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Gefaehrliche Liebe

Gefaehrliche Liebe

Titel: Gefaehrliche Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Collins
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allgemeinen Waffenstillstand in der Arena bedeuten würde? Nein, das habe ich nie gedacht. Aber ich hatte wohl gehofft, dass die Leute ein bisschen ... Zurückhaltung zeigen würden? Oder wenigstens Widerstreben. Bevor sie sich ins Gemetzel stürzen.
Dabei kanntet ihr euch alle,
denke ich.
Man hatte den Eindruck, ihr wärt Freunde.
    Ich habe nur einen richtigen Freund hier drin. Und der stammt nicht aus Distrikt 4.
    Ich lasse mir von der schwachen, feuchten Brise die Wangen kühlen, während ich zu einer Entscheidung gelange. Trotz des Armreifs sollte ich es einfach hinter mich bringen und Finnick erschießen. Dieses Bündnis hat einfach keine Zukunft. Und er ist zu gefährlich, um ihn laufen zu lassen. Vielleicht ist jetzt, da wir sein zögerliches Vertrauen haben, meine einzige Chance, ihn zu töten. Ich könnte ihm leicht einen Pfeil in den Rücken schießen, während wir gehen. Das ist natürlich verachtenswert, aber wird es weniger verachtenswert, wenn ich warte? Ihn besser kennenlerne? Ihm noch mehr zu verdanken habe? Nein, jetzt ist der richtige Moment. Von meinem Baum aus schaue ich ein letztes Mal zu den Kämpfenden, auf die blutige Erde, um mich in meinem Entschluss zu bestärken, dann lasse ich mich zu Boden gleiten.
    Doch als ich unten ankomme, merke ich, dass Finnick mit meinen Gedanken Schritt gehalten hat. Als wüsste er, was ich gesehen habe und wie es auf mich gewirkt haben muss. Er hat seinen Dreizack in einer lässigen Verteidigungshaltung erhoben.
    »Was ist da unten los, Katniss? Halten sie sich alle an den Händen? Haben sie die Waffen ins Meer geworfen, um dem Kapitol die Stirn zu bieten?«, fragt Finnick.
    »Nein«, sage ich.
    »Nein«, wiederholt er. »Denn was gestern passiert ist, war gestern. Keiner in dieser Arena ist zufällig Sieger geworden.« Er wirft einen Seitenblick zu Peeta. »Außer vielleicht Peeta.«
    Dann weiß Finnick also, was Haymitch und ich wissen. Über Peeta. Dass er wirklich und wahrhaftig besser ist als wir anderen. Finnick hat diesen Tribut aus Distrikt 5 umgelegt, ohne mit der Wimper zu zucken. Und wie lange habe ich gebraucht, um mich zum Töten zu entschließen? Ich habe auf Enobaria und Gloss und Brutus gezielt. Peeta hätte wenigstens erst mal versucht zu verhandeln. Hätte versucht, ein breiteres Bündnis herzustellen. Aber mit welchem Ziel? Finnick hat recht. Und ich habe recht. Diejenigen, die jetzt und hier in der Arena sind, wurden nicht für ihre Barmherzigkeit zu Siegern gekrönt.
    Ich halte seinem Blick stand, schätze ab, wer von uns beiden schneller ist. Die Zeit, die ich brauche, um ihm einen Pfeil durchs Hirn zu jagen, gegen die Zeit, die sein Dreizack bis zu mir braucht. Ich sehe, wie er darauf wartet, dass ich den ersten Schritt mache. Er wägt ab, ob er sich lieber schützen oder direkt zum Angriff übergehen soll. Ich spüre, dass wir beide so weit sind, als Peeta sich zwischen uns stellt.
    »Wie viele sind tot?«, fragt er.
    Aus dem Weg, du Idiot,
denke ich. Aber er weicht nicht von der Stelle.
    »Schwer zu sagen«, antworte ich. »Mindestens sechs, glaube ich. Und sie kämpfen immer noch.«
    »Kommt, wir gehen weiter. Wir brauchen Wasser«, sagt er.
    Bis jetzt gibt es keinen Hinweis auf einen Bach oder Tümpel und das Salzwasser kann man nicht trinken. Wieder denke ich an die letzten Spiele, als ich fast verdurstet wäre.
    »Wir sollten zusehen, dass wir schnell welches finden«, sagt Finnick. »Heute Nacht müssen wir uns verstecken, da machen die anderen Jagd auf uns.«
    Wir. Uns. Jagd. Na gut, vielleicht wäre es etwas voreilig, Finnick jetzt umzubringen. Bisher war er hilfsbereit. Haymitch hat ihn abgesegnet. Und wer weiß, was die Nacht bereithält?
    Schlimmstenfalls kann ich ihn immer noch abmurksen, während er schläft. Also lasse ich die Gelegenheit verstreichen. Wie Finnick.
    Die Tatsache, dass wir kein Wasser haben, verstärkt meinen Durst. Ich halte gut Ausschau, während wir weiter bergauf gehen, doch ohne Erfolg. Nach einem weiteren Kilometer sehe ich das Ende des Waldes und schließe daraus, dass wir gleich auf dem Gipfel des Hügels angelangt sind. »Vielleicht haben wir auf der anderen Seite mehr Glück. Vielleicht finden wir da eine Quelle oder so.«
    Aber es gibt keine andere Seite. Das weiß ich als Erste, obwohl ich am weitesten vom Gipfel entfernt bin. Mein Blick fällt auf ein merkwürdiges geriffeltes Viereck, das wie eine verzogene Fensterscheibe in der Luft hängt. Erst denke ich, es ist der Glanz der Sonne oder die

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