Gefaehrliche Liebe
überzogen ernster Blick. Als hätte er mich gerufen, erhob ich mich vom kalten Boden und betrat vor ihm den Lift. Er lehnte sich mit den Händen am Rücken an die rechte Wand und ich stand ihm an der anderen Wand gegenüber. Jude senkte seinen Kopf und meine Gedanken begannen wie wild auf mich einzuprasseln. Was wollte er von mir? Mir fiel wieder ein, dass er gewaltige Probleme damit hatte, dass ich keinen Respekt vor ihm zeigte. Und der Tag, an dem er mich in die Knie gezwungen hatte. Der Tag, als er mich durch seinen übertriebenen Eifer vor Santiagos Augen fast ersticken ließ. Und wie hart mich sein Schlag ins Gesicht getroffen hatte. Mein Herz raste vor Angst. Er machte schon wieder den Eindruck, als wollte er mir etwas beweisen. Oder vielleicht nicht mir, sondern Santiago.
»Bleiben wir allein?«, störte ich ihn mit meinen Worten in seiner gesenkten Kopfhaltung.
Ganz langsam sah er auf. Seine Miene war starr und ausdruckslos. Dann schloss er ein Mal seine Augen, um mir ein »Ja« zu bekunden.
»Du weißt, dass du nicht mit mir schlafen darfst?«, fragte ich verunsichert.
Jude stoppte den Aufzug. Ich ging einen halben Schritt rückwärts und spürte die Wand hinter mir.
»Du ... wirst mich nicht belehren!«, knurrte er gereizt.
Mein Atem wurde immer schneller. Ich wusste nicht, sollte ich jetzt vor ihm niederknien oder mich entschuldigen. Ängstlich schlang ich die Arme um meinen Körper und sah zu Boden. Ich wollte mich seinem Blick nicht länger aussetzen. Er schien kurz davor, durchzudrehen. Dann machte er einen Schritt auf mich zu und streckte eine Hand nach mir aus. Im selben Moment war es bei mir vorbei.
Ich fasste seinen Arm und versuchte, ihn von mir wegzudrücken. Völlig perplex über meine Reaktion zuckte er zurück. Ich holte tief Luft und erhob meine Stimme gegen ihn: »Fass mich nicht an!«
Ich sah, wie sich seine Nasenflügel weiteten und zwischen seinen Augenbrauen eine harte Zornesfalte entstand. Er griff mit beiden Händen nach mir. Ich wollte ihm ausweichen, aber es gelang mir nicht. Als er mich zu fassen bekam, drängte er mich ganz schnell in die Ecke. Ich bemühte mich, ihn von mir wegzustoßen und obwohl ich mich mit meiner ganzen Kraft gegen ihn wehrte, war es vergeblich. Unterstützend zog ich ein Bein nach oben und stemmte mein Knie gegen seinen Körper. Die dünnen Aufzugwände polterten unter den Erschütterungen.
»FASS MICH NICHT AN!«, schrie ich ihm hysterisch ins Gesicht und er hatte echt Schwierigkeiten, mich in der Ecke zu halten. Er kämpfte mit meinen Händen und in einem kurzen Moment, als er mir beide Arme zusammenhalten konnte, traf mich überraschend eine Ohrfeige im Gesicht. Ich wandte mich blitzschnell von ihm ab und er riss mich grob an den Haaren zurück. Der plötzliche Schmerz ließ mich mit meinem Bein nach ihm treten und ich erwischte ihn mit dem kantigen Absatz am Knie.
Jetzt schrie er zum ersten Mal und schlug bei seinem Rückwärtsschritt lautstark gegen die andere Wand. Ich konnte das Entsetzen darüber in seinem Gesicht sehen und sank auf den Boden. Erste Zweifel überkamen mich. Welch Teufel hatte mich bloß geritten, mich mit Jude im Aufzug zu prügeln? Ich kauerte mich in die Ecke, umfasste mit der einen Hand meine angezogenen Knie und hielt mir die andere schützend über den Kopf.
»Ich blute, verdammt!«, hörte ich ihn zischen. Dann stürzte er wieder auf mich zu und griff nach meinen Haaren.
Ich wehrte mich mit allem, was mein Körper zu bieten hatte, trat mit den Schuhen nach ihm, meine Nägel bohrten sich in seinen Unterarm und ich schrie ihn verzweifelt an: »NEIN, NICHT! ... LASS MICH!«
Plötzlich öffneten sich die Türen und Jude ließ sofort von mir ab, als er Santiago sah. Offenbar hatte er das Poltern und die Schreie gehört und den Lift in den ersten Stock geholt. Ich kauerte zusammengerollt in der Ecke und hielt meinen Kopf fest zwischen den Knien. Mein Herz raste wie wild und ich keuchte von der Anstrengung.
»Was machst du da?«, forderte Santiago eine Erklärung von Jude.
»Sie hat mich getreten!«, wies er jede Schuld von sich.
Ich hörte Santiagos Schritte ... Er betrat den Lift und wollte mir anscheinend die Hand von meinem Hinterkopf nehmen, um in mein Gesicht sehen zu können. Ich keuchte noch immer und als ich die erste Berührung verspürte, begann ich erneut um mich zu schlagen und zu schreien ... und traf ihn dabei mit meiner Hand im Gesicht. Mir blieb fast das Herz stehen, als ich das realisierte. Er
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