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Gefaehrliche Kaninchen

Gefaehrliche Kaninchen

Titel: Gefaehrliche Kaninchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten John
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lieber«, sagte sie, nachdem sie den Tannenzweig wieder sorgfältig davorgelegt hat. Dann murmelt sie: »Lesen, schmesen, geh doch verwesen.«
    »Was?«
    »Das sagen die Riesen. Das ist nur so ein Spruch.«
    »Ach so.« Max wringt fast sein Hirn aus, um etwas Nettes zu finden, das er übers Lesen sagen kann. »Also, meine Mutter liest«, sagt er schließlich. »Den ganzen Tag. Und mein Vater auch, wenn er da ist. Aber nicht zusammen. Ich meine, sie lesen nicht zusammen, nur allein.«
    »Man kann auch nicht zusammen lesen, oder?«
    Max zuckt mit den Schultern. »Ich spiele. Man kann zusammen spielen. Mein Freund Paul hat auch einen Nintendo DS und wir können Super Mario zusammen spielen. Übers Netz.«
    »Ist Mario auch dein Freund?«
    Max starrt sie an. »Mario Kart «, sagt er, »das Autorennen.«
    »Ach so, klar, kenn ich«, erwidert Leonie, obwohl Max glaubt, dass sie Mario bislang ebenso wenig kannte wie er Hummer.
    »Ich kann’s ja mal mitbringen und es dir zeigen, morgen«, sagt er.
    »Ist gut.« Leonie hat ihre Beine umschlungen und sieht hinüber zum Bach. »Morgen kann ich.«
    »Ich auch«, sagt Max und nickt.
    »Aber ich brauche ihn ganz dringend«, bettelt Max am nächsten Tag.
    Seine Mutter rührt in ihrer Tasse. »Wir haben eine Abmachung.«
    »Aber ich will ihn doch nur zeigen.«
    »Zwanzig Minuten am Tag.«
    Max könnte sich die Haare raufen. »Ich zeige den Nintendo höchstens zwanzig Minuten, versprochen.«
    »Tut mir leid«, sagt seine Mutter und legt den Löffel neben der Tasse ab. »Das kenne ich. Und dann verkriechst du dich mit diesem Ding unter den nächsten Busch und bist den lieben langen Tag nicht mehr zu sehen.«
    Als ob sie das stören würde! »Aber ich hab es versprochen«, stöhnt Max.
    Seine Mutter trinkt einen Schluck, wobei sie den kleinen Finger abspreizt. Etwas, was seinen Vater normalerweise zum Wahnsinn treibt, aber sein Vater sieht nicht hoch. Er liest im Wohnzimmer, weil er freihat. Normalerweise liest er in seinem Arbeitszimmer, dann ist es Arbeit. Seine Mutter braucht diese Unterscheidung nicht: Sie liest einfach immer und überall.
    »Papa, bitte«, wendet sich Max an seinen Vater. Nicht, dass das schon mal was genützt hätte.
    »Du hast deine Mutter gehört«, sagt sein Vater, ohne aufzublicken.
    Max hätte eine Wette darauf abschließen können, dass er gar nicht weiß, worum es geht. »Oh Mann.« Er stampft mit dem Fuß auf.
    Seine Mutter zieht eine Augenbraue hoch. »Noch einen Ton, Freundchen, und du bleibst gleich ganz zu Hause.« Sie stellt die Tasse auf das Tischchen neben sich und nimmt wieder ihr Buch hoch. Diskussion beendet, heißt das, und Max löst sich in Luft auf.
    Obwohl er das gar nicht tut. Im Gegenteil: Er fühlt sich ganz lebendig, völlig sichtbar. In ihm tobt ein Sturm, der ihn wegtragen, ihn zerreißen könnte. Während Lavablut in seinen Adern pocht, betrachtet er seine Eltern, möchte sie anschreien, etwas nehmen und nach ihnen werfen, und weil er das nicht kann, rennt er raus. Und wirft die Tür zu. Richtig doll.
    »Max!«, hört er hinter sich den empörten Ausruf seines Vaters, aber er kümmert sich nicht darum. Er hat jetzt andere Sorgen.
    Was soll er nur Leonie sagen?
    Um wenigstens etwas in der Hand zu haben, stürmt er hoch in sein Zimmer. Er hat einen Haufen Bücher, Hunderte, so kommt es ihm vor, aber nur die wenigsten davon gelesen. Das sind die einzigen Ausflüge, die seine Mutter mit ihm macht: zum nächsten Buchgeschäft. Bücher darf er sich aussuchen, so viel er will. Und wenn er so tut, als würde er sich darüber freuen, dann gibt’s hinterher noch ein Eis.
    Max zieht das nächstbeste Buch aus dem Regal und poltert die Stufen hinunter.
    »Ich bin dann weg!«, schreit er in Richtung Wohnzimmer, erwartet keine Antwort und ist draußen. Na super. Keinen Nintendo, und zu spät ist er auch noch.
    Leonie erschrickt sich fast zu Tode, als er so plötzlich in ihr Versteck kriecht. Sie hat schon gedacht …
    »Was?«, fragt Max, der noch völlig außer Atem ist. »Was starrst du mich so an?«
    »Ich dachte, es wären die Riesen«, sagt Leonie. »Du bist zu spät.«
    »Ich weiß. Ich hatte Streit mit …«
    »Mit wem?«
    »Mit einem riesigen Hund, der mich nicht vorbeilassen wollte. Echt wahr. Der hat so die Zähne gefletscht, so, siehst du? War echt gefährlich. Ich musste ihn erst ablenken und so. Aber jetzt bin ich ja da.« Er lässt sich auf seinen Hosenboden fallen. »Mein Nintendo, also, der ist grad kaputt. Aber ich hab das hier

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