Gefaehrliche Liebe
natürlicher Blitz und der Baum ein natürlicher Baum ist. Du kennst dich am besten von uns allen mit Bäumen aus, Johanna. Er müsste doch inzwischen längst zerstört sein, oder?«
»Ja«, sagt sie mürrisch.
»Macht euch keine Sorgen um den Draht - er wird tun, was ich sage«, versichert Beetee uns.
»Und wo werden wir sein, wenn es passiert?«, fragt Finnick.
»Tief genug im Dschungel, dass uns nichts passieren kann«, antwortet Beetee.
»Aber dann kann den Karrieros auch nichts passieren, es sei denn, sie halten sich in der Nähe des Wassers auf«, werfe ich ein.
»Stimmt«, sagt Beetee.
»Aber das ganze Meeresgetier wird dabei doch gekocht«, sagt Peeta.
»Vermutlich mehr als gekocht«, sagt Beetee. »Ziemlich wahrscheinlich, dass wir diese Nahrungsquelle dabei vernichten. Aber du hast im Dschungel doch andere Dinge entdeckt, die man essen kann, nicht wahr, Katniss?«
»Ja. Nüsse und Ratten«, sage ich. »Und wir haben Sponsoren.«
»Na, dann sehe ich darin kein Problem«, sagt Beetee. »Aber da wir Verbündete sind und dieser Plan unsere vereinten Kräfte erfordert, liegt die Entscheidung darüber, ob wir es versuchen wollen oder nicht, bei euch vieren.«
Wir
sind
wie Schulkinder. Unser Horizont reicht gerade so weit, dass wir seine Theorie unter den elementarsten Gesichtspunkten betrachten können. Und die haben im Grunde gar nichts mit seinem eigentlichen Plan zu tun. Ich schaue in die ratlosen Gesichter der anderen. »Warum nicht?«, sage ich. »Wenn es schiefgeht, schadet's nicht. Wenn es funktioniert, stehen die Chancen gut, dass sie getötet werden. Und selbst wenn uns das nicht gelingt und wir nur die Fische töten, verlieren Brutus und Enobaria auch eine Nahrungsquelle.«
»Ich sage, wir versuchen es«, sagt Peeta. »Katniss hat recht.«
Finnick hebt die Brauen und sieht Johanna an. Ohne sie wird er nicht zustimmen. »Also gut«, sagt sie schließlich. »Auf jeden Fall besser, als ihnen im Dschungel hinterherzujagen. Und ich glaube nicht, dass sie hinter unseren Plan kommen, wir kapieren ihn ja selbst kaum.«
Bevor Beetee an dem Baum herumbastelt, möchte er ihn in Augenschein nehmen. Dem Stand der Sonne nach ist es etwa neun Uhr morgens. Wir müssen unseren Strand sowieso bald verlassen. Also brechen wir das Lager ab, gehen hinüber zu dem Strand, der an den Gewittersektor grenzt, und dringen in den Dschungel ein. Beetee ist noch immer zu schwach, um den Aufstieg aus eigener Kraft zu bewältigen, deshalb tragen Finnick und Peeta ihn abwechselnd. Ich überlasse Johanna die Führung, denn zum Baum geht es ziemlich geradeaus, sie könnte uns kaum in die Irre führen. Und ich kann mit einem Köcher voller Pfeile sehr viel mehr ausrichten als sie mit den beiden Äxten. Deshalb ist es am klügsten, wenn ich die Nachhut bilde.
Die dichte, feuchtwarme Luft lastet auf mir. Seit die Spiele begonnen haben, sind wir ihr ununterbrochen ausgesetzt. Mir wäre lieber, Haymitch würde statt Brot aus Distrikt 3 mal wieder welches aus Distrikt 4 schicken, in den letzten beiden Tagen habe ich eimerweise Schweiß vergossen, und trotz all des Fischs lechze ich nach Salz. Ein Stück Eis wäre auch nicht schlecht. Oder kaltes Wasser. Ich bin durchaus dankbar für die Flüssigkeit aus den Bäumen, doch sie hat die gleiche Temperatur wie das Salzwasser und die Luft und die anderen Tribute und ich. Wir sind allesamt ein großer warmer Eintopf.
Als wir uns dem Baum nähern, schlägt Finnick vor, dass ich die Führung übernehme. »Katniss kann das Kraftfeld hören«, erklärt er Beetee und Johanna.
»Hören?«, fragt Beetee.
»Nur mit dem Ohr, das im Kapitol wiederhergestellt wurde«, sage ich. Beetee kann ich mit der Story natürlich nicht kommen. Bestimmt erinnert er sich noch daran, dass er mir gezeigt hat, wie man ein Kraftfeld entdeckt, wahrscheinlich ist es sogar unmöglich, Kraftfelder zu hören. Aber er verkneift sich einen Kommentar, aus welchem Grund auch immer.
»Dann lasst unbedingt Katniss vorgehen«, sagt er, während er einen Augenblick stehen bleibt, um seine beschlagenen Brillengläser zu putzen. »Mit Kraftfeldern ist nicht zu spaßen.«
Der Gewitterbaum überragt die anderen so sehr, dass er nicht zu verfehlen ist. Ich suche mir ein Büschel mit Nüssen und lasse die anderen anhalten, während ich langsam den Hang hinaufgehe und Nüsse vor mich werfe. Doch ich sehe das Kraftfeld, noch ehe es von einer Nuss getroffen wird, es ist nur fünfzehn Meter entfernt. Ich entdecke die wellige
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