Gefaehrliche Liebe
vergehen können vor Scham ... deutete ein stummes »Nein« an, und wandte mich sofort wieder ab.
Daraufhin griff Keathan an mein Kinn. Er umfasste mit seiner großen Hand meinen ganzen Unterkiefer und hielt ihn fest, während Santiago weiter über meine Haare streichelte. Am liebsten wäre ich aufgesprungen und in mein Zimmer gelaufen. Es kostete mich alle Überwindung, stillzuhalten ... und diese beiden Hände, die es sich zur Aufgabe gemacht hatten, meine Gefühle zu verletzen, an meinem Kopf zu ertragen. Und umso weniger konnte ich mir erklären, warum ich plötzlich feucht zwischen meinen Beinen wurde. Ein wollüstiges Prickeln durchlief meinen Körper, als würde ich beginnen, es zu genießen. Vielleicht, weil mich nun zum ersten Mal zwei Männer gleichzeitig berührten? Oder, weil ein Fremder zusah? Obwohl mir das Spiel dieser beiden Hände Unbehagen bereitete und mich nervös machte, keimte die Fantasie in mir auf, dass sie mich nicht nur streichelten, sondern noch viel mehr mit mir anstellen wollten. Ich sah Bilder, wo ich ihnen meinen Körper hingab, beiden gleichzeitig, Santiago und Keathan – welch aufregender Gedanke – und nicht mal so abwegig, denn was sie taten, empfand ich eindeutig als Vorspiel.
Keathans Hand strich nun über meine Wangen und zum ersten Mal konnte ich mich überwinden, dabei zu ihm aufzusehen. Auch er bedachte mich mit einem kurzen Blick, dem ich mit aller Kraft versuchte standzuhalten. Verachtung und Überheblichkeit leuchteten aus seinen Augen und es grenzte fast an Selbstzerstörung, diesen Blick von ihm anzunehmen. Gleichzeitig fragte ich mich, ob er sehen konnte, dass ich ihn begehrte.
Immer wieder schloss ich meine Augen, fühlte nur Hände ... und versetzte mich in Gedanken an einen anderen Ort. Die Zeit wollte nicht vergehen. Meine Knie schmerzten. Und letztendlich hatte Santiagos Geschäftspartner Erbarmen mit mir. Er gab seinen Aufbruch bekannt und beendete damit mein Leiden.
***
»WAS war das vorhin?«, herrschte mich Santiago an, als wir wieder allein waren und er mich vor meinem Zimmer absetzte.
»Was meinst du?«, fragte ich unschuldig.
»Den Kuss! Was sonst!«
»Du hast mich verführt ...«, rechtfertigte ich mich kleinlaut und sah ihn treu ergeben aus glasigen Augen heraus an. Ich hoffte so sehr, er würde mir nun auf mein Zimmer folgen.
»Du musst lernen, deine Gefühle zu kontrollieren! Überhaupt wenn wir Besuch haben. Du kannst dir nicht vorstellen, wie unangenehm mir das war.«
Zwangsläufig musste ich lächeln ... Ihm unangenehm? Was sollte ich sagen ... Ich hatte bestimmt eine Stunde lang auf dem Boden gekniet.
Plötzlich traf mich eine Ohrfeige. Sofort griff er nach meinem Kinn und zwang mich, wieder in seine Augen zu sehen. »Ich hätte heute bei dir geschlafen ... aber das hast du nicht verdient!« Er nahm mir das Collier ab und verabschiedete sich mit einem gefühlskalten »Gute Nacht!«.
Gekränkt hielt ich meine Wange fest und brach in Tränen aus. Er hatte mir nicht mal einen Gutenachtkuss gegeben. Ich musste mit ansehen, wie er zu Keathan ging, der weiter vorn an seiner Zimmertür auf ihn wartete. Er würde mit ihm schlafen! Ich schluchzte verzweifelt ... und hasste Keathan.
Aber dann, Santiago war schon ein paar Schritte von mir entfernt, drehte er sich noch einmal nach mir um. Vielleicht hatte mein Tränenausbruch doch ein wenig an seinem Herzen gerührt. Völlig unerwartet kam er zu mir zurück und nahm mich in seine Arme.
Dankbar schmiegte ich mein Gesicht an seinen Hals, meine Lippen suchten sofort seine Nähe und übersäten ihn mit zittrigen kleinen Küssen. »Bitte ... bitte bleib bei mir ...«, schluchzte ich. »Ich tu alles, was du willst ...«, versuchte ich ihn zu bestechen.
Er antwortete nicht, ließ sich jedoch meine schüchterne Liebkosung gefallen und das gab mir Mut weiterzumachen. Meine Küsse wurden feuchter, ich berührte ihn zaghaft mit meiner Zunge und ganz vorsichtig mit meinen Zähnen. Ich wollte seine rasierte, grobe Männerhaut, die sich nur in den Abendstunden so wundervoll kratzig präsentierte, an meinen seidig zarten Lippen spüren.
Ein weiteres sehnsüchtiges »Bitte« drängte sich ihm entgegen und ich merkte, dass er von Sekunde zu Sekunde in seiner Entscheidung unsicherer wurde. Er hatte seine Finger in meinen langen Haaren vergraben und massierte zärtlich meine Kopfhaut ... als würde er gutheißen, was ich tat. Meine Hände ballten sich zu verkrampften Fäusten, um ihn nicht
Weitere Kostenlose Bücher