Gefaehrliche Liebe
bleiben als Reserve. Nach dem nächsten Toten unter uns ließe sich acht prima teilen, aber das spricht keiner aus. Irgendwie ist der Scherz, wer noch da sein wird, um diese Brötchen zu essen, bei Tageslicht nicht mehr so witzig.
Wie lange können wir dieses Bündnis aufrechterhalten? Es hat wohl keiner damit gerechnet, dass die Anzahl der Tribute so schnell zusammenschmelzen würde. Was, wenn ich mich geirrt habe und die anderen Peeta gar nicht beschützen wollten? Wenn alles nur Zufall war oder Strategie, um unser Vertrauen zu gewinnen, uns zur leichten Beute zu machen, oder wenn ich überhaupt nicht durchblicke, was hier eigentiich vor sich geht? Halt, da gibt es nichts zu deuteln. Ich blicke
tatsächlich
nicht durch. Und deshalb ist es höchste Zeit für Peeta und mich, von hier zu verschwinden.
Ich setze mich neben Peeta in den Sand und esse meine Brötchen. Aus irgendeinem Grund fällt es mir schwer, ihn anzuschauen. Vielleicht wegen der Küsserei gestern Abend, obwohl das Küssen ja eigentlich nichts Neues für uns ist. Für ihn hat es sich womöglich auch gar nicht anders angefühlt. Vielleicht liegt es auch an dem Wissen, dass uns nur noch so wenig Zeit bleibt. Und dass wir diametral entgegengesetzte Ziele verfolgen werden, sollten nur noch wir beide übrig bleiben.
Nach dem Essen nehme ich seine Hand und ziehe ihn zum Wasser. »Komm, ich bring dir Schwimmen bei.« Ich muss ihn von den anderen weglotsen, um in Ruhe zu besprechen, wie wir von hier verschwinden. Es wird nicht leicht werden, denn sobald die anderen mitbekommen, dass wir uns davonmachen wollen, werden wir umgehend von Verbündeten zu Gejagten.
Wenn ich ihm wirklich das Schwimmen beibringen wollte, müsste er den Gurt ausziehen, der ihn oben hält, aber was spielt das jetzt für eine Rolle? Ich zeige ihm also nur die grundlegenden Bewegungen und lasse ihn zur Übung in hüfthohem Wasser hin und her schwimmen. Anfangs, bemerke ich, lässt Johanna uns nicht aus den Augen, doch irgendwann verliert sie das Interesse und legt sich hin. Finnick knüpft aus Ranken ein neues Netz und Beetee spielt mit seinem Draht. Jetzt.
Während Peeta seine Schwimmübungen macht, fällt mir etwas auf. Der verbliebene Schorf beginnt sich zu lösen. Ich nehme etwas Sand und reibe damit vorsichtig über meinen Arm, bis ich die restliche Kruste abgerubbelt und die darunterliegende neue Haut freigelegt habe. Ich rufe Peeta und zeige ihm, wie auch er sich vom juckenden Schorf befreien kann, und als wir so schrubben, lenke ich das Gespräch auf die Flucht.
»Hör zu, jetzt sind wir nur noch zu acht. Ich denke, es ist Zeit abzuhauen«, flüstere ich, obwohl mich keiner der Tribute hören könnte.
Peeta nickt, und ich sehe, wie er über meinen Vorschlag nachdenkt. Abwägt, wie die Chancen für uns stehen. »Pass auf«, sagt er. »Lass uns hierbleiben, bis Brutus und Enobaria tot sind. Wenn ich richtigliege, tüftelt Beetee gerade an einer Falle für sie. Danach werden wir gehen, ich verspreche es.«
Ich bin nicht ganz überzeugt. Doch wenn wir jetzt gehen, sitzen uns zwei gegnerische Gruppen im Nacken. Vielleicht sogar drei, denn wer weiß, was Chaff im Schilde führt. Plus die Uhr, mit der wir zu kämpfen haben. Und dann ist da noch Beetee. Johanna hat ihn nur meinetwegen hergebracht, und wenn wir weg sind, wird sie ihn mit Sicherheit töten. Da fällt es mir wieder ein. Ich kann Beetee sowieso nicht beschützen. Es kann nur einen Sieger geben und das muss Peeta sein. Das muss ich akzeptieren. Alle Entscheidungen, die ich treffe, müssen auf sein Überleben ausgerichtet sein.
»In Ordnung«, sage ich. »Wir bleiben hier, bis die Karrieros tot sind. Aber dann ist Schluss.« Ich drehe mich um und winke Finnick zu. »He, Finnick, komm ins Wasser! Wir wissen jetzt, wie wir dich wieder schön machen können!«
Zu dritt scheuern wir uns die Krusten vom Körper, helfen einander mit dem Rücken, und als wir aus dem Wasser steigen, sind wir so rosig wie der Himmel. Noch einmal tragen wir die Salbe auf, weil die Haut so wirkt, als brauchte sie einen Sonnenschutz, doch auf weicher Haut sieht sie nicht halb so schlimm aus, und im Dschungel wird sie eine gute Tarnung sein.
Beetee ruft uns zu sich, und wir erfahren, dass er während all der Stunden, die er dagesessen und an seinem Draht gefummelt hat, tatsächlich einen Plan ausgeheckt hat. »Wir dürften uns einig sein, dass wir als Nächstes Brutus und Enobaria töten müssen«, sagt er sanft. »Ich glaube nicht, dass sie uns
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