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Gefaehrliche Liebe

Gefaehrliche Liebe

Titel: Gefaehrliche Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Collins
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wüsste ich Bescheid. »Ich weiß, dass ihr in Distrikt 8 einen Aufstand hattet.«
    »Ja, deshalb mussten wir weg«, sagt Twill.
    »Na, weg seid ihr jetzt ja. Was habt ihr vor?«, frage ich.
    »Wir wollen nach Distrikt 13«, antwortet Twill.
    »13?«, sage ich. »13 gibt es nicht. Der wurde von der Landkarte getilgt.«
    »Vor fünfundsiebzig Jahren«, sagt Twill.
    Bonnie verlagert das Gewicht auf der Krücke und zuckt vor Schmerz zusammen.
    »Was ist mit deinem Bein?«, frage ich.
    »Ich hab mir den Fuß verknackst. Die Stiefel sind mir zu groß«, sagt Bonnie.
    Ich beiße mir auf die Lippe. Mein Instinkt sagt mir, dass sie die Wahrheit sagen. Und hinter dieser Wahrheit stecken viele Informationen, die ich gern hätte. Doch bevor ich den Bogen sinken lasse, gehe ich auf Twill zu und nehme ihr das Gewehr ab. Dann zögere ich einen Moment, denke an einen anderen Tag hier im Wald, als Gale und ich ein Hovercraft gesehen haben, das aus dem Nichts auftauchte und zwei junge Leute einfing, die vor dem Kapitol auf der Flucht waren. Der Junge wurde von einem Speer durchbohrt. Das rothaarige Mädchen wurde, wie ich später im Kapitol herausfand, verstümmelt und als stumme Dienerin, Avox genannt, angestellt. »Ist jemand hinter euch her?«
    »Wir glauben nicht. Wahrscheinlich denken sie, wir wären bei einer Fabrikexplosion ums Leben gekommen«, sagt Twill. »Reines Glück, dass das nicht passiert ist.«
    »Gut, dann kommt mit rein«, sage ich mit einer Kopfbewegung zu dem Betonhaus. Ich folge ihnen mit dem Gewehr.
    Bonnie geht sofort zum Kamin und lässt sich auf dem Mantel eines Friedenswächters nieder, der davor ausgebreitet ist. Sie hält die Hände nah an die schwache Flamme, die an einem Ende eines verkohlten Holzscheits brennt. Bonnie ist so blass, dass ihre Haut durchsichtig ist, ich sehe das Feuer durch ihr Fleisch hindurch. Twill versucht, den Mantel, der wohl ihr gehört, dem zitternden Mädchen umzulegen.
    Sie haben eine große Blechdose entzweigeschnitten, die Kante ist gefährlich gezackt. Sie steht in der Asche, darin eine Handvoll Kiefernnadeln, die im Wasser dampfen.
    »Kocht ihr Tee?«, frage ich.
    »Wir wissen nicht so genau. Vor ein paar Jahren hab ich mal bei den Hungerspielen gesehen, wie jemand so was mit Kiefernnadeln gemacht hat. Jedenfalls glaube ich, dass es Kiefernnadeln waren«, sagt Twill mit gerunzelter Stirn.
    Ich denke an unseren Besuch in Distrikt 8, eine hässliche Industriegegend, wo es nach Abgasen stank und die Leute in heruntergekommenen Wohnungen hausten. Kaum ein Grashalm zu sehen. Absolut keine Gelegenheit, zu lernen, wie es in der Natur zugeht. Es ist ein Wunder, dass die beiden so weit gekommen sind.
    »Nichts mehr zu essen?«, frage ich.
    Bonnie schüttelt den Kopf. »Wir haben mitgenommen, so viel wir konnten, aber es gab so wenig zu essen. Es ist schon eine ganze Weile alle.« Bei dem Zittern in ihrer Stimme schwinden meine letzten Vorbehalte. Sie ist nur ein unterernährtes, verletztes Mädchen, das vor dem Kapitol flieht.
    »Na, dann ist heute euer Glückstag«, sage ich und lasse meine Jagdtasche zu Boden fallen. Im ganzen Distrikt hungern die Menschen und wir haben immer noch mehr als genug. Deshalb habe ich die Sachen in letzter Zeit ein bisschen verteilt. Ich habe meine Prioritäten: Gales Familie, Greasy Sae und einige andere Schwarzmarkthändler, denen der Laden dichtgemacht wurde. Meine Mutter hat auch noch ein paar Leute, vor allem Patienten, denen sie helfen möchte. Heute Morgen habe ich meine Tasche absichtlich mit Essen vollgestopft, damit meine Mutter die geplünderte Speisekammer sieht und annimmt, dass ich meine Runde zu den Notleidenden mache. Damit wollte ich Zeit gewinnen, um zum See zu gehen, ohne dass sie sich Sorgen macht. Das Essen wollte ich am Abend nach meiner Rückkehr verteilen, aber jetzt sehe ich, dass das ausfallen muss.
    Ich hole zwei frische, mit Käse überbackene Brötchen aus der Tasche. Seit Peeta weiß, dass das meine Lieblingsbrötchen sind, haben wir davon immer jede Menge zu Hause. Ich werfe Twill eins zu und lege das andere Bonnie in den Schoß, da ich bezweifle, dass sie es in ihrem Zustand auffangen kann, und ich möchte nicht, dass das Ding im Feuer landet.
    »Oh«, sagt Bonnie. »Ist das alles für mich?«
    In meinem Innern zuckt es, als ich an eine andere Stimme denke. Rue. In der Arena. Als ich ihr das Gruslingbein gegeben habe.
»Ich hab noch nie ein ganzes Bein für mich allein gehabt.«
Das Staunen der chronisch

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