Gefaehrliche Kaninchen
wird ruhig zwischen den beiden. Als hätten sie eben etwas gehört, das sie nicht packen konnten. Etwas Großes. Auf jeden Fall ist nicht der Witz daraus geworden, der es hätte werden sollen.
Der Wald hält den Atem an. Der Geruch von gefährlichen Kaninchen liegt in der Luft.
»Abgemacht«, sagt Leonie.
»Was abgemacht?«
»Ich nehme deine Familie und du bekommst meine.«
Aber das war doch nur ein Scherz, will Max sagen, kann es aber nicht. In seinem Magen nistet sich ein Gefühl ein, das er nicht deuten kann, das sich aber gut anfühlt. Vielleicht ist es Hoffnung. »Abgemacht«, sagt Max.
3. Kapitel
Leonie in Max’ Familie zu schmuggeln, ist leicht. Zunächst einmal stellt Max seine Freundin den Eltern vor mit den Worten: »Das ist Leonie und sie liest gern.«
Max’ Mutter sieht von ihrem Buch auf und ist erfreut. Max’ Vater sieht auch von seinem Buch hoch und sagt auch, dass es ihn freut.
Dann gehen Max und Leonie hoch in Max’ Zimmer, um die Bücher anzuschauen, die sie allesamt lesen kann.
Leonie staunt über das Haus. Und über die Treppe mit ihrem geschnitzten Geländer, auf dem man sicher gut rutschen kann. An den Wänden hängen Diplome und andere wichtig aussehende Schriftstücke, dazwischen, ganz bunt und verloren, eine Kinderzeichnung von Max. Oben gibt es ein Badezimmer für Max ganz alleine, weil im Schlafzimmer seiner Eltern auch noch eins ist. Sein Zimmer ist riesig und von dem Bücherregal muss sich Leonie erst einmal erholen.
»Mann«, sagt sie. »Du hast mehr Bücher als die in der Bibliothek.«
Es ist Max ein bisschen peinlich und er hätte ihr gern erklärt, dass er sie gar nicht alle gelesen hat, aber er weiß nicht, wie.
»Die sehen noch so neu aus.« Leonie zieht andächtig eins heraus und liest den Rücken, dann stellt sie das Buch zurück. »Ihr seid wohl sehr reich«, sagt sie und dreht sich zu Max um.
»Nein, das Haus ist geerbt«, erwidert der. »Kannst du alle lesen, aber du musst es öffentlich tun, damit sie sich gewöhnen.« »Sie« sind seine Eltern und Max und Leonie befinden sich in »Phase eins«, der Eingewöhnungsphase.
Tatsächlich gucken seine Eltern erstaunt, als die beiden kurze Zeit später wieder herunterkommen, sich zu ihnen ins Wohnzimmer setzen und beide ein Buch aufschlagen.
Max’ Mutter kräuselt die Stirn. »Was soll das denn, Max?«
»Was genau?« Max blickt von seinem Buch hoch und tut ganz unschuldig.
»Was macht ihr beiden hier?«
»Wir lesen.«
»Das sehe ich auch. Wollt ihr nicht lieber etwas spielen? Mensch-ärgere-dich-nicht oder so? Was man zusammen halt so macht?«
»Wir lesen zusammen. Das geht nämlich«, sagt Max und beugt sich wieder über sein Buch. In Phase eins, die ganze drei Tage dauert, liest er so viel wie sein ganzes Leben zuvor nicht.
Phase eins in Leonies Familie verläuft ganz anders. Schon bei der Vorstellung geht alles drunter und drüber.
»Das ist, nun bleib doch mal stehen, das ist meine kleine Schwester Larissa. Wir nennen sie aber nur Issa, weil sie darauf besteht. Sie kann schon sprechen. Und beißen übrigens auch. Das dahinten ist Lukas, nein Lars, nein, doch Lukas. Das sind die Zwillinge. So furchtbar ähnlich sehen sie sich gar nicht, nur von Weitem, hör auf, nach mir zu werfen, Lars, das stimmt! Das hier ist mein echter Bruder Tristan, schon gut, du bist auch echt, Lars, hör jetzt auf! Ich sag’s Mama! Und dann hätten wir da noch Georg, der ist wahrscheinlich oben, der ist schon fünfzehn und der Älteste. Und meine Mutter hast du ja gerade kennengelernt.« Sie seufzt.
Max sieht an sich herunter. Leonies Mutter hat ihnen mit der Wasserpistole aufgelauert und jetzt ist sein T-Shirt vorne klitschnass.
Ein Versehen, hat sie sich entschuldigt, und Max hat sich gefragt, worin das Versehen genau bestand: Ihn nass gespritzt zu haben? Überhaupt jemanden oder den Falschen erwischt zu haben? Auf jeden Fall findet er es klasse: Er hat noch nie eine mit einer Wasserpistole bewaffnete Mutter getroffen!
Überhaupt sieht Leonies Mutter einfach …, einfach cool aus, es gibt gar kein anderes Wort dafür.
Sie hat rote, stoppelige Haare und dieselben Sommersprossen wie ihre Tochter und sie lacht ständig. Auch wenn etwas schiefgeht. Wenn Larissa, die nur Issa genannt werden will, ihr ein Toastbrot an den Kopf wirft oder so. Lukas und Lars sehen sich sehr ähnlich, auch aus der Nähe, findet Max, und sie sind total nett und zeigen ihm sofort ihre sämtlichen Nintendospiele. Tristan hat sogar eine PSP und
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