Gefaehrliche Liebe
du noch irgendetwas?«
»Nein danke, ich glaube nicht ... oder ... warte! Ist es egal, wann ich ins Bad gehe? Gibt es nur dieses eine Bad?«
David lächelte, vermutlich wegen meiner Schüchternheit. »Unten gibt es mehrere Bäder ... in etwas kleinerer Ausführung. Hier oben wohnen nur Santiago, Keathan, du und ich. Mit jedem von uns kannst du das Bad gegebenenfalls gleichzeitig benutzen.«
Gleichzeitig? Das wollte ich mir lieber nicht vorstellen, aber ich nickte.
David merkte bestimmt die Überforderung in meinem Gesicht und versuchte, mich mit seiner sanften Stimme zu beruhigen. »Mach dir keine Gedanken, das kommt alles ganz von selbst, du wirst schon sehen. Schlaf jetzt.« Mit einem Lächeln strich er über meine Wange, sagte: »Wir sehen uns morgen«, und ging.
Mein Zimmer war düster. Es gab offenbar nur gedämpftes Licht. Gegenüber der Tür blickte man durch zwei große Fenster in üppige Vegetation, mehr konnte ich aufgrund der Finsternis draußen nicht erkennen. Davor stand ein zierlicher Schreibtisch, ein umso wuchtigeres Doppelbett an der rechten Seite, eine helle Sitzgarnitur an der linken Wand, darüber ein Flachbildfernseher und neben der Eingangstür Schränke und Regale. Ich zog die dunkelrote schwere Tagesdecke vom Bett und ließ mich in ein Meer von cremefarbig glänzenden Kissen fallen. Ich war müde und trotzdem noch so sehr aufgekratzt, dass ich unmöglich hätte schlafen können. Die Aufregung des ganzen Tages war einfach zu viel für mich. Ich hätte mir gewünscht, Santiago irgendwo allein treffen zu können. Hier waren so viele Männer ... Santiago liebte auch Männer, damit musste ich erst zurechtkommen. Ich hatte ja schon vermutet, dass ich nicht die einzige Frau in seinem Leben sein würde ... aber das! Andererseits hatte ich zu diesem Zeitpunkt wenigstens noch die Hoffnung, dass es zumindest keine anderen Frauen hier gab.
***
Ich erwachte durch ein leises Knurren. Mein Magen. Als ich die Augen aufschlug, musste ich mich erst einmal orientieren und stellte erschrocken fest, dass ich gestern anscheinend doch recht schnell eingeschlafen war. An meinem Körper konnte ich noch das hübsche Kleid fühlen und meine Reisetasche stand ungeöffnet neben dem Bett. Ich befreite mich aus der Decke und so hungrig ich auch war, vor einem Frühstück mit möglicherweise fünf gutaussehenden Männern, musste ich unbedingt ins Bad.
Auf dem Gang war es ruhig und ich hoffte auf eine einsame Dusche. Barfuß öffnete ich die Tür zum Badezimmer und ... meine Hoffnung zerplatze. Ich stotterte: »Guten ... Morgen, ähm, entschuldige ... Ich komme später wieder ...«
Keathan sprach durch den Spiegel mit mir: »Guten Morgen. Nein, bleib da, du störst mich nicht. Ich bin auch gleich fertig.«
Ich schämte mich ... mit meinen zerzausten langen Haaren, verwischter Schminke und dem Kleid von gestern. Wie gern hätte ich mich auf der Stelle wieder umgedreht, aber ich atmete tief durch und blieb. Keathan stand an einem der Waschbecken und rasierte sich. Um seine schlanken Hüften hatte er ein schwarzes Handtuch gewickelt und ich konnte seinen nackten muskulösen Rücken sehen. Seine sonnengebräunte Haut glänzte seidig und mehrere Tätowierungen zierten seinen Körper. Ein großes abstraktes Muster an seiner rechten Schulter, mystische Schriften an beiden Unterarm-Innenseiten, eigenartige Zeichen auf der linken Hand.
Ich drehte meine schweren Haare zu einem Knoten und putzte mir eilig die Zähne. Er lächelte, als sein Blick auf mein Kleid fiel. Vielleicht hätte ich mich mit diesem Dekolleté doch nicht nach vorn beugen sollen. Ich klatschte mir kaltes Wasser ins Gesicht und versuchte, ihn nicht zu beachten. Als ich wieder aufsah, verließ er gerade das Badezimmer. Endlich war ich allein.
Ich brauchte unbedingt eine Dusche. Schnell streifte ich das Kleid ab und fand auch tatsächlich den richtigen Knopf an der Felswand. Gleichzeitig verdunkelten sich alle Lichter und leise, langsame Musik ertönte, die mich irgendwie an sphärische Weltraumklänge erinnerte. Ein tropisch-warmer Nieselregen kam von der Decke und meine persönliche Dusche sprühte zusätzlich angenehm in meine Richtung. Mit geschlossenen Augen massierte ich meine Haare mit Shampoo, der Schaum streichelte über meine Schultern und ich vergaß alles um mich herum. Ich ließ mir das Wasser ins Gesicht spritzen, genoss die feinen Strahlen auf meiner Haut und spülte die letzten Schaumkronen von meinem flachen Bauch. Das Wasser lief
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