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Gefaehrliche Liebe

Gefaehrliche Liebe

Titel: Gefaehrliche Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Collins
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»Ich muss jetzt nach meiner Familie sehen.«
    »Ich muss zu Hazelle.« Auf einmal mache ich mir Sorgen. Ich hätte gedacht, sie würde bei uns vor der Tür stehen, sobald der Schnee geräumt wäre. Aber bisher ist sie nicht aufgetaucht.
    »Ich komme mit. Bei der Bäckerei schaue ich dann auf dem Heimweg vorbei«, sagt er.
    »Danke.« Plötzlich habe ich große Angst davor, was ich vorfinden könnte.
    Die Straßen sind fast verlassen, was zu dieser Tageszeit nicht so ungewöhnlich wäre, wenn die Leute in den Bergwerken wären, die Kinder in der Schule. Aber das sind sie nicht. Hinter den Eingangstüren und durch die Ritzen in den Rollläden sehe ich Gesichter, die uns beobachten.
    Ein Aufstand,
denke ich.
Was bin ich für ein Dummkopf.
Der Plan hat einen Fehler, den weder Gale noch ich erkannt haben, wir waren beide blind. Wenn man einen Aufstand machen will, muss man gegen das Gesetz verstoßen, sich der Obrigkeit widersetzen. Wir und unsere Familien haben das ein Leben lang getan. Wir haben gewildert, auf dem Schwarzmarkt gehandelt, uns im Wald über das Kapitol lustig gemacht. Doch die meisten Bewohner von Distrikt 12 würden nicht mal das Risiko eingehen, auf dem Schwarzmarkt einzukaufen. Und ich erwarte von ihnen, dass sie sich mit Pflastersteinen und Fackeln auf dem Platz versammeln? Schon der Anblick von Peeta und mir reicht aus, dass sie ihre Kinder von den Fenstern wegzerren und die Vorhänge zuziehen.
    Hazelle ist zu Hause und pflegt eine sehr kranke Posy. Ich sehe die Flecken auf ihrem Körper, es sind die Masern. »Ich konnte sie nicht allein lassen«, sagt Hazelle. »Ich wusste ja, dass Gale die bestmögliche Pflege bekommt.«
    »Natürlich«, sage ich. »Es geht ihm schon viel besser. Meine Mutter meint, in ein paar Wochen kann er wieder in die Bergwerke.«
    »Vielleicht sind die dann noch gar nicht wieder in Betrieb«, sagt Hazelle. »Es heißt, dass sie bis auf Weiteres geschlossen wurden.« Sie schaut beunruhigt zu ihrem leeren Waschzuber.
    »Haben sie dir auch den Laden dichtgemacht?«, frage ich.
    »Nicht offiziell«, erklärt Hazelle. »Aber alle haben jetzt Angst, mir etwas zu geben.«
    »Vielleicht wegen des Schnees«, sagt Peeta.
    »Nein, Rory hat heute Morgen schnell eine Runde gemacht. Offenbar gibt es nichts zu waschen«, sagt Hazelle.
    Rory schlingt die Arme um Hazelle. »Das wird schon.«
    Ich nehme eine Handvoll Geld aus der Tasche und lege es auf den Tisch. »Meine Mutter wird etwas für Posy schicken.«
    Als wir draußen sind, wende ich mich zu Peeta. »Geh du nach Hause. Ich will noch beim Hob vorbei.«
    »Ich begleite dich«, sagt er.
    »Nein. Du hast durch mich schon genug Scherereien«, sage ich.
    »Und wenn ich jetzt nicht mit dir beim Hob vorbeischaue ... dann wird alles wieder gut?« Lächelnd nimmt er meine Hand. Zusammen schlängeln wir uns durch die Straßen des Saums, bis wir zu dem brennenden Gebäude kommen. Sie haben sich noch nicht einmal die Mühe gemacht, dort Friedenswächter aufzustellen. Sie wussten, dass niemand versuchen würde, es zu retten.
    Die Hitze der Flammen lässt den Schnee ringsum schmelzen, ein schwarzes Rinnsal läuft mir über die Schuhe. »Das ist der ganze Kohlenstaub von früher«, sage ich. In jeder Ritze und in jeder Spalte hat er gesteckt. War in die Bodendielen eingegraben. Es ist ein Wunder, dass das Ding nicht schon längst in Flammen aufgegangen ist. »Ich möchte nach Greasy Sae sehen.«
    »Nicht heute, Katniss. Ich glaube, wir helfen niemandem, wenn wir bei ihnen reinschneien«, sagt er.
    Wir gehen zurück zum Platz. Ich kaufe bei Peetas Vater ein bisschen Kuchen, während sie Belanglosigkeiten über das Wetter austauschen. Niemand erwähnt die hässlichen Folterwerkzeuge wenige Meter vor der Ladentür. Als wir den Platz verlassen, fällt mir noch auf, dass ich unter den Friedenswächtern kein einziges bekanntes Gesicht sehe.
    In den folgenden Tagen wird alles nur noch schlimmer. Die Bergwerke bleiben zwei Wochen lang geschlossen und da hungert schon der halbe Distrikt. Die Anzahl der Kinder, die sich für Tesserasteine eintragen, schnellt in die Höhe, doch oft genug bekommen sie ihr Getreide gar nicht. Lebensmittel werden allmählich knapp, und selbst die Leute, die Geld haben, kehren mit leeren Händen aus den Geschäften zurück. Als die Bergwerke wieder öffnen, werden die Löhne gekürzt, die Arbeitszeiten verlängert, die Arbeiter werden an offensichtlich gefährlichen Stellen eingesetzt. Das für den Pakettag versprochene Essen,

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