Gefaehrliche Liebe
Pier mit hohen Schuhen und gefesselten Armen das Gleichgewicht zu halten. Es war eine laue Nacht, das Meer spiegelglatt und in Windeseile erreichten wir die Küste.
»Marcus, wir legen hier an, ich möchte mit ihr über die Promenade gehen«, befahl Jude. Auch Marcus musste ihm gehorchen, wie die Hierarchie es vorgab.
Der Hafenmeister wirkte etwas verstört, als er uns an Land gehen sah, aber nachdem ich ihm mein bezauberndstes Lächeln geschenkt hatte, zeigte er keine weitere Reaktion. Schnell fand ich Gefallen an dem Spiel. Die meisten Leute schlenderten nur so dahin auf der Promenade. Auch wir gingen langsam und Jude hatte anfangs meine verschnürten Finger in seiner Hand. Von vorn merkte man es nicht sofort ... Vielleicht fragten sich manche, warum ich meine Schultern so krampfhaft nach hinten zog und meine Brüste übertrieben rausstreckte, einige Frauen blickten auf meine gläsernen High Heels, aber die meisten waren wie gefesselt von Jude. Sie blieben an seinem Gesicht hängen, als hätten sie Jesus gesehen. Ich strahlte wie ein kleines Kind vor dem Weihnachtsbaum, so stolz war ich an seiner Seite.
»Die Leute sehen dich an ...«, flüsterte ich Jude zu.
»Ich weiß ... Sie sehen aber auch dich an!«, beruhigte er mich. Später legte er seine Hand an meinen Nacken und übte sanften Druck auf meinen Hals aus. Langsam verschwand das Lächeln aus meinem Gesicht und machte Platz für ein viel wundervolleres Gefühl. In diesem Moment gehörte ich Jude ... mit all meinen Sinnen. Noch nie hatte er mit mir geschlafen, aber ich konnte es mir kaum schöner vorstellen. Als ich einmal kurz von der Seite zu ihm hochsah, erlitt mein linkes Knie einen kleinen Schwächeanfall und knickte ein. Sofort griff er an meinen Oberarm und bewahrte mich vor einem Sturz.
»Gehe ich zu schnell?«, fragte er besorgt.
»Nein, es war meine Schuld ...«, erwiderte ich.
Ich hörte Leute hinter uns tuscheln, einige überholten uns mit befremdlichen Blicken.
»Du musst lächeln, sonst verhaften sie mich!«, scherzte Jude.
Sicherheitshalber gehorchte ich ihm ... Es war eine einfache Übung an seiner Seite ... und mit seiner Hand an meiner Taille. Schließlich bogen wir von der Promenade ab Richtung Strand. Aufgrund des Wochentages war das Lokal schlecht besucht und wir bekamen einen schönen Platz an der Bar.
Wir bestellten Cocktails. Jude setzte sich auf einen Barhocker und ich blieb zwischen seinen Beinen stehen. Provokativ spielte er mit den Schnüren an meinem Rücken, während er selbstverliebt die Reaktionen der Leute darauf beobachtete. Nach einer Weile zog er mich näher an sich heran, sodass ich seinen Körper und seinen Atem auf meiner Haut spüren konnte. Verführerisch hauchte er über mein Ohr, dann öffnete er seine Lippen und küsste mein Brandmal. Ich fühlte seine Zunge an meinem Hals, die kreisenden Bewegungen ... und ich spürte auch die Hitze, die unweigerlich in mir aufstieg. Sein Verlangen ließ mich tiefer atmen, wobei das Korsett fast meine Lunge zerdrückte. Und kurz bevor mir schwindelig wurde, musste ich mich mit einem großen Schritt rückwärts aus seinen Armen befreien. Panisch schnappte ich nach Luft. Ganz in seine Leidenschaft vertieft, hatte Jude vergessen, mich ausreichend festzuhalten. Wie aus einem Reflex heraus und gleichzeitig voller Zorn über meine Entgleisung, bekam er in der Schnelligkeit nur meine Haare zu fassen. Er riss mich so ruckartig an sich, dass ich das Gleichgewicht verlor und zwischen seinen Beinen auf die Knie fiel.
»Verzeihung!«, entschuldigte er sich umgehend bei den anderen Gästen, deren Aufmerksamkeit er nun zweifellos erregt hatte. Er half mir hoch und streichelte über meine Wange. »Hast du dich verletzt?«
Ich schüttelte den Kopf und sah verstohlen hinter mich ... Dutzende Augenpaare waren auf mich gerichtet. Jude nahm mich liebevoll in den Arm. Ich legte meine Stirn an seinen Hals und fühlte meinen heftigen Herzschlag.
»Komm, trink etwas!« Er hielt mir meinen Cocktail zur Brust und drängte den Strohhalm zwischen meine Lippen.
»Wie kannst du einfach weggehen, wenn ich dich küsse?«, forderte er eine Erklärung.
»Ich hab keine Luft mehr bekommen ... Es tut mir leid.«
»Mach das nie wieder!«, warnte er mich.
Ängstlich sah ich in seine schönen Augen, die nun so unbarmherzig auf mich gerichtet waren. »Es tut mir ehrlich leid ... Ich hab nicht nachgedacht!«, entschuldigte ich mich noch mal. Ständig schwebte das Damokles-Schwert über mir, dass
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