Gefaehrliche Liebe
ich.
Er lächelte und schüttelte den Kopf. »Es gibt keinen Schlüssel. Außerdem, selbst wenn du zuschließt, kann jeder von uns die Tür öffnen. Aber du hast mein Wort ... Dir wird nichts passieren!«
Ich hielt mir beide Hände vors Gesicht und seufzte angesichts einer bevorstehenden Nacht in Angst und Schrecken. Aber in den Keller wollte ich auch nicht mehr. Bei David würde er mich ohnehin nicht schlafen lassen, also was blieb mir anderes übrig. Immerhin hatte ich die Gewissheit, wenn er mich hätte umbringen wollen, so hätte er das längst tun können ... Also nahm ich seinen Vorschlag an.
Beim Aufstehen wollte er mir eine Hand reichen, aber ich verweigerte sie. Und bei meinem Zimmer angekommen, schloss ich die Tür von innen, ohne mich von ihm verabschiedet zu haben.
Es hatte sich nicht viel verändert ... Der riesige Schrank war noch genauso exklusiv befüllt, wie bei meiner Ankunft, und das Bett glänzte frisch bezogen. Ich nahm mir ein leichtes kurzes Nachthemd aus den Regalen und vergrub mich in all den seidigen Kissen mit der Decke über meinem Kopf.
Doch ich konnte nicht einschlafen ... Jeden Moment rechnete ich damit, dass Jude oder irgendjemand anderer zur Tür hereinkommen würde, um mich zu ersticken. Gleichzeitig schlich sich ein Anflug von Traurigkeit in meine Gefühlswelt, den ich nicht zulassen wollte. Santiagos letzter Gesichtsausdruck war so einsichtig und vernünftig gewesen, dass er es mir fast schwer machte, ihn zu hassen. Mit Gewalt versuchte ich, dieses Bild vor meinem inneren Auge zu verdrängen und mich auf seine schlechten Seiten zu konzentrieren. Egal wie faszinierend ich sein Äußeres fand, er war unberechenbar und ungerecht, darauf durfte ich mich nie wieder einlassen. Und schließlich landete ich doch im Reich der Träume ... und erwachte erst spät morgens, als es draußen bereits hell war.
Es dauerte ein paar Sekunden, bis mich die geballte Ladung aller Emotionen des Vortages erreichte. Im nächsten Moment fand ich es geradezu unglaublich und beachtenswert, dass er mich die ganze Nacht über in Ruhe gelassen hatte.
Ich suchte das schönste Kleid aus, das ich finden konnte, und meine Wahl fiel auf das cremeweiße, kurze, mit dem tiefen Ausschnitt, das ich bei meiner Ankunft auf Ivory getragen hatte. Ich wollte es als Andenken behalten und wenn ich es heute trug, so konnte er es mir bei meiner Heimreise vielleicht nicht verweigern. Auf jeden Fall wollte ich mich noch von den Mädchen verabschieden ... Ich hoffte inständig, er würde dies zulassen. Vor allem um Jana tat es mir leid. Am liebsten hätte ich sie mit mir genommen. Da fiel mir ein, ich brauchte noch jemanden, der mir die Schuhe öffnete, damit ich sie gegen andere, möglichst hohe, aus diesem Schrank tauschen konnte.
Zum vermeintlich letzten Mal schweifte mein Blick aus dem Fenster ... als es plötzlich klopfte ... und zu meinem Erstaunen jemand auf meine Erlaubnis wartete.
»Ja bitte ...«, gab ich meine Einwilligung.
Santiago trat ein und lehnte sich von innen gegen die geschlossene Tür. Er sah mich nachdenklich an und sprach mit endloser Wehmut in seiner Stimme. »Ich hab die ganze Nacht nicht geschlafen, Zahira ... Ich lasse dich nicht gehen.«
Meine neue kleine Welt brach mit einem Schlag zusammen. Ich wusste es. Wie konnte ich nur so gutgläubig sein? Sprachlos und versteinert blieb ich stehen, während sich all meine Finger hinter meinem Rücken an das Fensterbrett klammerten.
Er kam ein paar Schritte auf mich zu und setzte sich auf die Bettkante, offenbar, um mit mir zu sprechen. Seine Unterarme stützten sich auf seine breit auseinandergestellten Knie und ich konnte in sein weit aufgeknöpftes schwarzes Hemd sehen. Sofort hielt ich mir eine Hand vors Gesicht, weil mich dieser Anblick zu Tränen rührte ... Tränen, die ich ihm nicht zeigen wollte.
Er lächelte geschmeichelt und voreilig siegessicher. »Ich will, dass du bei mir bleibst, Zahira.« Er hielt kurz inne ... »Du sollst von jetzt an hier in diesem Zimmer wohnen.«
Etwas perplex nahm ich die Hand runter und versuchte, an seinem Gesicht zu erkennen, ob er das ernst meinte. Er lächelte mich noch immer an und ich konnte ihn nicht einschätzen. Ich spürte nur, wie weh es tat, ihm zu widerstehen. Aber ich musste hart bleiben.
»Nein, ich kann nicht ...«, flüsterte ich kaum hörbar.
»Du bekommst von mir den gleichen Status wie David, Jude und Keathan ... verstehst du?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Komm her ...«,
Weitere Kostenlose Bücher