Gefaehrliche Liebe
würde, wenn ich nicht geduldig wartete, bis er mich das nächste Mal an seinen Körper zog und meine ihm ergebenen Lippen mit einem verheißungsvollen Kuss auf erneut unbestimmte Zeit vertröstete, sondern wenn stattdessen ich die Initiative ergriff.
Abwartend beobachtete ich eine Vielzahl von Mimiken, die über Santiagos Gesicht liefen. Sein Antlitz faszinierte mich wie am ersten Tag. Wie viele Mädchen wären wohl gern an meiner Stelle gewesen. Ich war so glücklich, hier neben ihm stehen zu dürfen und seine besitzergreifende Hand auf meiner nackten Haut zu fühlen. Sie hatte sich über den tiefen Ausschnitt an meinem Rücken in mein Kleid geschlichen und streichelte mich nun zärtlich an der Taille. Mir war klar, egal wozu ich mich gleich entschließen würde, mit meinen Händen durfte ich ihn nicht berühren. Also schmiegte ich mich an ihn, lehnte meine Stirn an seinen Hals und – in einer Phase, wo er gerade nur zuhörte und sich selbst nicht aktiv an dem Gespräch beteiligte – küsste ich ihn einfühlsam auf die Wange.
An seiner Körperspannung merkte ich sofort, dass ich mich mit dieser eigenmächtigen Handlung zu weit aus dem Fenster gelehnt hatte. Santiago erstarrte ... und schob mich von sich. Er strafte mich mit einem autoritären Blick, der einer Ohrfeige gleichkam, hätten wir nicht Besuch gehabt ... So wog ich mich einigermaßen in Sicherheit. Er würde bestimmt nicht die Fassung verlieren ... vor seinem Geschäftspartner. Doch plötzlich fasste er mir an den Nacken und sein Griff wurde beängstigend fest. Ich spürte jeden einzelnen Finger schmerzhaft und er drückte mich damit nach unten, sodass ich unweigerlich neben seinem Barhocker niederknien musste.
Der Immobilienmakler stockte in seinen Erklärungen.
Mein Herz klopfte. Verlegen senkte ich meinen Blick. Ich war geschockt, atmete aufgeregt und fand so schnell nicht mal Tränen für meinen Gemütszustand. Trotzdem wollte ich niemandem mehr in die Augen sehen ...
Santiago streichelte seelenruhig durch meine langen Haare, während er nach einem Schluck Whiskey unbeirrt versuchte, das Gespräch wieder ins Rollen zu bringen ... Doch der Gast war nun leicht aus dem Konzept.
»Ich werde mich wohl nie dran gewöhnen, welch eigenwilligen Umgang Sie mit dem weiblichen Geschlecht pflegen«, meinte er.
Santiago stieß einen verächtlichen Laut aus. »Machen Sie sich keine Sorgen um ihr Geschlecht. Sie ist bei mir in den besten Händen.«
Der Makler seufzte. »Sie erscheint mir etwas jung, um das wertfrei beurteilen zu können.«
»Ja ... mag sein ... aber sie ist alt genug, um für sich selbst zu entscheiden.«
Es entstand eine kleine Pause. Ich zitterte ... fühlte das Blut in mein Gesicht steigen ... und wartete auf ein Zeichen, wieder aufstehen zu dürfen ...
»Ich weiß nicht ...«, blieb der Makler skeptisch. »Sie kennen ja meine Tochter. Sie ist ungefähr in ihrem Alter ...«
»Ja, ich erinnere mich. Ein bildhübsches Mädchen.«
»Bitte«, unterbrach ihn der Makler angewidert, »ich will das aus Ihrem Mund nicht hören!«
Santiago lachte. »Sie verstehen mich falsch. Das war unabhängig von meinen persönlichen Ansprüchen, rein objektiv gemeint. Sie hätte das Zeug zu einem Supermodel.«
»Mit Sicherheit nicht! Sie wird einen anständigen Beruf erlernen ... und nicht ihren Körper vermarkten. Ich habe in ihrer Erziehung immer darauf geachtet, Werte zu vermitteln. Mit Erfolg! Sie studiert seit einem Jahr in Los Angeles Schauspiel ... und glänzt mit besten Zensuren!«
Santiago blies gelassen Rauch in die Luft. »Das freut mich für Sie.«
Der Makler entgegnete nichts mehr ... und nach ein paar anfänglichen Schwierigkeiten unterhielten sie sich weiter über geschäftliche Themen ... während ich auf dem Boden kniete.
Für Santiago hatte sich nicht viel verändert. Ich spürte seine Hand in meinen Haaren ... und an meinem Nacken ... Nur seine Küsse waren jetzt in schmerzlich weite Ferne gerückt. Aber darauf konnte ich mich kaum konzentrieren, denn ich kämpfte mit meinem Schamgefühl. Ich schaffte es nicht, meinen Blick auf die Gesichter der drei Männer zu richten. Während der Makler, wie Santiago, auf einem Barhocker saß, stand Keathan direkt vor mir. Und bestimmt empfand er Genugtuung dabei, dass ich nun nicht nur auf meine Knie, sondern auch in Santiagos Gunst gesunken war.
»Möchtest du etwas trinken?«, fragte mich die Stimme meines Geliebten und zwang mich damit, in seine Augen zu sehen.
Ich hätte
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