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Gefaehrliche Maskerade einer Lady

Titel: Gefaehrliche Maskerade einer Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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immer noch. Sie holte Kleidungsstücke und wickelte ihn darin ein. Er ließ es geschehen und schloss die Augen.
    Ayisha fand die Reiseapotheke und untersuchte den Inhalt. Es gab etwa ein Dutzend verkorkte Fläschchen, sorgfältig beschriftet, deren Verwendungszweck sie allerdings nicht kannte. Zwei der Pulver kannte sie: Chinin und Weidenrinde.
    Ein leises Klopfen an der Tür ließ sie auffahren. Sie sprang auf und griff nach den Pistolen. „Wer ist da?“
    „Higgins. Sonst niemand, versprochen, Miss.“
    Sie war nicht sicher, ob sie ihm trauen konnte. Vielleicht richtete der Kapitän gerade eine Waffe auf ihn. „Legen Sie alles vor die Tür und gehen wieder“, befahl sie.
    Sie wartete, bis seine Schritte wieder verklungen waren, dann öffnete sie die Tür und spähte vorsichtig auf den Korridor hinaus. Die Pistole hielt sie im Anschlag. Hoffentlich musste sie nicht schießen. Doch es war niemand da. Nur Higgins stand abwartend in einiger Entfernung.
    „Vielen Dank, Higgins“, rief sie. „Ich habe ihn untersucht und keine Beulen entdeckt. Das heißt, es gibt keine Anzeichen für die Pest. Sagen Sie das bitte dem Kapitän.“ Rafe konnte trotzdem an der Pest leiden, und sie würde es auch nicht verheimlichen, wenn es so wäre, aber bis dahin konnte es nicht schaden, den Kapitän und die Passagiere zu beruhigen.
    Eilig trug sie alles, was Higgins gebracht hatte, in die Kabine. Sie verriegelte die Tür und prüfte die Sachen. Der Kammerdiener hatte nicht nur an Handtücher, Laken, Decken, Schüsseln und an eine große Kanne heißen Ingwertee gedacht, sondern auch eine Schnabeltasse mitgebracht. Ayisha dankte Higgins im Stillen. Bei hohem Fieber musste der Patient viel trinken. Dank der Schnabeltasse konnte sie ihm den Tee leichter einflößen.
    Sie goss Tee ein und gab etwas von dem Chininpulver dazu. Sie war nicht sicher, welche Arznei wirksamer war, da aber beide Arzneien fiebersenkend wirkten, wollte sie ihm abwechselnd Chinin und Weidenrinde verabreichen.
    Sie verrührte das Pulver sorgfältig, dann hob sie Rafes Kopf ein wenig an und setzte ihm die Schnabeltasse an die Lippen.
    „Sie müssen trinken“, forderte sie sanft, als er stöhnend den Kopf abwenden wollte. „Ingwertee mit Honig und Chinin senkt das Fieber.“ Er schien zu begreifen und trank gehorsam, doch er verzog bei jedem Schluck das Gesicht, als habe er Schmerzen.
    Er trank eine halbe Tasse, dann sank er erschöpft ins Kissen zurück.
    Sie packte ihn in Decken und machte sich daran, die anderen Dinge zu überprüfen, die Higgins gebracht hatte. Darunter war auch ein medizinisches Handbuch, vermutlich vom Kapitän.
    Sie las aufmerksam darin. Besprühe das Krankenzimmer mit Essig, las sie, also besprenkelte sie die Kabine mit Essig.
    Anders als viele Ärzte, riet der Verfasser zu frischer Luft. Dem stimmte Ayisha von ganzem Herzen zu. Sie hatte bereits beide
    Bullaugen geöffnet. Die Luft war mild, salzig und frisch. Das konnte nur gut sein.
    Der Verfasser riet auch zum Aderlass im Frühstadium bestimmter Fieberarten, allerdings nur unter bestimmten Umständen. Sie verzog das Gesicht. Als ihr Vater krank war, hatte der Arzt ihn häufig zur Ader gelassen, und sie hatte grässliche Erinnerungen daran.
    Aber wenn sie Rafes Leben nur so retten konnte, würde sie es tun. Gottlob zeigte er noch keine Symptome der Pest.
    Sie las, dass manchen Patienten in Olivenöl geröstete Zwiebeln auf die Lymphdrüsenschwellungen im Bereich der Leisten sowie von Hals und Achselhöhlen gelegt wurden, um die Beulen aufzuweichen. Anschließend wurden sie geöffnet, um die Fäulnissäfte abfließen zu lassen. In dem Buch stand nichts über die heilende Wirkung dieser Behandlung und ob die Patienten überlebt hatten, doch da der Verfasser diese Methode erwähnte, musste sie Erfolg versprechend sein.
    Ayisha schluckte. Rafes Rasiermesser war scharf genug, um jede Beule aufzuschneiden.
    Bei ihren Eltern hatte man diese Behandlung nicht angewandt.
    Sein Schüttelfrost hatte sich gelegt. Nun wälzte sich Rafe rastlos von einer Seite zur anderen und warf alle Decken von sich. „Heiß, heiß, Wasser“, keuchte er.
    Sein Körper glühte. Ayisha wusch ihn sanft mit Essigwasser, um Rafe Linderung zu verschaffen. Immer wieder fuhr sie mit einem Schwamm vorsichtig über seinen breiten Brustkorb, der sich unter den schweren unregelmäßigen Atemzügen des Kranken hob und senkte. Und sie redete leise auf ihn ein, um ihn zu beruhigen und um ihm Kraft zu geben.
    Er war ein reicher

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