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Gefährliche Ideen

Gefährliche Ideen

Titel: Gefährliche Ideen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alf Rehn
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irgendeinen Kreativitäts-Gehirnlappen zum Glühen bringen konnten – wie die elektrischen Kerzen am Weihnachtsbaum.
    Die Befunde wiesen jedoch in eine völlig andere Richtung. Anstatt ihre Gehirnaktivität zu verstärken, waren die Meister dazu imstande, einen Teil ihres Gehirns stillzulegen und dagegen anzukämpfen, wenn das Gehirn versuchte, sie zu zügeln. Um es etwas genauer auszudrücken: Die Studie belegte, dass das Gehirn der Musiker während des Improvisierens einen deutlichen Aktivitätsrückgang in einem Bereich zeigte, der als dorsolateraler präfrontaler Cortex bezeichnet wird. Dieser Gehirnbereich ist für Organisation und Selbstkontrolle zuständig – und
somit scheint sich das Vermögen, ihn stillzulegen, auf die Fähigkeit zu kreativen Leistungen auszuwirken
. Im Kampf zwischen Kreativität und dem Gehirn hatten die Jazzmusiker einen ganz eigenen Trick entwickelt, mit dem sie in der Lage waren, sich zu wehren.
    »Das ist halt so!« – Ach ja?
    Einer der verschrobensten Denker aller Zeiten, sowohl im Allgemeinen als auch innerhalb der Domäne wirtschaftswissenschaftlicher Theorie, ist zweifellos der französische Surrealist, Bibliothekar,Philosoph und reuelose Schwerenöter Georges Bataille (1897–1962). Zu seinen unzähligen Werken zählt auch ein äußerst seltsames Buch mit dem Namen
Der verfemte Teil
, dem das große Verdienst zukommt, sich dem Thema Wirtschaft auf neuartige Weise zu nähern. Darin zeigt Bataille auf, dass unser herkömmliches Verständnis von Wirtschaft als einer Sphäre des sparsamen und effizienten Handelns nur einen Teilbereich des Ganzen darstellt. Sparen und Optimieren fasst Bataille unter dem Begriff der
begrenzten Wirtschaft
zusammen, die nur existiere, um das Funktionieren der
allgemeinen Wirtschaft
zu ermöglichen.
    In dieser zuletzt genannten Sphäre geht es vor allem um Ausgaben und Verschwendung. Bataille zufolge erkennt man bei systematischer Analyse wirtschaftlicher Prozesse, dass die meisten wirtschaftlichen Aktivitäten auf eine allgemeinere Ebene abzielen und unsere beliebtesten Formen der Verschwendung – Krieg, spektakuläre Festlichkeiten, riesige staatliche Ausgabenprogramme – erst ermöglichen. Diese Verschwendung ist nicht per se als negativ einzustufen, da Gesellschaften ein Ziel benötigen, auf das sie hinarbeiten. Wenn jeder nur so viel wie möglich sparen würde, fände keinerlei Entwicklung statt; daher gilt, dass allgemeine Ausgaben tatsächlich die Triebfeder wirtschaftlicher Entwicklung bilden. Gäbe es keine Menschen, die bereit sind, Ressourcen aufzuwenden und auch das Risiko deren völliger Vergeudung in Kauf zu nehmen (wir bezeichnen solche Leute oft als Unternehmer), käme unsere Wirtschaft zum Stillstand.
    Wenn wir uns diesen Vergleich erlauben dürfen, dann spielt die Erweiterung der Vorstellungswelt mit all ihren Vorzügen eine bedeutende Rolle, aber sie stellt immer noch eine begrenzte und mitnichten eine allgemeine Form von Kreativität dar! Letztere hat wenig mit fröhlicher Bewusstseinserweiterung zu tun, sondern bricht mit dem, was wir als normal, natürlich und passend empfinden. Es geht dabei stets um den Bruch mit Norm(alität)en –um das Einreißen selbst auferlegter Denkverbote, die uns vorschreiben, was wir als unumstößliche Wahrheiten ansehen oder aus anderen Gründen nicht weiter diskutieren wollen, denn
das …ist … halt … so!
    Der Begriff »geheime Schubladen« – das sind diejenigen, die bei einem Bruch mit Norm(alität)en aufgerissen werden – beschreibt jene gedankliche Zone, innerhalb derer sich das Gehirn immer noch wohlig und zufrieden fühlt. Diese Zone bleibt unbehelligt, solange keine der zentralen Normen verletzt wird, man also nichts von dem infrage stellt, was man als natürlich und normal betrachtet. Einer der Experten auf diesem Gebiet, Professor Claes Gustafsson, hat dieses Phänomen in seinem Buch
The Production of Seriousness
als Mauer der Selbstevidenz bezeichnet. Um diese Barriere zu überwinden, muss man den Mut aufbringen, auch unbequemen Gedankensträngen nachzuspüren – wie die Goldfische müssen wir das uns umgebende Wasser kritisch analysieren.
    Das Gehirn ist in vielerlei Hinsicht ein erstaunliches Organ. Eine seiner verblüffenden Eigenschaften liegt in der Fähigkeit, sich laufend selbst zu suggerieren, dass alles normal sei und genau so, wie es sein sollte. Korrupte CEOs reden sich ein, dass sie nicht anders handelten als alle anderen auch, und
Star-Trek
-Junkies gelangen zu der

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