Gefaehrliche Liebe
Frühstück zog er sich tatsächlich zurück, um fehlenden Schlaf nachzuholen.
Ich will deinen Gehorsam!
Eine meiner neuen Errungenschaften war, mich ab sofort im Haus frei bewegen zu dürfen. Es schien für alle etwas ungewohnt, dass sich nach längerer Zeit wieder ein weibliches Wesen unter ihnen aufhielt und nicht wirklich zu jemandem gehörte, der es auserwählt hatte. Am meisten liebte ich das luxuriöse Badezimmer ... und dass ich es zu jeder Tageszeit benutzen durfte ... genauso wie die Sonnenterrasse. Trotz der wieder gewonnenen Freiheit versuchte ich, sehr rücksichtsvoll zu sein und darauf zu achten, dass sich niemand durch mich gestört fühlte. Und ich nahm mir vor, Santiagos Wünsche von seinen Augen abzulesen ... zumindest wollte ich dies lernen. Nur vor meinem ersten Zusammentreffen mit Jude auf gleicher Augenhöhe hatte ich ein bisschen Magenschmerzen, obwohl ich wusste, dass er mir jetzt nichts mehr anhaben konnte.
An dem besagten Tag traf ich ihn erst am Abend. Keathan hatte mir bereits ein eigenes Handy anvertraut. Ich konnte von nun an allein mit dem Lift fahren, hausinterne Nachrichten und Anrufe erhalten, jedoch nicht nach auswärts telefonieren. Nachdem ich mir bis zum Sonnenuntergang die Zeit auf der Terrasse vertrieben hatte, sehnte ich mich nach einer Dusche und wärmerer Kleidung. Mit meinen Badesachen über der Schulter stieg ich aus dem Lift, als er bereits an meiner Tür lehnte ... Jude.
Sofort übernahm die Aufregung meinen Herzschlag. Es war unverkennbar, dass er auf mich wartete ... Sicher noch nicht lange ... vermutlich hatte er sich von jemandem auf der Terrasse über meinen Aufbruch informieren lassen. Ich musste mich beruhigen. Immer wieder befahl ich mir selbst, keine Angst zu zeigen ... bis ich vor ihm stand.
Da war er wieder, sein starrer, ernster Blick ... kein Lächeln auf seinen schönen Lippen, kein Wort kam aus seinem Mund. Er musste doch etwas zu mir sagen, wenn er schon an meiner Tür lehnte.
»Bitte, Jude ...«, flüsterte ich und hoffte, dass er mir den Weg freigeben würde.
Er musterte meinen Körper von oben bis unten, dann landete sein Blick wieder in meinen Augen. »Geh dich duschen und steck deine Haare hoch«, verlangte er mit unverhüllter Dominanz in seiner Stimme.
»Jude, ich weiß selbst, wann ich duschen muss!« Ich sprach leise und freundlich, um ihn nicht aufzuregen ... aber er sollte doch auf seine Grenzen hingewiesen werden. Mein Brustkorb hob und senkte sich wie verrückt. Ab dem Moment, wo ich ihm widersprochen hatte, schnürte es meine Kehle zu. Ich spürte meinen Herzschlag unter der Kopfhaut und als er mich weiterhin unnachgiebig anstarrte, verrieten meine Augenbrauen bereits erste Zeichen von Reue. Es war nicht meine Absicht, ihn wütend zu machen. Ich legte meine Badetasche zur Seite, da mich das Gefühl überkam, es könnte länger dauern.
Er griff vorsichtig nach meinem Handgelenk und hielt es locker umschlossen. »Ich will deinen Gehorsam ... heute Abend ... Ich tu dir nicht weh!«
Kaum hatte er es ausgesprochen, war ich auch schon seinem Charme erlegen. Er war so hübsch. Seine Blicke trafen mit feinfühliger Zielsicherheit genau in mein Herz und seine Worte taten ihr Übriges. Ich nickte ergeben.
Seine Miene blieb ernst, aber er gab meine Hand frei.
Nachdem er mir weiterhin den Zugang zu meinem Zimmer verweigerte, nahm ich meine Sachen mit ins Bad. Ich beeilte mich mit der Dusche und begann anschließend mit dem, was er von mir verlangt hatte. »Haare hochstecken« bedeutete, dass zumindest das Brandmal freigelegt werden musste. Auf der anderen Seite oder am Rücken durften die Haare ruhig lang bleiben. Beim Schminken dachte ich an Santiago ... ob es für ihn wohl in Ordnung sein würde, falls Jude mich die ganze Nacht vereinnahmen wollte? Und ich dachte an David ... begann seine Schönheit mit Jude’s zu vergleichen und stürzte mich damit in ein gewaltiges Gefühlschaos. Wie nach einem Selbstgespräch schüttelte ich meinen Kopf. David bedeutete für mich viel mehr als einfach nur Schönheit ... nichts und niemanden wollte ich mit ihm vergleichen.
Jude war mittlerweile von meiner Zimmertür gewichen und saß auf meinem Bett. Neben ihm lagen Kleidungsstücke aus lindgrünem Lederimitat, überzogen mit einem feinen Gold-Schimmer. Unmengen von Schnüren, Ösen und Häkchen weckten meine Neugier.
»Soll ich das für dich anziehen?«, fragte ich bereitwillig.
»Ja, ich möchte mit dir weggehen. Setz dich aufs Bett.
Weitere Kostenlose Bücher