Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefaehrliche Gefuehle

Gefaehrliche Gefuehle

Titel: Gefaehrliche Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Dietz
Vom Netzwerk:
Nacht. Mit aufwendigen Holzschnitzereien versehene Wände, Mosaiktische, Brokatkissen, Wandteppiche, goldene Spiegel und orientalische Lampen, die ein warmes Licht verströmten.
    »Willkommen im Restaurant Karthago«, begrüßte uns ein gut aussehender junger Kellner mit rotem Hemd zur schwarzen Hose. »Zwei Personen?«
    Ich nickte. Er nahm Speisekarten mit und führte uns zu einer Nische an der Wand. Der Kellner rückte den Stuhl ein wenig vom Tisch weg, um ihn mir anzubieten, aber ich sagte schnell: »Ich setze mich lieber auf die Bank. Die sieht so gemütlich aus.« Und von dort hatte man auch einen viel besseren Blick ins Restaurant.
    »Wie bist du auf dieses Restaurant gekommen?«, fragte Enzo beiläufig, als wir kurz darauf die Speisekarten studierten.
    »Ach«, sagte ich. »Mir war einfach mal nach was Neuem.«
    »Ach ja?«, sagte Enzo. »Interessant.«
    Über den Rand meiner Speisekarte beobachtete ich den Kellner. Er sah wirklich gut aus, das schwarze Haar zurückgegelt, die Haut olivfarben, ein stolzes männliches Profil, das Lächeln freundlich. War das einer von Azizas Brüdern?
    »Ich gehe mal eben für kleine Mädchen«, entschuldigte ich mich und stand auf. An der Bar blieb ich stehen und tat so, als ob ich das Toilettenschild noch nicht entdeckt hätte. Hinter der Bar arbeitete ein weiterer Mann, dichtes kurzes Haar, gestutzter Schnurrbart. Ein zweiter Kellner servierte am anderen Ende des Restaurants. »Suchen Sie die Toiletten?«, fragte mich der Barmann freundlich und zeigte auf das Schild.
    »Danke«, sagte ich. Auf dem Weg vom Klo zurück konnte ich durch eine Tür in die Küche sehen. Ich verlangsamte meinen Schritt. Auch dort werkelten nur Männer. Aha, dachte ich, als ich mich wieder an meinen Platz setzte. Beweis Nummer eins: Frauen arbeiteten hier keine. Durften sie vielleicht nicht. Sie mussten zu Hause bleiben und die Kinder hüten …
    Zurück am Tisch grübelte ich immer noch. Wenn das hier Azizas Familie war, hatten die Frauen vielleicht sogar Ausgehverbot? Und waren gezwungen, tagein, tagaus drinnen zu hocken, bei arabischen Telenovelas und überzuckertem Gebäck ... »Hörst du mir überhaupt zu?«, riss Enzo mich aus meinen Gedanken.
    »Was? Ja, natürlich.«
    »Was habe ich denn gesagt?«
    »Äh, dass sich Batinjan Kodar gut anhört?« Das war eine mit Gemüse gefüllte Aubergine, die als Hauptspeise angeboten wurde.
    »Nein, das war es nicht.«
    »Ich weiß!«, rief ich. »Du hast gesagt, dass ich heute Abend besonders schön aussehe.«
    »Das tust du.« Er schüttelte den Kopf. »Aber das war es auch nicht.«
    »Das, was die Leute da drüben bestellt haben, sieht total lecker aus? Nein? Ach, klar! Du hast gesagt, dass du Violetta niemals wiedersiehst.« Jetzt seufzte er. »Okay, okay«, lenkte ich ein. »Ich habe nicht zugehört. Was hast du gesagt?«
    »Ich habe gesagt, dass es ein merkwürdiger Zufall ist, dass du heute herausgefunden hast, dass dein Bruder eine tunesische Freundin hat, und wir jetzt in einem tunesischen Restaurant sitzen.«
    »Ja«, raunte ich ihm zu. »Du hast recht. Ist kein Zufall.« Ich beugte mich näher zu ihm. »Das Restaurant gehört Azizas Familie. Also, glaube ich. Die Besitzer heißen jedenfalls auch Boussaidi. Und sonst gibt es keine Boussaidis im Telefonbuch.«
    »Aha«, machte Enzo und es klang überhaupt nicht beeindruckt.
    »Deine Idee war ausnahmsweise mal nicht schlecht«, sagte ich.
    »Welche Idee?«
    »Na, dass Bastian in Schwierigkeiten steckt wegen Azizas Familie. Dass jetzt ein halbes Dutzend aufgebrachter Brüder hinter ihm her ist.«
    »Das habe ich nie gesagt.«
    »Nicht genau so, aber so ähnlich.«
    »Aha«, sagte Enzo. »Du willst mich also gar nicht zum Essen ausführen, du willst recherchieren!«
    »Nein. Ich will beides. Mit dir essen gehen und recherchieren. Das nennt man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.«
    »Äußerst charmant von dir«, neckte er mich. »Hätte ich mir ja denken können, dass meine Freundin Hintergedanken hat, wenn sie mit mir essen geht.«
    Ich starrte ihm verdutzt ins Gesicht.
    »Was ist?«
    »Sag das noch mal«, bat ich.
    »Äußerst char…«
    »Nicht das.«
    »Was denn?«
    »Den Teil mit meine Freundin.«
    »Dass meine Freundin Hintergedanken hat, wenn sie mit mir essen geht?«
    Ich lächelte ihn selig an. Hach, Schmetterlinge im Hirn! Nur darauf war es vermutlich zurückzuführen, dass es sich auf Autopilot umschaltete.
    »Haben Sie schon gewählt?«, fragte der nette Kellner. Ich glotzte ihn wie

Weitere Kostenlose Bücher