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Gefaehrliche Liebe

Gefaehrliche Liebe

Titel: Gefaehrliche Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Collins
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als ich ankomme, bin ich schweißnass unter dem Schneeanzug, während mein Gesicht taub ist vor Kälte. Die Wintersonne, die vom Schnee reflektiert wird, hat meinen Augen einen Streich gespielt, und ich bin so erschöpft und in meine trüben Gedanken vertieft, dass ich die Zeichen nicht bemerke. Den Rauchfaden, der aus dem Schornstein kommt, die frischen Fußspuren, den Geruch von dampfenden Kiefernnadeln. Ich bin schon wenige Meter vor der Tür des Betonhauses, als ich abrupt stehen bleibe. Und zwar nicht wegen des Rauchs oder der Fußspuren oder des Geruchs. Sondern wegen des unverkennbaren Klickens einer Waffe hinter mir.
    Instinkt. Intuition. Ich drehe mich um und spanne den Bogen, obwohl ich schon weiß, dass meine Chancen schlecht stehen. Ich sehe die weiße Friedenswächter-Uniform, das spitze Kinn, die hellbraune Iris, in der mein Pfeil landen wird. Doch die Waffe fällt zu Boden und die unbewaffnete Frau hält mir mit der behandschuhten Hand etwas hin.
    »Halt!«, schreit sie.
    Ich schwanke, ich kann diesen Wandel nicht einordnen. Vielleicht haben sie den Befehl, mich lebend zu fangen, damit sie mich durch Folter dazu bringen können, alle zu verraten, die ich kenne.
Na, dann viel Glück,
denke ich. Meine Finger sind schon fast entschlossen, den Pfeil loszulassen, als ich den Gegenstand in dem Handschuh sehe. Es ist ein kleines weißes Brot, flach und rund. Eigentlich eher ein Kräcker. Grau und pappig am Rand. Doch in der Mitte ist ganz deutlich ein Bild zu erkennen.
    Es ist mein Spotttölpel.
     

Teil 2

Das Jubiläum
10
    Das verstehe ich nicht. Mein Vogel in Brot gebacken. Anders als die schicken Darstellungen, die ich im Kapitol gesehen habe, ist das hier ganz bestimmt kein modisches Accessoire. »Was ist das? Was soll das bedeuten?«, frage ich schroff, immer noch bereit zu töten.
    »Es bedeutet, dass wir auf deiner Seite sind«, sagt hinter mir jemand mit bebender Stimme.
    Ich habe sie nicht gesehen, als ich kam. Sie muss im Haus gewesen sein. Ich lasse mein Ziel nicht aus den Augen. Vielleicht ist die Neue bewaffnet, aber ganz bestimmt will sie nicht das verräterische, meinen Tod verkündende Klicken ertönen lassen, denn sie weiß, dass ich dann auf der Stelle ihre Gefährtin umbringen würde. »Komm herum, damit ich dich sehen kann«, befehle ich.
    »Sie kann nicht, sie ist ...«, setzt die Frau mit dem Kräcker an.
    »Komm herum!«, brülle ich. Ich höre einen Schritt und ein schleifendes Geräusch. Ich höre, wie mühsam sie sich bewegt. Die zweite Frau, oder vielleicht sollte ich besser von einem Mädchen sprechen, denn sie ist etwa in meinem Alter, humpelt in mein Blickfeld. Sie ist mit einer schlecht sitzenden Friedenswächter-Uniform bekleidet, inklusive weißem Pelzmantel, doch die Kleider sind mehrere Nummern zu groß für ihre schmächtige Gestalt. Sie scheint keine Waffe dabeizuhaben. Ihre Hände sind damit beschäftigt, eine improvisierte Krücke zu halten, die aus einem abgebrochenen Ast gemacht ist. Mit der Spitze ihres rechten Stiefels kommt sie nicht über den Schnee, deshalb zieht sie den Fuß nach.
    Ich betrachte das Gesicht des Mädchens, knallrot von der Kälte. Sie hat schiefe Zähne und einen Erdbeerfleck über einem ihrer schokoladenbraunen Augen. Das ist keine Friedenswächterin. Und sie stammt auch nicht aus dem Kapitol.
    »Wer seid ihr?«, frage ich argwöhnisch, aber weniger angriffslustig.
    »Ich heiße Twill«, sagt die Frau. Sie ist älter. Fünfunddreißig vielleicht. »Und das ist Bonnie. Wir sind aus Distrikt 8 geflohen.«
    Distrikt 8! Dann wissen sie von dem Aufstand!
    »Woher habt ihr die Uniformen?«, frage ich.
    »Ich hab sie aus der Fabrik geklaut«, sagt Bonnie. »Wir stellen sie dort her. Allerdings war diese für ... für jemand anders gedacht. Deshalb passt sie mir nicht.«
    »Das Gewehr stammt von einem toten Friedenswächter«, sagt Twill, als sie meinem Blick folgt.
    »Der Kräcker in deiner Hand. Mit dem Vogel. Was soll das?«, frage ich.
    »Weißt du das nicht, Katniss?« Bonnie wirkt ernsthaft überrascht.
    Sie haben mich erkannt. Natürlich haben sie mich erkannt. Mein Gesicht ist nicht verdeckt, ich stehe hier hinter der Grenze von Distrikt 12 und richte einen Pfeil auf sie. Wer sollte ich sonst sein? »Ich weiß, dass der Vogel genauso aussieht wie der auf der Brosche, die ich in der Arena getragen hab.«
    »Sie weiß es nicht«, sagt Bonnie leise. »Vielleicht weiß sie gar nichts davon.«
    Auf einmal möchte ich, dass es so aussieht, als

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