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Gefaehrliche Maskerade einer Lady

Titel: Gefaehrliche Maskerade einer Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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aufgewachsen, die Landschaft hier war ihr völlig fremd. Sie kannte weder Felder noch Wiesen oder Hecken und dichte Wälder. Sie würde den meist genutzten Weg wählen, entschied er.
    Nachdem er etwa ein Dutzend Wege zu jedem Dorf und jedem Weiler im Umkreis von fünf Meilen erfolglos abgesucht hatte, wurde ihm bang. Er hatte ein paar größere Straßen überquert. Vielleicht war sie von einer Kutsche mitgenommen worden, vielleicht hatte sie einen Wagen angehalten.
    Sie hatte etwas Geld bei sich, es würde vielleicht bis Andover oder sogar bis Winchester reichen.
    Wenn der Kutscher rechtschaffen war.
    Aber Ayisha kannte sich mit Schurken aus, versuchte er sich einzureden. Sie kannte das Leben auf der Straße und war nicht gerade vertrauensselig. Wie lange hatte es gedauert, bis sie Vertrauen zu ihm gefasst hatte?
    Rafe stöhnte bei dem Gedanken.
    Sie vertraute ihm noch immer nicht und ahnte nicht, was er sich wünschte und was gut für ihn war. Andernfalls hätte sie ihn niemals verlassen.
    Eine Ehe mit mir würde Deinen Ruin bedeuten.
    Nicht seinen Ruin, sondern seine Rettung. Was kümmerte ihn die Meinung anderer Leute?
    Wieso hatte er sie nicht auf dem Schiff geheiratet? Ihre kirchliche Trauung hätten sie jederzeit nachholen können. Seine damalige Besorgnis, sie vor Tratsch und übler Nachrede zu bewahren, war völlig bedeutungslos geworden, jetzt, da er sie verloren hatte.
    Er hätte mit ihr über Axebridge und die Erbfolge sprechen müssen, hatte aber dem Thema keine Bedeutung beigemessen.
    Nein, er machte sich etwas vor. Natürlich war es wichtig. Den meisten Frauen gefiel der Gedanke daran, einen Adelstitel zu bekommen. Die meisten Frauen begehrten diesen Titel. Einige hatten ihn nur deshalb umworben.
    Hatte er tief in seinem Innern befürchtet, Ayisha wäre wie diese Frauen?
    Ihm wurde kalt. Strömender Regen schlug ihm ins Gesicht und durchnässte ihn bis auf die Haut. In seiner Hast hatte er nicht daran gedacht, seinen Mantel anzuziehen. Egal. Er schlug den Kragen hoch und setzte seine Suche verbissen fort. Wo zum Teufel mochte sie nur sein? Wo hatte sie Zuflucht gesucht? Er sah sie vor sich, wie sie auf nasser Erde unter einem Gebüsch kauerte, vollkommen durchnässt, verfroren und verzweifelt, der Gedanke war ihm unerträglich.
    Seine nassen Kleider klebten an ihm, und Rafe schlotterte vor Kälte, aber er wollte nicht aufgeben. Wenn er schon fror, wie sehr musste Ayisha dann frieren? Sie war das heiße Wüstenklima gewohnt? Ihre Frauenkleider waren zudem wesentlich ungeeigneter für Regenwetter als Männerkleidung. Er stutzte und zügelte sein Pferd. Sie hatte sich jahrelang als Junge verkleidet. Hatte sie es wieder getan?
    Er jagte zurück nach Penton Mewsey und fragte jeden, den er finden konnte. Aber niemand hatte einen jungen Burschen mit einem Koffer und einem Korb mit einer schwarz-weiß gefleckten Katze gesehen.
    Die Dämmerung brach herein. Der Regen hatte nachgelassen. Rafe wusste, dass es wenig Sinn hatte, dennoch ritt er alle Wege abermals ab und rief unentwegt ihren Namen. Doch seine Stimme verhallte ungehört im Dunkel der nächtlichen Landschaft. Es war so kalt geworden, dass seine Atemluft kondensierte. Der Mond verbarg sich hinter einer Wolkendecke, und bald konnte er keine zwei Schritte weit sehen. Außer dem Regen, der von den Zweigen tropfte, und den Hufen des Pferdes im nassen Matsch, war nichts zu hören.
    Er wendete sein erschöpftes Pferd und ritt nach Cleeveden zurück. Morgen würde er die Suche fortsetzen.
    Er schlief schlecht und stand im Morgengrauen auf. Diesmal nahm er sich eine Landkarte der Umgebung vor und organisierte eine Suche im militärischen Stil. Higgins war am Vorabend mit Rafes vierspänniger Karosse eingetroffen. Rafe übertrug dem ehemaligen Soldaten die Leitung der Suchmannschaft.
    Die Bediensteten wurden in Gruppen eingeteilt. Jede Mannschaft hatte Anweisung, einen bestimmten Abschnitt sorgfältig zu durchkämmen und nach einer jungen Frau oder nach einem jungen Burschen mit einer schwarz-weiß gefleckten Katze in einem Korb zu fragen. Möglichweise hatte Ayisha den schweren Koffer irgendwo stehen lassen, aber Cleo würde sie niemals im Stich lassen.
    Rafe ritt nach Andover und befragte die Bewohner. Am Nachmittag des Vortags war eine Kutsche durch den Ort gefahren, aber niemand wusste, ob eine junge Dame oder ein Bursche mit einer Katze im Wagen saß. Er wusste nicht, wohin er sich wenden sollte. London lag in östlicher Richtung, Portsmouth lag im Süden.

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