Gefährliche Gefühle - zu schön zum Sterben
auf die Nerven zu gehen.
»Sie ist â¦Â«
Knacken. Leitung tot. Weg war er.
»ScheiÃe«, schrie ich. »So eine verdammte RiesenscheiÃe!« Ich warf das Handy auf mein Bett und trat mit Schwung in meinen Sitzsack. Flipp jetzt nicht aus, Sander. Das bringt nichts. Ich atmete ein paar Mal tief durch, dann stieg ich auf meine Slackline, um beim Balancieren nachzudenken. Bastian, dieser Feigling. Wieso hatte er mir keine Nummer gegeben, wo ich ihn erreichen konnte? Und mal ehrlich: Russenmafia? Das war ja wie bei einer zweitklassigen Fernsehserie! Und wo zum Henker war die verdammte Tasche?
Viele Fragen, keine Antwort. Ich hatte nur Wut im Bauch und schaffte es nicht, auch nur drei Schritte hintereinanderzusetzen, ohne dass das Band in Schwingung geriet und ich abspringen musste! Mist. Ich lief aus meinem Zimmer, hechtete in groÃen Sätzen die Treppe runter. In der Eingangshalle stand Hedi Perchow, als hätte sie auf mich gewartet.
»Brauch dich nicht«, fuhr ich sie an, rannte die Kellertreppe runter in den Fitnessraum, schnappte mir zwei Boxhandschuhe und hieb auf den Sandsack ein, bis mir die Arme wehtaten. Schnaufend lieà ich mich auf die Trainingsmatte fallen. Bastian, was hast du bloà gemacht, dachte ich. Und ausgerechnet jetzt war Enzo nicht mehr da. Wo ich ihn so dringend brauchte. Als ich mich etwas abreagiert hatte, ging ich zurück in mein Zimmer und schrieb ihm eine SMS.
So ein Mist, dass wir verraten wurden! Wie geht es dir? Du fehlst mir. Wo bist du?
Wenigstens kam die Antwort schnell.
Krisensitzung mit meinem Chef.
Es tut mir so leid! Es ist alles meine Schuld. Soll ich deinem Chef erklären, dass ich dich überredet habe?
Auf gar keinen Fall. Halt dich da bitte raus, Natascha. Ich meine es verdammt ernst.
Kann ich denn irgendwas für dich tun?
Keine Antwort. Klar, dass er sauer war. Er würde vielleicht seinen Job verlieren. Und alles meinetwegen. Ich schaute die Fotos von ihm auf meinem iPhone an und seufzte. Mein Leben war mal wieder ein einziges Chaos.
14
1. Tasche finden
2. Tasche an Philipp zurückgeben
3. Gefahr durch Russenmafia abwenden
4. Bastian nach Hause bringen
5. Mit Enzo versöhnen
S o sah meine To-do-Liste an diesem Samstagmorgen aus. Und als ob das nicht reichen würde für ein Wochenende, fand heute zu allem Ãberfluss auch noch dieser dämliche Spendensammelwettbewerb statt, bei dem ich Silvy schlagen musste. Wie blöd musste man eigentlich sein, um sich so einen Mist aufzuhalsen! Ich hatte gute Lust, alles hinzuschmeiÃen. Sollte sie doch gewinnen! Was interessierte mich das, wenn die Russenmafia hinter meinem Bruder her war? Leider aber hatte ich ja eingewilligt, bei einer Niederlage ehrenamtlich im Kinderkrankenhaus zu arbeiten. Und für so was hatte ich ja nun gerade wirklich keine Zeit! Und weil ich sowieso keinen blassen Schimmer hatte, wo diese verdammte Tasche sein sollte, konnte ich ebenso gut heute in den Golfclub fahren, Spenden sammeln und mich an Silvys drolligem Gesicht ergötzen, wenn sie die Wette verlor und dann ihren Wetteinsatz einlösen und Lukas die Wahrheit gestehen musste.
Hedi Perchow begann ihren ersten Einsatz mit gewichtiger Miene und Secret-Service-Sonnenbrille, die sie gegen die schräg stehenden Strahlen der Morgensonne trug. Sie benahm sich auch ein bisschen so, als sei ich der amerikanische Präsident. Neben mir gehend begleitete sie mich zur Garage und schirmte mich von den neugierigen Blicken der Eichhörnchen ab. Als sie mir die Autotür aufhielt, beobachtete sie die Umgebung genau.
»Hedi«, sagte ich. »Wir sind in unserer Garage. Entspann dich.«
Sie donnerte stumm die Tür zu, setzte sich ans Steuer, legte den Rückwärtsgang ein und schoss aus der Garage raus, bremste, haute den ersten Gang rein und raste mit quietschenden Reifen auf das Tor zu. Sah sie denn nicht, dass das Tor noch gar nicht offen war?
»Hey«, machte ich irritiert. Aber Hedi fuhr mit unverminderter Geschwindigkeit auf die schmiedeeisernen Torflügel zu, die im Zeitlupentempo zur Seite schwangen. Das würde nicht hinhauen! Wir würden dagegendonnern! Ich klammerte mich am Seitengriff fest und schloss die Augen in Erwartung des Aufpralls, aber nichts passierte. Kein Krachen, kein Scheppern, nichts. Als wir um die Ecke rasten und ich gegen die Seitenwand gedrückt wurde, öffnete ich vorsichtig wieder die Augen und bestaunte die Lücke im Tor hinter uns.
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