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Gefaehrliche Gefuehle

Gefaehrliche Gefuehle

Titel: Gefaehrliche Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Dietz
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sich an uns vorbei. »Hey Dr. House«, grüßte er Philipp knapp. Der nickte ihm zu und wandte sich wieder an mich. »Oder bist du vielleicht sein Stalker?«, fragte er schnarrend.
    »Hey Klugscheißer«, sagte ich. »Kümmere dich um deine Angelegenheiten. Und nur damit du es weißt: Ich bin Bastis Schwester!«
    »Ach was!«, stutzte er. »Du bist Bastis Schwester? Das ist ja hochinteressant.« Er nahm eine meiner Haarsträhnen, die sich aus meinem Pferdeschwanz gelöst hatte, und ließ sie durch seine nikotingelben Finger gleiten. Ich hätte gute Lust gehabt, ihm hier und jetzt zu demonstrieren, was ich bei Enzo für schöne Tritte gelernt hatte. Aber ich war schlau genug, mich zusammenzureißen und es bei einer Drohung zu belassen. »Nimm deine Finger weg, sonst knallt’s«, sagte ich so kalt wie möglich.
    »Oh, jetzt habe ich aber Angst«, sagte er, zog jedoch seine Hand zurück. Der Dozent erschien oben in der Tür, ein weißhaariger Typ, der sich schnell seinen Weg durch die Sitzenden nach unten bahnte. Ich drückte Philipp energisch zur Seite. Spöttisch lachend ließ er mich durch. Was für ein widerlicher Kerl! Ich lief die Stufen hoch und raus auf den Gang, Richtung Treppen, Richtung Hauptausgang und schüttelte mit jedem Schritt das unangenehme Gefühl ab, das die erneute Begegnung mit Philipp in mir ausgelöst hatte. Der Kerl war so widerlich! Fast schade, dass Enzo nicht dabei gewesen war. Ich hätte zu gerne noch einmal gesehen, wie er Philipp klarmacht, dass er mich in Ruhe lassen soll. Enzo wartete vor dem Eingang. Immerhin hatte er gegen die Kälte den Kragen seines Jacketts aufgeschlagen.
    »Frierst du nicht?«, wunderte ich mich, als ich bei ihm war.
    »Es geht«, meinte er. »Ich muss zugeben, dass es heute ein wenig frisch ist.«
    »Frisch? Es ist eiskalt!«
    Wir gingen schnell zum Auto, setzten uns hinein und Enzo drehte sofort die Heizung an.
    »Also«, verkündete ich, »die Freundin meines Bruders heißt Aziza Boussaidi und ist Tunesierin.«
    »Cool. Und …?«
    »Und ich bin weder irgendwo eingebrochen, noch habe ich sonst irgendwelche Dummheiten gemacht.«
    »Braves Mädchen.«
    »Ich weiß gar nicht, warum du das so erstaunt sagst. Weil ich so brav bin, hast du dich doch in mich verliebt, oder nicht?«
    »Natürlich«, sagte Enzo zuckersüß. »Deswegen und weil du so wunderbar Leberknödelsuppe kochen kannst.«
    »Oh«, machte ich empört und knuffte ihn in den Arm.
    »Und weil du so sanft und liebreizend bist wie eine richtige feine Dam… ups.« Er betrachtete gespielt entsetzt die Faust, die ich ihm unter die Nase hielt.
    »Ich warne dich, ich kann Karate«, sagte ich.
    »Dann bin ich wohl besser still.«
    »Das rate ich dir.« Ich ließ meine Faust sinken.
    Wir rollten vom Parkplatz. »Und wo ist Aziza mit deinem Bruder hingefahren?«, fragte Enzo, als er auf die Hauptstraße einbog.
    »Das wusste das Mädchen nicht. Oder wollte es mir nicht verraten.« Ich berichtete ihm, wie das Mädchen direkt im Anschluss zu bereuen schien, was sie mir anvertraut hatte. »Das ist doch merkwürdig, oder?«
    Enzo machte zur Antwort nur nachdenklich: »Mmhh.«
    »Was soll das heißen – mmmhh?«
    »Als ich noch bei der Polizei war«, fing er zu erzählen an, »gab es mal einen Fall von einem muslimischen Mädchen, das wegen ihres deutschen Freundes vor ihrer Familie hatte fliehen müssen.«
    Ich sah ihn überrascht an.
    »Sie hatte den Freund einige Zeit verbergen können, doch als ihre Brüder dahinterkamen, wurde es gefährlich für sie.«
    »Und was ist dann passiert?«
    Er zuckte mit den Achseln. »Meine Kolleginnen haben sie überredet, in ein Frauenhaus zu gehen. Wie es danach weiterging, weiß ich nicht.«
    Ich starrte eine Zeit lang aus dem Fenster. »Meinst du, das könnte hier auch so sein?«, fragte ich dann. »Dass Azizas Familie hinter den beiden her ist?«
    Enzo zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht.«
    »Bastian hat nicht gesagt, wo sie hinwollten oder warum sie weg sind. Und jetzt ist er untergetaucht und meldet sich nicht«, fasste ich zusammen. »Das könnte eine Erklärung dafür sein. Und das Mädchen, das mir Azizas Namen verraten hat, wusste das vielleicht und war deswegen so komisch! Ja, genau!«
    »Es kann aber auch ganz anders sein«, sagte Enzo.
    »Das kann es. Wir haben im Moment aber keinen anderen Anhaltspunkt. Und es passt alles logisch zusammen.«
    Enzo sagte nichts. Aber mir wurde es immer klarer! Genauso musste es sein! »Gehen wir mal davon aus, dass es

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