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Gefährliche Ideen

Gefährliche Ideen

Titel: Gefährliche Ideen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alf Rehn
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damit zielen sie an der Kernfrage vorbei. Das Hauptproblem sind nämlich vielmehr die tiefer wurzelnden gedanklichen Beschränkungen – jene, derer man sich nicht bewusst ist. Man könnte dies als
Problem der geheimen Schubladen
bezeichnen.
    Diese geheimen Schubladen spielen eine entscheidende Rolle bei dem Vorhaben, unser kreatives Potenzial zu entwickeln, insbesondere wenn diese Entwicklung tiefere Bewusstseinsschichten berühren soll. Diese »Schubladen« (ein unzulänglicher Begriff, das weiß ich wohl) sind die menschliche Version des Goldfischwassers, eine zusätzliche Grenze, die über das hinausgeht, was wir üblicherweise als unsere Beschränkungen ansehen. Während es Spaß macht, seine Vorstellungswelt zu erweitern, und sich dies mithilfe spielerischer Aktivitäten erreichen lässt, ist es weitaus schwieriger und weniger bequem, seine grundlegenderen Normen zu verändern. Hierin liegt auch das Bindeglied zwischen den inneren und äußeren Schubladen sowie die Erklärungdafür, dass Kreativitätsübungen paradoxerweise die eigene Kreativität sogar senken können. Tatsächlich könnte die Weitung der inneren Schublade infolge einer Ausdehnung der Vorstellungswelt ein Mechanismus sein, der es der geheimen Schublade erlaubt,
sich selbst zu schützen
.
    Anstatt sich mühevoll an den geheimen Schubladen abzuarbeiten, wird sich das Gehirn voll und ganz auf alle möglichen scheinbar kreativen Übungen und Spiele konzentrieren. Dadurch täuscht uns das Gehirn vor, etwas Produktives geleistet zu haben, und entwickelt unzählige stimmungsfördernde Einfälle und Ideen mit hohem Wohlfühlfaktor. Gleichzeitig bleiben die geheimen Schubladen intakt und zuverlässig geschützt an ihrem Platz – niemand greift sie an. Genauso wie wir vielleicht in einem Fastfood-Restaurant eine Diätlimonade bestellen und uns dadurch einreden, wir ernährten uns wenigstens ein klein wenig gesund, liebt es das Gehirn, sich an einfachen Kreativitätsübungen abzuarbeiten, denn das steigert sein Wohlbefinden. Ein wirkliches Opfer ist damit allerdings nicht verbunden. Da es jedoch als willkommene Ablenkung von der Aufgabe dient, ein echtes Umdenken zu wagen, wird das Fastfood des Kreativitätstrainings immer gefragt sein, auch wenn die oberflächliche Erweiterung der eigenen Vorstellungswelt vergleichsweise wenig bringt.
    Von Drogen und Tintenfischen
    Kann ein Goldfisch seinen Erfahrungsraum erweitern? Vermutlich nicht. Doch ein Tintenfisch ist dazu imstande! Wissenschaftliche Untersuchungen belegen interessanterweise, dass Tintenfische sehr wohl in der Lage sind, sich neue Wege auszudenken, um an begehrte Leckereien zu gelangen, sich mit neuen Spielzeugen zu beschäftigen oder originelle Methoden zu erfinden, umsich aus einem Gehäuse zu befreien. Ohne sich zu überanstrengen, können sie ihre Optionen prüfen, ihre Umgebung analysieren und ihre Erkenntnisse dazu verwenden, Neues zu tun, das ihnen weder beigebracht wurde noch zum Repertoire ihrer bisherigen Tätigkeiten gehört. In dieser eingeschränkten Hinsicht sind sie kreativ. Weiter so!
    Genau wie Tintenfische müssen auch wir Menschen die Grenzen unserer Vorstellungswelt erweitern, um nicht in einem festgefügten und beschränkten Weltbild zu verharren. Durch Erweiterung unserer gedanklichen Bezugssysteme können wir außerdem Ideen oder neue Geschäftsmöglichkeiten entwickeln, Produkte verbessern und so weiter. All dies ist natürlich zu begrüßen. Doch damit sind die Möglichkeiten – insbesondere der Kreativität – nicht erschöpft. Wer sich damit zufrieden gibt, legt sozusagen den Ehrgeiz eines Weichtiers an den Tag.
    Wie bereits festgestellt, ist unser Gehirn ein faules Organ und von dem Wunsch getrieben, Energie zu sparen. Provokatives und herausforderndes Denken ist harte Arbeit, und das Gehirn hat zumeist wenig Lust, üppige Mengen an Energie aufzuwenden. Es hat daher einige Tricks auf Lager, um uns in Schach zu halten, darunter eine verblüffende Methode, die wir bereits angesprochen haben, die aber einfach zu gut ist, um sie nicht noch ein wenig näher zu betrachten. Eine der erstaunlichsten Drogen weltweit ist ein ganz natürlicher Stoff, den der Körper nach Bedarf ausschütten kann. Er heißt Dopamin, und wir sind alle süchtig danach. Und das Gehirn weiß das.
    Lassen Sie sich nicht veräppeln!
    Das Gehirn lässt sich viel einfallen, um uns zu belohnen, wenn wir brav waren. Solange wir es also mit Dingen füttern, die esleicht in seine Bezugssysteme integrieren

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