steif, weil ihr Auftraggeber â mein Vater â dabei war. Ja, genau, so musste es sein. Wenn wir unter uns wären, dann würde sie sicher noch auftauen. Hoffte ich jedenfalls.
»Alles klar«, sagte ich und zwinkerte ihr zu. »Das wird schon hinhauen.«
Sie starrte an meinem Gesicht vorbei in die Ferne.
In dem Moment klingelte mein Telefon. Ich dachte natürlich, es wäre Enzo. Ich wedelte mit meinem Handy als Zeichen, dass ich mich zum Telefonieren in mein Zimmer verziehen würde. Kaum ging ich zur Tür, folgte mir Hedi Perchow auf dem FuÃ. Ich drehte mich zu ihr um. Sie blieb im Abstand von zwei Metern stehen. »Ãh, ich gehe in mein Zimmer zum Telefonieren«, informierte ich sie über das Offensichtliche. Weil ich mir nicht sicher war, ob sie verstanden hatte, was das bedeutete, setzte ich fröhlich hinzu: »Dort sind alle Belange meiner Sicherheit gewährleistet.«
Ich machte wieder einen Schritt zur Tür. Hedi folgte mir. Ich drehte mich um. Hedi blieb stehen. Ich kam mir vor wie bei dem Spiel Ochs am Berge, das wir früher auf Kindergeburtstagen gespielt hatten.
»Du brauchst nicht mitzukommen«, sagte ich nachdrücklich. Hedi Perchow schaute irritiert. Meine Mutter kam mir zu Hilfe: »Wenn Natascha das Haus verlässt, Frau Perchow, dann begleiten Sie sie. In der Zwischenzeit zeige ich Ihnen, wo Sie sich aufhalten können.«
Ich warf meiner Mutter einen dankbaren Blick zu und rannte zwei Stufen auf einmal nehmend nach oben und nahm endlich das Gespräch entgegen.
»Hallo?«, rief ich atemlos ins Telefon.
»Endlich! Ich dachte schon, du gehst nie dran!«, maulte eine bekannte Stimme.
»Bastian«, rief ich überrascht. Hups, ich wollte ja nicht, dass jeder von seinem Anruf erfuhr. Leiser fügte ich hinzu: »Wo warst du am Sonntag? Ich habe auf dich gewartet! Was ist denn los? Warum rufst du erst jetzt an? Wo steckst du denn?« Ich merkte, dass das fürs Erste genug Fragen gewesen waren, und hielt inne.
»Ich habe doch gesagt, dass ich in Schwierigkeiten stecke«, gab er patzig zurück.
»Bist du ein Drogendealer?«, platzte es aus mir heraus.
»Was? Wie kommst du denn darauf?«
»Azizas Cousin hat mir gesagt, dass du sie mit Drogen vollpumpst.«
Er stutzte. »Du hast mit Azizas Cousin gesprochen?«
»Und mit ihren Eltern.«
»Aber warum das denn?«
»Was denkst du wohl? Weil ich mir Sorgen mache natürlich«, gab ich ärgerlich zurück. Wieso antwortete er so ausweichend? Ich bekam wirklich Angst, dass er vielleicht tatsächlich ⦠»Bastian, sag mir sofort, was los ist. Dealst du?«
»Nein, natürlich nicht«, sagte er mit rauer Stimme.
»Aber wieso hat Azizas Cousin das dann behauptet?«
Nach einer kurzen Pause sagte er: »Vermutlich, weil er denkt, Philipp sei immer noch Azizas Freund.«
»Philipp? Dieser komische Typ aus deinem Studium? Der ist Azizas Exfreund? Und ein Drogendealer?«
»Ja. Genau der. Kennst du ihn?«
»Ja«, sagte ich langsam. »Ich kenne ihn.« Und er mich.
»Woher?«
Ich erzählte ihm von den Mails von wolf99, die ich vor ein paar Wochen bekommen hatte. »Drohmails« trifft es wohl eher, denn damals ging es darum, dass mein Bruder ihm etwas weggenommen hatte. Langsam dämmerte mir, worum es in den Mails wirklich gegangen war: um ein Mädchen.
»Du hast ihm Aziza ausgespannt, oder nicht?«
»Das würde zumindest Philipp behaupten«, brummte Bastian, »dabei
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