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Gefaehrliche Liebe

Gefaehrliche Liebe

Titel: Gefaehrliche Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Collins
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mir bewusst, dass das hier nichts mit den Spielen zu tun hat. Dass er mir seine wahren Gefühle offenbart.
    »Mich braucht eigentlich keiner«, sagt er, ganz ohne Selbstmitleid. Es stimmt, seine Familie braucht ihn nicht. Sie werden ihn beweinen, zusammen mit ein paar Freunden, die man an einer Hand abzählen kann. Aber sie werden darüber hinwegkommen. Wie auch Haymitch, mithilfe einer Menge klarem Schnaps. Nur ein einziger Mensch würde unwiderruflich Schaden nehmen, wenn Peeta stirbt. Ich.
    »Doch, ich«, sage ich. »Ich brauche dich.« Er wirkt erschrocken. Er atmet tief ein, als wollte er zu einer langen Erklärung ansetzen, und das ist nicht gut, ganz und gar nicht, denn dann spricht er wieder von Prim und meiner Mutter und allem, und das würde mich nur verwirren. Deshalb verschließe ich seine Lippen schnell mit einem Kuss.
    Ich spüre es wieder. Was ich erst einmal gespürt habe. Letztes Jahr, in der Höhle, als ich Haymitch dazu bewegen wollte, uns Nahrung zu schicken. Während dieser Spiele und danach habe ich Peeta tausendmal geküsst. Aber nur bei einem Kuss hat sich in mir drin etwas gerührt. Nur bei diesem einen Kuss wollte ich mehr. Doch dann fing meine Kopfwunde wieder an zu bluten, und er meinte, ich solle mich hinlegen.
    Diesmal unterbricht uns nichts. Und nach ein paar Ansätzen gibt Peeta auf. In mir wird es immer wärmer, und die Wärme strömt von meiner Brust durch den ganzen Körper, durch Arme und Beine bis in die Spitzen. Doch die Küsse stellen mich nicht zufrieden, im Gegenteil, ich will immer mehr. Ich dachte, in Sachen Hunger wüsste ich Bescheid, aber dies hier ist etwas ganz Neues.
    Das erste Krachen des Gewitters - der Blitz, der um Mitternacht in den Baum einschlägt - bringt uns in die Wirklichkeit zurück. Auch Finnick wacht davon auf. Mit einem gellenden Schrei fährt er hoch. Er gräbt die Finger in den Sand und vergewissert sich, dass sein Albtraum nicht Wirklichkeit ist.
    »Ich kann sowieso nicht mehr schlafen«, sagt er. »Einer von euch soll sich ausruhen.« Erst dann sieht er unsere Gesichter und dass wir eng umschlungen dasitzen. »Oder beide. Ich kann allein Wache halten.«
    Doch das lässt Peeta nicht zu. »Zu gefährlich«, sagt er. »Ich bin nicht müde. Leg du dich hin, Katniss.« Ich protestiere nicht, denn wenn ich dafür sorgen soll, dass er am Leben bleibt, muss ich jetzt schlafen. Er begleitet mich zu den anderen. Dann legt er mir die Kette mit dem Medaillon um und hält seine Hand auf die Stelle, wo angeblich unser Baby heranwächst. »Du wirst bestimmt eine großartige Mutter«, sagt er. Er küsst mich ein letztes Mal und geht zurück zu Finnick.
    Seine Bemerkung über das Baby zeigt mir, dass unsere Auszeit von den Spielen vorbei ist. Dass er weiß, dass die Zuschauer sich fragen, wieso er nicht das überzeugendste Argument eingesetzt hat, das ihm zur Verfügung steht. Dass die Sponsoren manipuliert werden müssen.
    Oder steckt noch mehr dahinter?,
frage ich mich, als ich mich in den Sand lege. Wollte er mich daran erinnern, dass ich eines Tages auch mit Gale Kinder haben könnte? Falls es das gewesen sein sollte, dann war es ein Fehler. Denn erstens hatte ich sowieso nie vor, Kinder zu bekommen. Und zweitens: Wenn einer von uns Kinder haben sollte, dann Peeta, das sieht jeder.
    Während ich wegdämmere, versuche ich mir diese Welt vorzustellen, irgendwann in der Zukunft, ohne die Spiele, ohne das Kapitol. Ein Ort wie die Weide in dem Lied, das ich für Rue sang, als sie starb. Wo Peetas Kind in Sicherheit wäre.
     

25
    Als ich aufwache, verspüre ich ein kurzes, köstliches Glücksgefühl, das irgendwie mit Peeta zusammenhängt. Ein absurdes Gefühl, natürlich, denn so, wie die Dinge stehen, werde ich innerhalb des nächsten Tages tot sein. Jedenfalls, wenn alles nach Plan läuft und ich die übrigen Mitspieler einschließlich meiner selbst eliminieren kann, damit Peeta zum Sieger des Jubel-Jubiläums gekürt wird. Trotzdem, dieses Gefühl kommt so unerwartet und ist so süß, dass ich es festhalte, wenn auch nur für wenige Augenblicke. Bis der grobe Sand, die heiße Sonne und meine juckende Haut mich zwingen, in die Wirklichkeit zurückzukehren.
    Die anderen sind schon aufgestanden und beobachten einen Fallschirm, der gerade auf den Strand gesegelt kommt. Ich geselle mich zu ihnen. Wieder eine Lieferung Brot. Exakt das gleiche wie gestern Abend. Vierundzwanzig Brötchen aus Distrikt 3. Damit haben wir insgesamt dreiunddreißig. Jeder nimmt fünf, acht

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