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Gefaehrliche Maskerade einer Lady

Titel: Gefaehrliche Maskerade einer Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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beinahe, es wäre nicht geschehen. Wäre ich in Unwissenheit geblieben, wäre dieser Tag anders verlaufen.“
    „Erzählen Sie weiter“, bat Rafe.
    „Mrs Whittacker war offenbar eine sehr enge Freundin von meinem Sohn und hat mir alles über Ayisha und ihre Mutter erzählt. Sie sagte, diese Sklavin habe ihre Klauen in Henry geschlagen, und er sei sehr unglücklich gewesen.“
    „Das kann ich mir nicht vorstellen“, entgegnete Rafe. „So, wie Ayisha über ihre Eltern spricht, waren beide sehr verliebt ineinander.“
    Lady Cleeve sah ihn sorgenvoll an. „Das musste sie sagen!“ Rafe schüttelte den Kopf. „Ayisha glaubt fest daran, und ich glaube ihr.“ Er beugte sich vor und legte eine Hand an Lady Cleeves Arm. „Und Sie werden ihr ebenfalls glauben, sobald Sie ihre leuchtenden Augen sehen, wenn sie von ihren Eltern spricht.“
    Lady Cleeve wirkte unsicher. „Mrs Whittacker sagte, Henrys Affäre mit dieser Frau sei der Skandal von Kairo gewesen. Das Mädchen kam einen Monat nach meiner Enkeltochter Alicia zur Welt, und das kann ich Henry niemals verzeihen. Wenn ich mir vorstelle, wie demütigend das für seine Frau gewesen sein muss.“
    „Ayisha sagte, ihr Vater sei sehr diskret gewesen. Sie glaubt nicht, dass seine Gemahlin je etwas über sie und ihre Mutter erfahren hat. Henry hat Ayisha und ihre Mutter erst nach dem Tod seiner Frau in sein Haus genommen.“
    Lady Cleeve schüttelte den Kopf. „Ich habe eine andere Geschichte gehört. Mrs Whittacker sagte, diese Frau habe plötzlich mit ihrem Kind vor seiner Tür gestanden und sich ihm förmlich aufgedrängt, während er noch um seine Frau und sein Kind getrauert hat. Sie sagte, es sei in Kairo allgemein bekannt gewesen, dass der bedauernswerte Henry übertölpelt worden war. Niemand habe geglaubt, dass Ayisha sein Kind war. Die Frau soll es ihm dreist untergeschoben haben.“
    „Und wie kommt es dann, dass Ayisha der Frau auf dem Gemälde so sehr ähnelt?“ Rafe wies auf das Porträt über dem Kamin.
    Lady Cleeve seufzte und sank tief in ihren Sessel. „Ich weiß nicht mehr, was ich denken soll.“
    „Ich habe Ihren Sohn nie kennengelernt, aber so, wie Ayisha ihn beschreibt, war er ein willensstarker, intelligenter Mann, der wenig auf die Meinung anderer gab. Er muss eigenwillig und stolz gewesen sein, manchmal vielleicht auch etwas egozentrisch und leichtsinnig, aber er ist ausgesprochen liebevoll mit Ayisha und ihrer Mutter umgegangen.“
    Lady Cleeve sah ihn verblüfft an.
    „Ich sollte hinzufügen, dass Egozentrik und Leichtsinn meine Interpretation von Ayishas Aussagen sind. Ayisha vergötterte ihren Vater und ließe niemals zu, dass man ein schlechtes Wort über ihn verliert.“
    Sie schwiegen eine ganze Weile, aber Lady Cleeves Mienenspiel sprach Bände. Sie kannte ihren Sohn, und er entsprach genau Rafes Beschreibung und nicht dem Bild, das Mrs Whittacker von ihm gezeichnet hatte.
    „Ayisha erzählte mir, dass sich Henry nach dem Tod seiner Frau oft seltsam verhalten habe. Nachdem er sie und ihre Mutter in sein Haus geholt hatte, nannte er sie im Beisein anderer häufig Alicia.“
    „Ja, das kann ich mir denken“, sagte die alte Dame gedehnt. „Sein Brief, in dem er mir mitteilte, dass Alicia und ihre Mutter verstorben waren, erschien mir seltsam verworren.“ Die vielen Fältchen in ihrem feinen Gesicht vertieften sich. „Aber aus welchem Grund sollte Mrs Whittacker solche Geschichten erfinden?“, fragte sie verständnislos. „Was versprach sie sich davon?“
    Rafe zuckte mit den Schultern. „Was denken Sie wohl?“
    Lady Cleeve schüttelte den Kopf. „Nichts. Höchstens meine Freundschaft.“
    Die Freundschaft einer einsamen alten, wohlhabenden Dame und Witwe eines Baronets, dachte Rafe, ohne es auszusprechen. Lady Cleeve sollte ihre eigenen Schlüsse ziehen. „Hat diese Frau Familie?“
    Lady Cleeve überlegte. „Sie ist verwitwet und lebt bei Verwandten. Es scheint keine besonders angenehme Situation für die Ärmste zu sein. Und wir sprachen davon“, sie stockte und sah Rafe an.
    „Was?“
    „Wir sprachen darüber, ob ich mir eine Gesellschafterin nehmen solle, und ja, ich konnte mir vorstellen, sie mit dieser Aufgabe zu betrauen.“ Lady Cleeve sank in ihren Sessel zurück. „Du meine Güte. Und ich habe ihr alles geglaubt. Sie war so überzeugend. Immerhin hat sie jahrelang in Kairo gelebt, und sie kannte Henry, da bin ich mir sicher, auch wenn er sie nie in seinen Briefen erwähnte. Aber er hat ja auch weder seine

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